NEW YORK (dpa-AFX) - Hoffnungen auf ein langsameres Tempo der Zinsschritte in den Vereinigten Staaten in diesem Jahr haben am Freitag für einen Rekordlauf an der Wall Street und den Nasdaq-Börsen gesorgt. Durchwachsene Arbeitsmarktdaten waren der Auslöser.
Der US-Leitindex Dow Jones Industrial erreichte erstmals wieder seit Anfang März eine Bestmarke. Er kletterte bis auf 21 225 Punkte nach oben und legte rund zwei Stunden vor Handelsschluss noch um 0,34 Prozent auf 21 214,95 Zähler zu. Im Wochenverlauf gewann er damit 0,6 Prozent.
Der S&P 500 stieg am Freitag um 0,35 Prozent auf ein Hoch von
2438,59 Zählern und auch der Nasdaq 100
Nach den starken Daten aus der Privatwirtschaft am Vortag habe der Bericht der Regierung über den Arbeitsmarkt im Mai sehr negativ überrascht, hieß es. BayernLB-Analystin Christiane von Berg sprach von einem schwachen Arbeitsmarktbericht mit einem "äußerst verhaltenen Stellenaufbau". Außerhalb der Landwirtschaft waren in den USA im Mai 138 000 neue Stellen hinzugekommen, während Volkswirte im Schnitt mit einem Plus von 182 000 Jobs gerechnet hatten. Zudem wurde der Stellenzuwachs im März und April deutlich nach unten korrigiert.
Laut von Berg dürfte sich nun die Unsicherheit erhöhen, ob die US-Notenbank (Fed) in rund zwei Wochen tatsächlich den nächsten Zinsschritt ankündigen werde. "Am Ende sollte aber die Entscheidung knapp für einen Zinsschritt ausfallen", sagte sie. Marktexperte Jochen Stanzl von CMC Markets glaubt, die mäßigen Daten könnten die Fed von einer allzu schnellen Normalisierung der Geldpolitik abhalten. Womöglich würden die Zinsschritte kleiner ausfallen. Solcherlei Überlegungen bieten neuen Treibstoff für die Aktienmärkte. Sie blieben dann attraktiver als etwa Investitionen in zinsabhängige Anleihen.
Im Blick an diesem Tag stand zudem die Handelsbilanz der weltgrößten Volkswirtschaft im April. Der Fehlbetrag war auf 47,6 Milliarden Dollar gestiegen und damit deutlicher als erwartet. Erst vor wenigen Tagen hatte sich US-Präsident Donald Trump deutlich zum Thema Handelsbilanz-Defizit geäußert und die hohen Einfuhrüberschüsse negativ gewertet, weil sie aus seiner Sicht Arbeitsplätze in den Vereinigten Staaten vernichten.
Aus Unternehmenssicht standen Aktien von US-Ölgesellschaften im Blick, nachdem die Preise für die Sorten Brent und WTI zeitweise wieder unter 50 US-Dollar je Barrel (159 Liter) gesackt waren. Am Markt wurde auf den angekündigten Rückzug der USA aus dem Pariser Klimaschutzabkommen verwiesen. Es werde nun erwartet, dass die US-Ölproduktion noch stärker steige, sagte Eugen Weinberg, Rohstoffexperte der Commerzbank.
Im Dow büßten die Aktien von Chevron
Die Aktien von Hewlett Packard Enterprise, die im frühen Handel noch ihre kräftigen Vortagesverluste um rund 3 Prozent ausgeweitet hatten, erholten sich leicht. Sie verloren zuletzt nur noch 0,54 Prozent. Der IT-Dienstleister hatte am Donnerstag mit seiner Quartalsbilanz und dem Jahresausblick deutlich enttäuscht.
An der Nasdaq gelang den Aktien von Amazon
Die Broadcom-Papiere als Spitzenwert im Nasdaq-Auswahlindex legten mit plus 7,80 Prozent so deutlich zu wie seit mehr als einem Jahr nicht mehr und erreichten zudem einen Rekordstand bei 253,76 Dollar. Der Chiphersteller, der auch Apple und Samsung beliefert, hatte einen optimistischen Umsatzausblick für sein bis Ende Juli laufendes Geschäftsquartal gegeben./ck/he
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