Von Carla Mozee, Sue Chang und Florian Faust
NEW YORK (Dow Jones)--Am Freitag ist die Wall Street den dritten Tag in Folge nicht vom Fleck gekommen. Zwar legten die Ölpreise etwas zu, doch von einer durchgreifenden Erholung konnte keine Rede sein. Zuletzt hatte der Ölpreisverfall die US-Börsen belastet. "Die Sorge, dass Angebot und Nachfrage auf dem Ölmarkt nicht so schnell in Einklang zu bringen sind, ist gestiegen", sagte Energieanalyst Brian Youngberg von Edward Jones. Auch die Konjunkturdaten lieferten wenig Kaufargumente. Der Dow-Jones-Index gab einen Zähler auf 21.396 Punkte ab, S&P-500 und Nasdaq-Composite legten dagegen um 0,2 bzw. 0,5 Prozent zu. Technologie- und Softwarewerte stützten die Nasdaq, die auf Wochensicht über 1 Prozent gewann und damit eine zweiwöchige Durststrecke beendete. Umgesetzt wurden an der NYSE 2,08 (Donnerstag: 0,85) Milliarden Aktien. Da der Indexbetreiber FTSE Russell seine jährlichen Änderungen an seinen Indizes verkündete, zählte die Sitzung zu den etwas lebhafteren - zumindest umsatzseitig. Dabei kamen auf 2.022 (1.723) Kursgewinner 931 (1.231) -verlierer, während 136 (157) Titel unverändert schlossen.
Daten überzeugen nicht
Auch mit Blick auf Daten aus der Eurozone warnten Händler, der Höhepunkt des Wirtschaftsaufschwungs könnte vielleicht schon erreicht sein. Denn die US-Wirtschaft hat im Juni an Schwung verloren. Der vom IHS Markit Institut erhobene Sammelindex für die Produktion in der Privatwirtschaft - Industrie und Dienstleister zusammen - fiel, hielt sich aber im Wachstumsbereich. "Die Wirtschaft hat das zweite Quartal mit einer etwas schwächeren Note beendet", sagte IHS-Markit-Chefökonom Chris Williamson. Die Einkaufsmanagerindizes des verarbeitenden Gewerbes und das Pendant für das Dienstleistungsgewerbe verfehlten jeweils die Erwartungen. Das galt auch für die Neubauverkäufe im Mai. Dafür kletterten die Verkaufspreise für Einfamilienhäuser auf Rekordstand.
James Bullard, US-Notenbankgouverneur aus St. Louis, wiederholte derweil seine Überzeugung, dass die Federal Reserve erst einmal auf weitere Zinserhöhungen verzichten sollte. Fed-Kollegin Loretta Mester aus Cleveland zeigte sich derweil überzeugt, dass die Inflation das gewünschte Maß von 2 Prozent erreichen werde. Sie unterstützte daher eine weitere Zinsanhebung 2017. Fed-Gouverneur Jerome Powell äußerte sich nicht unmittelbar zur Geldpolitik.
Stresstest stützt Bankenwerte nicht
Nach anfänglichen Aufschlägen drehte der Bankensektor ins Minus und büßte 0,5 Prozent ein. Die großen US-Banken hatten den jüngsten Stresstest bestanden. 34 der großen Geldhäuser hätten ihre Abwehrmaßnahmen gegen widrige Bedingungen seit der Finanzkrise 2008 deutlich verbessert, teilte die US-Notenbank am Vorabend nach Börsenschluss mit. Für die Branche war das eine gute Nachricht, haben die Banken nun ein Argument mehr in der laufenden Debatte über Deregulierungen der Branche. Zur Stunde der Wahrheit kommt es nun in der kommenden Woche, wenn die Fed den zweiten Teil des Stresstests veröffentlicht.
Zählte der Gesundheitssektor am Vortag nach einer Gesetzesinitiative der republikanischen Senatsfraktion zur den Gewinner, verflüchtigte sich der Optimismus zum Wochenschluss. Die Branche zeigte sich knapp im Minus. Abweichler in der eigenen Fraktion ließen eine Mehrheitsfindung unwahrscheinlicher werden.
Ölpreisverfall möglicherweise vor dem Ende
Die Ölpreise zeigten sich hoch volatil und erholten sich letztlich erneut ganz leicht. Der Preis für ein Barrel Rohöl der US-Sorte WTI stieg um 0,6 Prozent auf 43,01 Dollar, Nordseeöl der Sorte Brent um 0,7 Prozent auf 45,54 Dollar. Damit endete die die fünfte Woche in Folge mit Abschlägen. Es gab Hinweise darauf, dass sich die großen Ölproduzenten an die vereinbarten Förderkürzungen halten, doch befand sich der Ölpreis nach wie vor in einem Bärenmarkt. Allerdings stieg in den USA die Anzahl der aktiven Erdölförderanlagen trotz des jüngsten Preisverfalls erneut, was die Bemühungen um Förderkürzungen konterkarierte.
Der Goldpreis erholte sich weiter, was Beobachter auf den etwas schwächeren Dollar zurückführten. Die Feinunze stieg im späten US-Geschäft um 0,5 Prozent auf 1.256 Dollar. Auch die schwachen US-Daten und die Unsicherheit über die nächste Zinserhöhung stützten.
Die US-Währung gab am Freitag auf breiter Front nach, vor allem aber zum Euro. Die Gemeinschaftswährung werde von den insgesamt soliden Konjunkturdaten aus der Eurozone gestützt, hieß es. Die Einkaufsmanagerindizes für die Eurozone lagen zwar leicht unter den Erwartungen, verharrten aber auf hohem Niveau. Das produzierende Gewerbe der Eurozone verbuchte die beste Entwicklung seit sechs Jahren. Für einen Euro wurden zuletzt 1,1197 Dollar gezahlt - im Tagestief waren es 1,1145 Dollar gewesen.
Am US-Anleihemarkt stiegen die Notierungen angesichts der mauen US-Daten. Die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen ermäßigte sich um einen Basispunkt auf 2,14 Prozent.
Blackberry nach Zahlenausweis unter Druck
Die von Blackberry veröffentlichten Geschäftszahlen wurden mit Enttäuschung aufgenommen. Die Aktie brach um 12,2 Prozent ein. Das Unternehmen hatte zwar im ersten Geschäftsquartal überraschend einen Gewinn erzielt, dieser war aber der Rückzahlung von fast 940 Millionen Dollar an Lizenzgebühren durch Qualcomm geschuldet, die ein Gericht im Frühjahr angeordnet hatte. Der Umsatz lag unter den Erwartungen des Marktes.
Auch Finish Line hatte mit Umsatz und Gewinn im ersten Quartal die Erwartungen verfehlt. Allerdings bestätigte der Sportschuhanbieter die eigene Prognose und sorgte so für Erleichterung. Die Aktie legte um 7,4 Prozent zu. Die Quartalszahlen von Bed Bath & Beyond verfehlten ebenfalls die Markterwartungen, die Titel stürzten um 12,1 Prozent ab und erlebten den schwärzesten Tag seit Januar 2014.
Der Motorradbauer Harley Davidson spricht mit der Volkswagen AG über den Erwerb der Audi-Tochter Ducati. Die Gespräche befänden sich aber noch in einem frühen Stadium und würden auch nicht exklusiv geführt, berichten drei Informanten. Die Titel sanken um 1,2 Prozent. Synchronoss Technologies schossen dagegen um 33,3 Prozent empor. Die Beteiligungsgesellschaft Siris Capital hatte ein Übernahmegebot für den Cloud-Dienstleister abgegeben. Portola schnellten gar um 46,7 Prozent in die Höhe. Das Pharmaunternehmen hatte eine wichtige Medikamentenzulassung erhalten.
=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 21.394,76 -0,01 -2,53 8,26 S&P-500 2.438,30 0,16 3,80 8,91 Nasdaq-Comp. 6.265,25 0,46 28,56 16,39 Nasdaq-100 5.803,11 0,40 23,24 19,32 US-Anleihen Laufzeit Akt. Rendite Bp zu Vortag Rendite Vortag +/-Bp YTD 2 Jahre 1,34 -0,4 1,34 13,4 5 Jahre 1,75 -0,3 1,76 -16,9 7 Jahre 1,97 -1,1 1,98 -27,9 10 Jahre 2,14 -0,7 2,15 -30,3 30 Jahre 2,72 -0,1 2,72 -35,2 DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8.19 Uhr Do, 17.25 Uhr % YTD EUR/USD 1,1197 +0,26% 1,1168 1,1159 +6,5% EUR/JPY 124,58 +0,28% 124,24 124,27 +1,3% EUR/CHF 1,0855 +0,15% 1,0839 1,0850 +1,3% EUR/GBP 0,8798 +0,08% 0,8791 1,1354 +3,2% USD/JPY 111,27 +0,02% 111,25 111,37 -4,8% GBP/USD 1,2727 +0,20% 1,2701 1,2670 +3,2% ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 43,09 42,74 +0,8% 0,35 -24,3% Brent/ICE 45,66 45,22 +1,0% 0,44 -22,3% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.255,93 1.250,05 +0,5% +5,88 +9,1% Silber (Spot) 16,71 16,55 +1,0% +0,16 +4,9% Platin (Spot) 929,00 927,25 +0,2% +1,75 +2,8% Kupfer-Future 2,62 2,60 +0,9% +0,02 +4,2% ===
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June 23, 2017 16:18 ET (20:18 GMT)
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