Bielefeld (ots) - Am Sonntag sind es noch drei Wochen bis zur Bundestagswahl. Seit einiger Zeit versuchen Meinungsforscher und - vor allem - Unionspolitiker die Wahl für entschieden zu halten. Zu groß sei der Abstand zwischen der Union und SPD, zwischen Merkel und ihrem Herausforderer Martin Schulz - so lautet die Analyse. So ähnlich lautete sie auch am 30. April zugunsten von Hannelore Kraft. Den Auftakt zu diesen drei Wochen Schlussspurt im Bundestagswahlkampf bietet morgen Abend das TV-Duell zwischen Herausforderer und Kanzlerin: 90 Minuten lang werden sich Angela Merkel und Martin Schulz messen. Die Amtsinhaberin mag solche Duelle nicht wirklich. Das liegt sicher auch daran, dass sie im direkten Vergleich nie wirklich überzeugen kann. Nach einhelligem Urteil verlor sie ihr erstes Duell 2005 gegen Amtsinhaber Gerhard Schröder. 2009 gab es keinen eindeutigen Sieger gegen den heutigen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier - aber auch kaum Zuschauer. 2013 lag nach der Analyse der meisten Beobachter Herausforderer Peer Steinbrück wieder vor Merkel. Nein, direkte TV-Duelle sind nicht das Spielfeld, auf dem sich Angela Merkel sicher fühlt. Das alles weiß sie selbst nur zu genau. Auch deshalb hat sie bei den Verhandlungen über das Duell mit Martin Schulz starre Regelungen durchsetzen lassen. Beteiligte Sender sprachen von Erpressungsversuchen des Kanzleramts und Sittenwidrigkeit der Vereinbarungen. Je konkreter Merkel werden muss, um so schwächer wirkt die Kanzlerin. Deshalb zieht sie sich gern auf die internationale Politik, auf ihre Gipfeltreffen zurück - ganz ähnlich wie ihr Vor-Vorgänger Helmut Kohl, der in der Außenpolitik sein Heil suchte, als er in der Innenpolitik keine Themen mehr fand oder finden wollte. Seit zwölf Jahren organisiert Merkel Regierungsentscheidungen im Wesentlichen in kleinen Runden, nannte sie meist "alternativlos" und vermied mit diesem antidemokratischen Wort offene Debatten um den besten Weg. Das öffnet das Chancen-Fenster für Martin Schulz. Gegen Merkels Generalismus der großen, weiten Weltpolitik und Hinterzimmer-Verschwiegenheit muss er mit den Themen punkten, die die Menschen wirklich bewegen: Unsicherheit der Rente, steigende Mieten, fehlende Bildungschancen, die Benachteiligung der Frauen in den Jobs und bei der Bezahlung. Fast jeder zweite Wahlberechtigte wird sich das TV-Duell ansehen. Die meisten darunter sind wohl noch unentschieden, die SPD - sagen die Meinungsforscher - hat dort die größten Mobilisierungsreserven. Die muss Schulz erreichen, wenn er seine Chance nutzen will. Kanzler-Jet oder die Sorgen der Menschen auf dem Markt von Würselen, Köln oder München - so lautet die Alternative. Man ist gespannt, wer mit seinen Themen mehr Wählerinnen und Wähler für sich gewinnt.
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