Liebe Leserin, lieber Leser,
da will es aber einer wissen: Bei Stada waren bekanntlich im Frühsommer "Bain Capital" und "Cinven" (über ihre Erwerbsgesellschaft Nidda Healthcare Holding AG) mit einem Übernahmeangebot für Stada knapp gescheitert.
Chart Stada-Aktie
Quelle: tradingview.com
Bei dem freiwilligen öffentlichen Übernahmeangebot war die Mindestannahmeschwelle auf 67,5% herabgesetzt worden und die Annahmefrist verlängert worden. Es hatte nichts genützt:
Ende Juni 2017 hatte Stada mitgeteilt, dass 65,52% der Stada-Aktien angeboten worden waren - zu wenig, denn es lag unter der Schwelle. Übernahmeangebot gescheitert. Anfang Juli dann hieß es von Seiten von Stada, dass "Bain Capital und Cinven Antrag auf Befreiung von einjähriger Sperrfrist zur Abgabe eines erneuten freiwilligen öffentlichen Übernahmeangebots" erwägen.
Stada: Wechsel im Vorstand
Dann - Zack - legten Anfang Juli der Vorstandsvorsitzende und ein weiteres Mitglied des Vorstands bei Stada ihre Ämter nieder. Warum, hat das was mit den Übernahmeplänen zu tun? Offiziell wurde nur mitgeteilt, die Amtsniederlegung erfolge aus persönlichen Gründen. Das kann alles und nichts bedeuten. Interessant jedenfalls: Einige Tage später dann der Antrag von Bain Capital und Cinven bei der Bafin, die einjährige Sperrfrist zur Abgabe eines erneuten Angebots zu verkürzen - "mit Zustimmung von Stada"! Und wieder ein paar Tage später dann schon das neue Angebot:
Laut Stada werden 66,25 Euro pro Aktie geboten (davon 65,53 Euro Angebotspreis plus 0,72 Euro Dividende). Die Mindestannahmeschwelle soll diesmal bei 63% liegen. Und wieder einige Tage später die Meldung von Stada: "Vorstand und Aufsichtsrat der STADA empfehlen Annahme des erneuten Übernahmeangebots". Klappt es also diesmal? Die Chance ist meiner Einschätzung nach besser als beim letzten Mal - da das Angebot laut Stada 0,25 Euro über dem vorigen Angebot liegt und die Angebotsschwelle auf 63% gesenkt wurde. Doch offensichtlich sind einige skeptisch, denn der Kurs der Stada-Aktie steht bei knapp 64 Euro und damit doch spürbar unter der Höhe des Angebots.
Dann der Blick auf Innogy:
Das Halbjahresergebnis liegt "voll im Plan", teilt Innogy mit. Und weiter, Zitat: "innogy bestätigt positiven Ausblick für das Geschäftsjahr 2017". Das klingt ja erstmal klasse. Aber wenn ich mir die Details anschaue, dann frage ich mich doch, ob es im "voll im Plan" liegt, dass die Stromerzeugung (Erneuerbare Energien) bei Innogy im ersten Halbjahr 2017 um 10,5% auf 5,1 Mrd. KwH gesunken ist. Oder dass die Nettoverschuldung gegenüber dem Stand Ende 2016 weiter gestiegen ist, und zwar um 1,4 Mrd. Euro auf 17,1 Mrd. Euro. Oder dass der Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit im ersten Halbjahr um 41,3% (!) auf 239 Mio. Euro gesunken ist.
Innogy: Die Schuldenlast ist in 6 Monaten um 1,4 Mrd. Euro gestiegen
Als Gründe für den Rückgang der Stromerzeugung werden unterdurchschnittliche Wetterverhältnisse an den Wind- und Wasserkraft- Standorten genannt. (Wobei ich als Laie gedacht hätte, bei der Wasserkraft ließe sich besser planen.) Und siehe da, bereinigt um diverse Sonderfaktoren ist das Ebit (= Ergebnis vor Zinsen und Steuern) sogar gestiegen, und zwar um 3,5% auf 1,725 Mrd. Euro. Das Management bestätigte das Ziel für 2017: Das bereinigte Nettoergebnis soll im Gesamtjahr um "mindestens 7%" auf "über 1,2 Mrd. Euro" gesteigert werden.
Die Ausschüttungsquote (Dividende) soll im Bereich 70-80% liegen, was einer schönen Dividendenrendite entsprechen würde. Ich würde Innogy eigentlich gar nicht schlecht finden - wenn nicht die Mutter RWE eine beachtliche belastende Schuldenlast an Innogy "vererbt" hätte.
Und hier noch das Zitat zum Tag: "Der Wein erfreut das Herz des Menschen. Nur das Übermaß schadet." Benedikt von Nursia
In diesem Sinne!
Ihr
Michael Vaupel