Schleswig-Holsteins Umweltminister Robert Habeck hat seinem Parteifreund Jürgen Trittin vorgeworfen, mit einem öffentlichen Ratschlag zur Koalitionsbildung in Kiel den Grünen geschadet zu haben. "Es geht für uns hier in Kiel und in der Politik insgesamt ja um Verantwortung. Wer Politik zum Machtgeschacher erklärt, verliert jede Glaubwürdigkeit", sagte Habeck der "Welt am Sonntag".
Habeck bezog sich mit seiner Kritik auf Trittins Auftritt in der Talkshow "Anne Will" vor zwei Wochen. Darin hatte sich Trittin an den FDP-Politiker Wolfgang Kubicki gewandt, der in Schleswig-Holstein Koalitionsverhandlungen mit CDU und Grünen befürwortet hatte und inzwischen entsprechende Gespräche führt. Klüger wäre, mit dem Wahlverlierer SPD zusammenzugehen, riet Trittin in der Sendung: Wenn zwei große Koalitionspartner zur Auswahl stünden, dann nehme man den kleineren, weil man dann mehr vom Kuchen habe.
Trittin erklärte, man solle mit der "geschwächten, kleineren Partei" koalieren, um ihr "mehr Macht abzunehmen". Nun machte Habeck seinem Ärger über Trittin Luft: "Die Menschen wählen mit Politikern auch Stellvertreter ihrer Sehnsüchte und Hoffnungen, nicht abgezockte Pokerspieler", sagte er. "Deshalb habe ich mich tatsächlich sehr über Jürgen Trittin geärgert." Denn durch seinen Ratschlag an Wolfgang Kubicki sei der Weg für die FDP zu einer Ampel-Koalition noch schwieriger geworden, "faktisch verbaut".
Er habe den Grünen in Schleswig-Holstein damit "einen Bärendienst erwiesen". Habeck betonte, falls die Verhandlungen mit CDU und FDP über eine Jamaika-Koalition in Schleswig-Holstein erfolgreich verliefen, sei das nicht als Signal für die Bundestagswahl im Herbst zu verstehen. "Die Verhandlungen laufen ausschließlich unter landespolitischen Vorzeichen", sagte Habeck. "Ein Modell für den Bund sehe ich darin nicht. Wir versuchen hier nur, aus einem schwierigen Wahlergebnis das Beste zu machen."