Bielefeld (ots) - Helmut Kohl füllte jeden Raum. Er beherrschte seine Umgebung. Das war seine Stärke - und seine größte Schwäche. Der Kanzler der Einheit ist tot. Er starb im Alter von 87 Jahren. Niemand lenkte bislang die Geschicke der zweiten, erfolgreichen Republik in Deutschland so lange und so uneingeschränkt. Deutsche Einheit, europäische Einigung, der Euro - all diese politischen Leistungen sind mit dem Namen Helmut Kohls verbunden. Sicher, diese historischen Errungenschaften sind dem Kanzler der Einheit als Ergebnis der erfolgreichen Arbeit seiner beiden sozialdemokratischen Vorgänger Willy Brandt und Helmut Schmidt auch gewissermaßen in den Schoß gefallen. Das ändert aber nichts an der historischen Rolle des Verstorbenen. Er war ein politisches Glückskind: In seiner Regierungszeit wehte oft der Mantel der Geschichte. Am Ende seines Lebens stand Helmut Kohl gleichwohl vor den Trümmern seiner Amtszeit: Von der CDU, der er 25 Jahre vorsaß, hatte er sich durch die Niederlegung seines Ehrenvorsitzes unwiderrufbar distanziert. Sie sich von ihm auch, auch wenn sie gerade in jüngerer Vergangenheit wieder seine Nähe suchte. Dass die amtierende CDU-Vorsitzende Angela Merkel länger für ihre Kondolenz durch ihren Sprecher benötigte als der SPD-Vizekanzler Gabriel - es ist ein marginales Zeichen des Bruchs, aber es ist eins. Auf alle seine Verdienste hat Helmut Kohl selbst einen Schatten gelegt: Er stellte sich über das Gesetz und verweigerte die Preisgabe seiner illegalen Spender. Das wiegt schwer in einer Gesamtwürdigung der Leistung eines deutschen Regierungschefs. Viele Wegbegleiter bagatellisieren diesen Fehler gern als "unschöne Fußnote". Doch tatsächlich hat dieses autokratische Selbstverständnis eines demokratisch gewählten Bundeskanzlers das Vertrauen in Politik und Demokratie getroffen. Vielleicht ist die Mahnung dieses Selbstverständnisses zugleich auch eine Mahnung, die Endlichkeit eines Amtes stärker zu respektieren. Bis zu seiner Abwahl und der Affäre war Helmut Kohl offen für streitige Debatten, konnte zuhören und vor allem sich mit berechtigter, auch scharfer Kritik auseinandersetzen, daraus Lehren ziehen und sich korrigieren. Die CDU hat eine ihrer größten Führungsfiguren verloren - Deutschland den Kanzler der Einheit. Seine Leistung muss in der Rückschau wohl größer bewertet werden als die Konrad Adenauers. Trotz alledem.
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