Liebe Leserin, lieber Leser,
während bei Tesla derzeit die Serienproduktion des "Model 3" anläuft, in das große Hoffnungen gesetzt werden, positioniert sich BYD auch im Geschäft mit Elektro-Bussen. So meldeten die Chinesen, nach einer entsprechenden Ausschreibung die geplanten 23 zusätzlichen Busse für die Londoner Buslinie 46 zu liefern.
Chart BYD-Aktie
Dargestellt ist der Kursverlauf in Euro. Quelle: Finanzen100.
Und dann ist da noch "Go-Ahead London", die auch ab 2018/2019 insgesamt 30 BYD-Elektro-Busse einsetzen möchten, so teilte BYD mit. Hier zahlt sich die Vorarbeit von BYD aus. Ich weiß, 23 oder auch 30 Busse sind nicht die Welt und Tesla hantiert mit ganz anderen Zahlen. Mir gefällt der Ansatz von BYD aber nicht schlecht. Erst einen Fuß in der Tür, dann zeigen, dass die eigenen Produkte gut sind, und dann Folgeaufträge sichern. So fahren auf der Londoner Buslinie 98 seit Mai 2016 bereits fünf Elektro-Busse von BYD, so das Unternehmen.
BYD: Erst fünf, dann 23 Elektro-Busse in London
Die haben sich offensichtlich bewährt, weshalb nun die Linie 46 auch mit BYD-Elektrobussen ausgerüstet wird. Also fünf Elektro-Busse zunächst, jetzt 23. Wenn die ebenfalls überzeugen, dann werden es vielleicht noch mehr. Und größere Kommunen weltweit könnten die Entwicklung in London im Blick behalten. Denn Elektro-Busse bedeuten natürlich auch weniger Emissionen - gerade in Großstädten ein wichtiger Aspekt. Ein echter Mehrwert für Mensch und Natur, und wenn sich damit auch noch Geld verdienen lässt, gefällt mir das noch besser. Im Blick behalten.
Dann der Blick auf Bilfinger:
Bilfinger ist eines dieser Unternehmen, die ich eigentlich "gern haben möchte"…doch immer wieder gibt es überraschend negative Nachrichten dazu. Konkret: Gewinnwarnungen/Umsatzwarnungen…sind fast schon zum Standard bei Bilfinger geworden. Zuletzt hieß es dazu von Seiten des Managements: "Für das Gesamtjahr 2017 erwartet Bilfinger anstelle des bisher prognostizierten Margenanstiegs um rund 100 Basispunkte nun ein ausgeglichenes bereinigtes EBITA."
Also mal wieder nix mit der vorigen Prognose. Und Ebitda ist bekanntlich das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen. Wenn es "bereinigt" ist, dann werden da diverse bilanzielle Spielräume genutzt. Und wenn dann trotzdem, sogar wenn Steuern, Zinsen und Abschreibungen rausgerechnet werden, nur eine "Null" übrig bleibt, ist das gewiss kein Anlass zur Freude.
Bilfinger: Negative Auswirkungen von 55 Mio. Euro
Allerdings ist diese erneute Gewinnwarnung wohl nicht wegen negativer Entwicklung im operativen Geschäft zustande gekommen - denn der Ausblick im Hinblick auf Konzernleistung und Auftragseingang 2017 wurde vom Management ausdrücklich bestätigt. Die Belastung des Ergebnisses kommt Bilfinger zufolge wegen "Vorsorgen für Altprojekte in den USA" zustande, die das Ebita in Höhe von 55 Mio. Euro belasten sollen. Warum das erst zum Zeitpunkt der Meldung bekannt war, dass für diese Altprojekte "bilanzielle Vorsorge" getroffen werden muss, wurde nicht gesagt.
Nun, da bei Bilfinger habe ich den Eindruck, dass die Erwartungen der Aktionäre ohnehin nicht besonders hoch sind (nach dem Motto, ach wieder eine Gewinnwarnung) - was auch eine Chance sein kann. Denn hohe Erwartungen können leicht enttäuscht werden. Wenn die Erwartungen hingegen niedrig sind, sind im Gegenzug positive Überraschungen leichter drin. Eine positive Überraschung war die jüngste Gewinnwarnung aber dann doch nicht.
Und dann noch das Zitat zum Tag: "Es ist ein großer Unterschied, ob einer nicht sündigen will oder nicht zu sündigen weiß." - Michel de Montaigne
Mit herzlichem Gruß!
Ihr
Michael Vaupel