Berlin (ots) - Die Autolobby wird dieser Tage wohl ungern daran denken, dass Martin Luther vor 500 Jahren seine Thesen an die Kirche in Wittenberg nagelte. Denn die Sache, die ihn einst dazu bewegte, ist hinlänglich bekannt: Es waren die Ablassbriefe, mit denen man sich damals bei der katholischen Kirche von seinen Sünden freikaufen konnte. Und eben jenes Prinzip finden die Autobauer derzeit offenbar ganz gut, um sich vor Diesel-Fahrverboten zu schützen. So lässt sich der Vorschlag der Autolobby, einen Mobilitätsfonds einzurichten, mit dessen Hilfe die Luft in den Innenstädten sauberer gemacht werden soll, nur als Vorschlag eines Ablasshandels interpretieren. Eine dreistellige Millionensumme, die die Branche dafür aufbringen will, hört sich zwar nach viel Geld an. Doch wenn sie es wirklich ernst meinen würde, dann würde sie sich nicht dagegen wehren, in die von überhöhten Abgaswerten betroffenen Pkw sauberere Motoren einzubauen, statt lediglich ein billiges Softwareupdate anzubieten. Vielleicht würde sie sich sogar mit dem Gedanken anfreunden, mehr E-Autos zu bauen und dass manch älterer Diesel runter von der Straße gehört. Doch da dies alles nicht der Fall ist, liegt der Verdacht nahe, dass ein Mobilitätsfonds die Luft in den Städten nicht sauberer machen wird. Es ist im Luther-Jubiläumsjahr also mal wieder Zeit für die eine oder andere grundlegende Reform. Zum Beispiel bei der Mobilität: weg vom fossilen motorisierten Individualverkehr, hin zu mehr Fahrrad, Bahn und Elektroauto. Das wäre vielleicht sogar mal etwas Revolutionäres.
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