Bremen (ots) - An der Diesel-Technologie hängen in Deutschland Zehntausende Arbeitsplätze. Jobs bei Autokonzernen, bei Zulieferern, in Forschung und Entwicklung. Doch der Diesel steckt tief in der Krise. Deutsche Hersteller indes lassen kaum eine Gelegenheit aus, seine Zukunftsfähigkeit zu beschwören - trotz oder gerade wegen des Abgas-Skandals. Umso mehr ist es ein Paukenschlag, wenn Volvo-Chef Hakan Samuelsson nun den Abschied vom Selbstzünder einläutet. Die Schweden wollen künftig nicht mehr in die Entwicklung neuer Diesel-Motoren investieren. Interessant ist die Argumentation: Nicht Kaufzurückhaltung im Lichte von Abgas-Manipulationen und drohenden Fahrverboten ist es, die Volvo als ersten namhaften Hersteller zu diesem Schritt bewegt. Sondern eine Kostenrechnung. Die Emissionsvorgaben der EU werden immer schärfer. Die neuen CO2-Grenzwerte ab 2020 können Hersteller nur mithilfe von Diesel-Autos in ihren Flotten einhalten. Aber noch härtere Auflagen würden gewaltige Investitionen in die Technik zur Eindämmung des Stickoxid-Ausstoßes nötig machen. Das hält Volvo für nicht mehr wirtschaftlich - und plant stattdessen mit einer reinen Elektro-Flotte. Rivalen wie BMW und Daimler gehen einen anderen Weg. Die Stuttgarter etwa haben drei Milliarden Euro in Produktion und Entwicklung einer neuen Motorengeneration investiert. Gleichzeitig treibt auch Konzernchef Dieter Zetsche seine Elektro-Offensive inzwischen mit Macht voran. Keine Frage, einen Markt für Diesel-Autos wird es in Europa weiterhin geben. Immer noch knapp die Hälfte der zugelassenen Fahrzeuge waren hier zuletzt Selbstzünder. Doch der Fall Volvo zeigt, wie rasch sich die Tektonik in der Autoindustrie verschiebt. Saubere Dieselmotoren sind technisch möglich. Nur zu welchen Kosten? Der Diesel könnte schneller zum Nischenprodukt werden, als manche glauben.
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