Von Thomas Rossmann
NEW YORK (Dow Jones)--Nach zuletzt zwei Handelstagen mit teils heftigen Abgaben haben die Technologiewerte am Dienstag an der Wall Street eine leichte Erholung verzeichnet. Der Dow-Jones-Index und der S&P-500 schlossen die Sitzung in der Folge auf Rekordständen. Analysten zeigten sich wenig erstaunt über die Käufe. Immerhin seien die Quartalsergebnisse aus dem Technologiesektor zuletzt stark ausgefallen, weshalb Investoren auf dem niedrigeren Niveau wieder zugegriffen hätten. "Die Bewertungen sind definitiv hoch, aber in diesem Jahr ist noch jeder Rückgang sofort zu Käufen genutzt worden", so CEO Tom Manning von F.L. Putnam Investment Management. Es falle schwer zu glauben, dass es dieses Mal anders sei.
Auffallend an dem Ausverkauf war überdies, dass die Anleger nicht gänzlich aus Aktien gegangen seien, sondern in andere Sektoren umgeschichtet hätten - besonders in solche, die in diesem Jahr nicht besonders beliebt waren, wie Energiewerte. Auch Finanzwerte wurden gekauft, gestützt auch durch die geplanten Maßnahmen zur Bankenregulierung durch die Regierung von US-Präsident Donald Trump. Im Zentrum steht dabei eine Verschlankung der Regulierung von Kreditinstituten. Die Aktien von Goldman Sachs legten um 1,0 Prozent zu, JP Morgan stiegen um 0,3 Prozent. Für den Finanzsektor ging es um 0,4 Prozent nach oben.
Der technologielastige Nasdaq-Composite gewann 0,7 Prozent auf 6.220 Punkte, nachdem er am Freitag und Montag um insgesamt 2,3 Prozent nachgegeben hatte. Für den Dow-Jones-Index ging es um 0,4 Prozent auf 21.328 Punkte nach oben. Im Verlauf wurde bei 21.332 Punkten ein neues Rekordhoch markiert. Der S&P-500 legte um 0,5 Prozent auf 2.440 Punkte zu. Der Umsatz fiel auf 826 (Montag: 951) Millionen Aktien. Dabei kamen auf 2.097 (1.529) Kursgewinner 875 (1.449) -verlierer, während 122 (118) Titel unverändert schlossen.
Vor allem die Apple-Aktie hatte an den vergangenen Handelstagen deutlich unter Abgabedruck gestanden und insgesamt 6,4 Prozent eingebüßt. Nun wurde ein kleiner Teil der Verluste wieder aufgeholt, die Titel legten um 0,8 Prozent zu. Die Papiere der Google-Mutter Alphabet stiegen um 0,9 Prozent, Amazon gewannen 1,6 Prozent und Netflix erhöhten sich um 0,8 Prozent.
Verstärkt rückte aber auch die Zinsentscheidung der US-Notenbank am Mittwoch in den Fokus. Eine Erhöhung um 25 Basispunkte wird mehrheitlich erwartet. "Die Frage ist vor allem, wie die begleitenden Kommentare ausfallen", sagte Analyst Charlie Diebel von Aviva. Vorbörslich wurden die Erzeugerpreise mitgeteilt, die in der Kernrate etwas stärker anzogen als erwartet.
Merck mit Studie leichter
Mit Kursverlusten reagierte die Aktie des US-Pharmakonzerns Merck & Co auf die Nachricht, dass sich eine Medikamentenstudie verzögern wird. Das Unternehmen hat die Rekrutierung von Patienten für die Erprobung des Medikaments Keytruda zur Behandlung des Multiplen Myeloms, einer Form des Blutkrebses, vorübergehend gestoppt, um herauszufinden, warum einige Patienten, denen Keytruda verabreicht wurde, starben. Die Aktie verlor 1,7 Prozent.
Die Aktie von General Electric gab rund die Hälfte der Vortagesgewinne wieder ab und fiel um 1,7 Prozent zurück. Die Aktie hatte zu Wochenbeginn nach der Bekanntgabe des Rücktritts von CEO Jeff Immelt nach 16 Jahren an der Spitze des Konzerns um 3,6 Prozent zugelegt und damit die Gewinnerliste im Dow angeführt. Analyst Robert McCarthy von Stifel Nicolaus begrüßte den Schritt, warnte aber gleichzeitig davor, zeitnahe Veränderungen zu erwarten. Er bestätigte seine Kaufempfehlung für die Aktie.
Stärker unter Druck standen Science Applications International. Das Rüstungsunternehmen hat mit seinem Umsatz und den Margen im ersten Geschäftsquartal die Erwartungen des Marktes verfehlt. Die Aktie brach um 8,5 Prozent ein.
Der Kurs der Kinokette Imax legte dagegen um 5,2 Prozent zu, nachdem das Unternehmen Kostensenkungen angekündigt hat. Diese sollen mit dem Abbau von 14 Prozent der Arbeitsplätze weltweit erreicht werden. Überdies plant Imax einen neuerlichen Aktienrückkauf im Volumen von 200 Millionen Dollar.
Devisenhandel in engen Bahnen vor Fed-Entscheidung
Am Devisenmarkt bewegten sich die Währungspaare in engen Spannen. Der Euro notierte nach einigem Auf und Ab im späten US-Handel mit 1,1207 Dollar in etwa auf dem Niveau vom Montag. Nach Ansicht der ING dürfte sich der Euro im Vorfeld der US-Zinsentscheidung weiter in einer engen Handelsspanne bewegen. Die Analysten sehen diese von 1,1150 bis 1,1250 Dollar. Es wird mehrheitlich mit einer weiteren Erhöhung gerechnet, was den Dollar jedoch nur noch marginal bewegen dürfte, da ein solcher Schritt bereits eingepreist sei, hieß es weiter.
Der Goldpreis gab auch den fünften Handelstag im Folge nach. Die Aussicht auf eine erneute Zinserhöhung sorgte bei dem zinslosen Edelmetall für leichte Abgaben. Nachdem der Sprung über die Marke von 1.300 nicht gelungen sei, habe der Goldpreis Abwärtspotenzial. Auch ein Test des Anfang Mai gesehenen Niveaus von 1.220 Dollar sei möglich, so ein Teilnehmer. Die Feinunze verzeichnete zum US-Settlement ein Minus von 0,1 Prozent auf 1.269 Dollar.
Eine starke Auktion 30-jähriger Treasurys sorgte am US-Anleihemarkt für eine Erholung von anfänglichen leichten Verlusten. Im Gegenzug fiel die Rendite zehnjähriger Papiere erstmals seit fünf Handelstagen wieder leicht zurück. Aber auch hier seien alle Blicke auf die US-Notenbank gerichtet gewesen, hieß es. Die Rendite zehnjähriger Treasurys reduzierte sich um einen halben Basispunkt auf 2,21 Prozent.
Die Ölpreise zeigten sich volatil. Die Opec hat in ihrem Monatsbericht mitgeteilt, dass ihre Ölproduktion im Mai gegenüber dem April um 1 Prozent gestiegen ist. Demgegenüber gerieten tendenziell preisstützende Faktoren in den Hintergrund. So bewegen sich die saudischen Öl-Exporte aktuell in der Nähe eines 30-Jahrestiefs, wie mit den Daten der Saudi Aramco vertraute Personen sagten. "Entscheidend bleibt, wie die US-Schieferölproduzenten auf steigende Preise reagieren werden", so Mihir Kapadia von Sun Global Investments unter Verweis auf die jüngste ausgedehnte Fördermengenbegrenzung durch die Opec. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI stieg zum US-Settlement um 0,8 Prozent auf 46,46 Dollar. Für Brent ging es um 0,9 Prozent auf 48,72 Dollar nach oben.
=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 21.328,47 0,44 92,80 7,92 S&P-500 2.440,35 0,45 10,96 9,00 Nasdaq-Comp. 6.220,37 0,73 44,90 15,55 Nasdaq-100 5.751,82 0,76 43,64 18,26 US-Anleihen Laufzeit Akt. Rendite Bp zu Vortag Rendite Vortag +/-Bp YTD 2 Jahre 1,36 0,8 1,36 16,1 5 Jahre 1,78 0,0 1,78 -14,6 7 Jahre 2,02 -0,5 2,02 -23,2 10 Jahre 2,21 -0,5 2,21 -23,7 30 Jahre 2,86 -0,4 2,87 -20,4 DEVISEN zuletzt +/- % Di, 7:02 Uhr Mo, 17.15 Uhr % YTD EUR/USD 1,1207 +0,13% 1,1193 1,1202 +6,6% EUR/JPY 123,29 +0,12% 123,14 123,05 +0,3% EUR/CHF 1,0859 +0,09% 1,0849 1,0853 +1,4% EUR/GBP 0,8788 -22,28% 1,1307 1,1311 +3,1% USD/JPY 110,00 -0,01% 110,02 109,85 -5,9% GBP/USD 1,2754 +0,77% 1,2657 1,2676 +3,4% ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 46,48 46,08 +0,9% 0,40 -18,1% Brent/ICE 48,68 48,29 +0,8% 0,39 -17,2% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.267,02 1.264,98 +0,2% +2,04 +10,0% Silber (Spot) 16,87 16,82 +0,3% +0,05 +5,9% Platin (Spot) 928,45 942,50 -1,5% -14,05 +2,8% Kupfer-Future 2,60 2,62 -0,7% -0,02 +3,1% ===
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June 13, 2017 16:21 ET (20:21 GMT)
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