Liebe Leserin, lieber Leser,
da es derzeit so viele Quartals- bzw. Halbjahreszahlen gibt, melde ich mich ausnahmsweise auch am Sonntag mal bei Ihnen. Und zwar mit ein paar Anmerkungen zunächst zu den neuen Zahlen von VW.
Chart VW Stamm-Aktie
Quelle: tradingview.com
Hier die Eckdaten: Im ersten Halbjahr 2017 sind die Umsätze des Volkswagen Konzerns um 7,3% auf 115,862 Mrd. Euro gestiegen (Vorjahreswert: 107,935 Mrd. Euro). Das operative Ergebnis explodierte regelrecht, und zwar um 67% auf 8,916 Mrd. Euro. Die Investitionen (laufendes Geschäft) stiegen um deutliche 36,7% auf 7,04 Mrd. Euro. Und per 30.6.2017 hatte VW 23,745 Mrd. Euro auf der hohen Kante (= Netto-Liquidität)! Ein Jahr zuvor waren es allerdings noch 28,778 Mrd. Euro gewesen.
VW: Netto-Liquidität von 23,745 Mrd. Euro
Wieso dieser Rückgang der liquiden Mittel? Deshalb: Der Netto Cash-Flow war bei VW im ersten Halbjahr mit -4,795 Mrd. Euro sehr negativ (Vorjahr: +5,135 Mrd. Euro). Was war da los? Wenig verwunderlich lag dies an den "unerwartet hohen Mittelabflüssen aus der Dieselthematik". Genau, "Dieselthematik" ist die euphemistische Sprechweise dafür bei VW.
In den Quartalszahlen wird ab Seite 19 auf die diversen Klagen und Rechtsstreitigkeiten von VW bzw. Tochterunternehmen verwiesen - unter dem Punkt "PROGNOSE-, RISIKO- UND CHANCENBERICHT". Ich kann keine seriöse Einschätzung in Bezug auf den Ausgang der diversen Rechtstreitigkeiten geben, bei Interesse können Sie diese Punkte in den VW-Quartalszahlen nachlesen (wie gesagt, ab Seite 19):
Halbjahresfinanzbericht 2017
Dann der Blick auf Linde:
Auch bei Linde gab es Quartals- bzw. Halbjahreszahlen! Am Freitag veröffentlichte der Technologie-Konzern diese. Und zwar auch hier zuerst der Blick auf die Eckdaten: Im ersten Halbjahr 2017 stiegen die Umsätze bei Linde gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 4,7% auf 8,653 Mrd. Euro. Das Ebit (= Ergebnis vor Steuern und Zinsen) ging allerdings um 7,2% auf 1,007 Mrd. Euro zurück.
Aber kennt man ja, solche Werte werden gerne um Sonderfaktoren bereinigt (so heißt das), und so lag das Ebit vor Sondereinflüssen mit 1,168 Mrd. Euro um 3,9% über dem Vorjahreswert. Die operative Marge blieb im wichtigsten Bereich Gase ("Gases Division") laut Linde mit 28,6% exakt auf dem Niveau des Vorjahreszeitraums.
Linde: Hohe Aufwendungen für Programm zur Steigerung der Effizienz
Interessanterweise sank die Zahl der Mitarbeiter(innen) um 1,8% auf 58.649 Menschen. Unter dem Strich blieb ein Gewinn nach Steuern von 656 Mio. Euro, das waren 3,5% weniger als im Vorjahreszeitraum, wo noch 680 Mio. Euro Gewinn nach Steuern erzielt worden. Finde ich nicht berauschend, auch vor dem Hintergrund, dass Linde aufgrund gesunkener Finanzierungskosten 39 Mio. Euro weniger aufwenden musste für seine Schuldenlast.
Wieso also der Rückgang des Ergebnisses? Zwei Gründe: Erstens: 134 Mio. Euro für ein Programm zur Steigerung der Effizienz im Berichtszeitraum. Zweitens: 27 Mio. Euro im Berichtszeitraum an Aufwendungen für den geplanten Zusammenschluss mit Praxair. Unter Berücksichtigung dieser beiden Punkte sieht das Linde-Ergebnis dann gar nicht mehr so schlecht aus. Nach dem Motto: Da kann man nicht meckern.
Und hier noch das Zitat zum Tag: "Einen Tag ungestörter Muße zu verbleben heißt, einen Tag ein Unsterblicher zu sein." - Chinesisches Sprichwort
Schönes Rest-Wochenende!
Ihr
Michael Vaupel