Mainz (ots) - Welche Haltbarkeit haben eigentlich Umfragen heutzutage? Noch vor wenigen Wochen schien die unter Martin Schulz erstarkte SPD kaum etwas aufhalten zu können. Dann gab es drei Klatschen nacheinander, wobei die jüngste bei der "kleinen Bundestagswahl" an Rhein und Ruhr am schwersten wiegt. Martin Schulz hat in seiner Heimat ein Debakel erlebt. Selbst dort wissen die Menschen offenkundig nicht, wofür er steht. Die Tatsache, nicht Sigmar Gabriel zu sein, ersetzt auch in angeblich politikfernen Zeiten noch kein Programm. In krisenhaften Tagen setzen viele Menschen auf in ihren Augen Bewährtes oder wenigstens Bekanntes anstatt auf jemanden, der jenseits von wohlfeilem Gerechtigkeits-Sprech keine Konturen hat. Davon profitiert hat in Düsseldorf - auch das ist bemerkenswert - mit Armin Laschet einer der treuesten Merkel-Paladine, der selbst im dicksten "Wir schaffen das"-Chaos immer zu ihr gehalten hatte. Das wahlentscheidende Potenzial der Flüchtlingsproblematik nimmt also ab und verschiebt sich in Richtung Sicherheitspolitik - eine klassische Domäne der Union. Auf diesem Feld kann sie auch gegen die AfD punkten, die zwar sicher in den Landtag kam, aber weit hinter den Zahlen zurückblieb, die sie noch vor wenigen Monaten eingefahren hätte. Ein Selbstläufer wird die Bundestagswahl für die Kanzlerin trotzdem nicht. In NRW haben auch landespolitische Themen wie die teilweise erbärmliche Infrastruktur und der wegen der Kölner Silvesternacht 2015 und der Pannen im Fall Amri zum Sicherheitsrisiko gewordene SPD-Innenminister Jäger eine Rolle gespielt. Am ehesten Vergleiche ziehen dürfen FDP und Grüne. Erstere, weil sie sich vom Image der Steuerspar-Partei befreit hat. Einem Wiedereinzug in den Bundestag steht so kaum noch etwas im Weg. Die Öko-Partei wiederum muss zittern. Dort, wo sie nicht wie noch in Schleswig-Holstein echte Typen in ihren Reihen hat, wird sie als überflüssig, selbstverliebt und realitätsfern empfunden. Trotzdem langt es am Rhein nicht oder nur ganz knapp für Schwarz-Gelb. Das ist die letzte Lehre des Sonntags: Hält die AfD ihr - prozentuales - Niveau und werden gleichzeitig alle möglichen Dreierkonstellationen ausgeschlossen, können wir uns bis 2021 auf eine Große Koalition in Berlin einstellen. Wenigstens muss Europa nicht bangen, dass auch bei uns Extremisten ans Ruder kommen könnten. Auf Deutschland ist offenbar Verlass. Auch wenn der Preis dafür sein könnte, dass wir statt im rumpelnden Schulz-Zug wieder in Muttis Schlafwagen landen.
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