Die spanische Polizei hat am Samstag in Granada den türkischstämmigen deutschen Schriftsteller Dogan Akhanli festgenommen - auf Veranlassung der türkischen Regierung. Was genau ihm vorgeworfen wird, weiß selbst Akhanlis Anwalt Ilias Uyar nicht.
"Es ist unglaublich, dass die Türkei kritische Köpfe nun einfach im Ausland jagen lässt", sagte er dem "Spiegel". Akhanli war 2010 schon einmal bei der Einreise in die Türkei festgenommen worden und hatte wegen angeblicher Teilnahme an einem 1989 geschehenen Raubüberfall mehrere Monate in Untersuchungshaft verbracht. 2011 wurde Akhanli aus Mangel an Beweisen freigesprochen, 2013 war der Freispruch aber wieder aufgehoben worden und ein internationaler Haftbefehl wurde erlassen. SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz hat die Verhaftung des Schriftstellers als einen "ungeheuerlicher Vorgang" verurteilt und die Bundesregierung und die Europäische Union zu einer deutlichen Reaktion aufgefordert.
Schulz sagte "Bild am Sonntag": "Es muss mit aller Vehemenz darauf gedrungen werden, dass Herr Akhanli nicht in die Türkei ausgeliefert wird und stattdessen schnellst möglich freigelassen wird. Das Verhalten von Präsident Erdogan trägt inzwischen paranoide Züge." Gerade auf dem Boden von Mitgliedsstaaten müsse die EU ihre klare Haltung beim Thema Menschenrechte deutlich machen. Schulz: "Dass Herr Erdogan in der Türkei unschuldige Menschenrechtsaktivisten und Journalisten verhaftet, ist ein Skandal. Wenn er dies nun auch außerhalb des Territoriums der Türkei versucht, müssen wir uns als Europäer dem entschlossen entgegenstellen und sagen: So nicht!"