Regensburg (ots) - Welche Fehler wurden gemacht? Diese Frage stellt sich immer, wenn Attentate gelingen. Gleichermaßen gilt das für die Frage, ob genug gegen den Terror getan wird. Das Herzstück aller Sicherheitsdebatten ist aber jene Frage, die darum kreist, wie eine Gesellschaft, die Freiheit und Toleranz als Werte hochhält, auf Taten reagieren muss, die letztlich bezwecken, dass sich Gesellschaften von diesen Werten abwenden. Las Ramblas in Barcelona war aus Sicht der Terroristen ein ideales Ziel, gerade in der Urlaubszeit. Denn im Sommer sind dort viele Touristen unterwegs. Noch mehr kennen die Flaniermeile von eigenen Besuchen in der Hauptstadt Kataloniens. Ziel der Terroristen ist es, den Gedanken in die Köpfe zu bringen, dass es jeden treffen könnte. Im Übrigen auch nicht nur im Herzen einer Metropole, sondern auch in der Provinz wie im finnischen Turku oder im fernen Sibirien. Niemand soll sich mehr sicher fühlen. Nirgends. Es gehört zur Strategie des Islamischen Staates, diese Angst zu verbreiten. Gleichzeitig bleibt es richtig, dass die Wahrscheinlichkeit, selbst Opfer eines terroristischen Anschlags zu werden, nach wie vor sehr gering ist. Wer eine Großveranstaltung besucht, muss das nicht in Angst tun. Trotzdem haben die Terroristen unsere Köpfe bereits besetzt. Wie gut die Strategie des Islamischen Staates aufgeht, ließ sich nachfühlen, als am Montag gemeldet wurde, dass in Marseille ein Autofahrer in zwei Bushaltestellen gerast ist. Die Vermutung, dass es sich um einen terroristischen Anschlag handelte, war sofort da - und erwies sich als falsch. Was die Terroristen langfristig anstreben, ist eine Radikalisierung und Polarisierung der europäischen Gesellschaften. Ihre Rechnung geht auf, wenn Extreme auf beiden Seiten des politischen Spektrums Zuwachs bekommen und Muslime sich noch weiter ausgeschlossen fühlen. Für die Ansprache des Islamischen Staates werden sie so verführbarer. Die Attentate von Barcelona und Cambrils sind also Teil der europäischen Strategie der Dschihadisten. In den vergangenen Monaten haben sich Anschläge gehäuft. Das hat damit zu tun, dass das selbst ernannte IS-Kalifat in Syrien und im Irak praktisch am Ende ist. Leider muss man auch damit rechnen, dass in den kommenden Monaten weitere Anschläge folgen werden. Umso skandalöser ist es, dass es noch immer keine nahtlose Zusammenarbeit der europäischen Sicherheitsbehörden gibt. Zwar ist eine lückenlose Überwachung von Gefährdern nie möglich. Aber meistens hat sich nach Attentaten herausgestellt, dass die Terroristen polizeibekannt waren. Andererseits kann man den spanischen Sicherheitsbehörden nicht pauschal vorwerfen, dass sie untätig waren. In den vergangenen Jahren wurden mehr als 200 Terrorverdächtige festgenommen. Es gab vorbeugende Inhaftierungen. Auch der Nachzug von Migranten aus dem Maghreb sowie den Ländern südlich der Sahara wurde stark begrenzt. Die Erkenntnisse der spanischen Ermittler legen aber nahe, dass das Land einen ähnlichen Fehler begangen hat, wie das benachbarte Frankreich, wo Laizismus ein Grundpfeiler der Republik ist. Man hat unterschätzt, in welch hohem Maß die Religion muslimischen Einwanderern Orientierung bietet. In beiden Staaten gibt es keinen islamischen Religionsunterricht an Schulen. Radikale Imame nutzen dieses Vakuum. Einer von ihnen wurde offenbar zu einer großen Autorität für die Attentäter von Barcelona. Die Lehre daraus muss sein, dass gegen salafistische Prediger und dschihadistische Moscheen so früh wie möglich vorgegangen wird. Sie gewähren zu lassen, wäre falsch verstandene Toleranz.
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