NEW YORK (Dow Jones)--Die Anleger an der Wall Street haben auch am Freitag wenige Kaufgründe gefunden. Gleich zwei Ängste lähmten die Investoren: eine mögliche weitere Verschärfung der Nordkorea-Krise und der sich dem amerikanischen Festland nähernde Wirbelsturm Irma. Zumal vor dem Wochenende wollten die Börsianer auf Nummer sicher gehen.
Der Dow-Jones-Index schaffte dennoch ein kleines Plus von 0,1 Prozent und schloss bei 21.798 Punkten. Angeführt wurde der Index von Travelers, die um 4 Prozent vorrückten. Die Aktie des Versicherers hatte in den vergangenen Tagen wie andere Branchentitel heftige Verluste verbucht. Anleger trennten sich von den Papieren der Assekuranzen, weil auf diese infolge der Sturmschäden hohe Belastungen zukommen werden.
Am Freitag pausierte der Ausverkauf des Sektors, nachdem sich die Anleiherenditen leicht erholt hatten. Davon profitierten auch Aktien von Banken, wenn auch weniger deutlich. Der Subindex der Finanzwerte im S&P-500 verbuchte ein Plus von 0,8 Prozent und führte damit die Gewinner an. Der S&P-500 sank dagegen um 0,2 Prozent, während der Nasdaq-Composite um 0,6 Prozent fiel.
Umgesetzt wurden 801 (Donnerstag: 787) Millionen Aktien. Dabei wurden 1.342 Kursgewinner und 1.599 -verlierer gesehen. Unverändert schlossen 138 Titel.
Am Samstag feiert Nordkorea seinen Gründungstag. Experten befürchten, dass dies zum Anlass für einen neuerlichen Raketenversuch genommen werden könnte. Ebenfalls am Samstag oder am Sonntag könnte Wirbelsturm Irma auf den Süden Floridas treffen, nachdem er bereits eine Spur der Verwüstung auf verschiedenen karibischen Inseln hinterlassen hat. Immerhin ist der Sturm inzwischen auf die zweithöchste Stufe abgestuft worden, er bleibt aber "extrem gefährlich", so das zuständige Nationale Hurrikan-Zentrum (NHC) der USA. Der Gouverneur des Bundesstaats hat die Bewohner Floridas dazu aufgerufen, sich auf die Evakuierung vorzubereiten. Aktienstratege Peter Barney von der Saxo Bank schätzt die möglichen Kosten der Zerstörung für die USA auf 200 Milliarden Dollar.
Konjunkturdaten standen nicht auf der Agenda. Auch aus den Reihen der US-Notenbankvertreter verlauteten am Freitag keine marktbewegenden Nachrichten. Schon am Donnerstag nach US-Börsenschluss hatte William Dudley von der Fed in New York ungeachtet der derzeit schwachen Inflation weiter schrittweise US-Zinserhöhungen unterstützt.
Dollar fällt weiter
Der Dollar zeigte sich weiter von seiner schwachen Seite. Im Verlauf des Vormittags erreichte der Euro bei 1,2093 Dollar ein neues Jahreshoch. Bereits am Vortag hatte EZB-Präsident Mario Draghi den Euro gestützt, da er die brummende Wirtschaft in der Eurozone thematisiert und zugleich die Eurostärke nicht übermäßig problematisiert hatte. Zudem litt der Dollar unter der wenig effizienten Regierung in den USA und dazu noch unter den Spekulationen, dass die US-Notenbank zunehmend vorsichtig mit einer weiteren Straffung der Geldpolitik werden könnte. Im späten US-Handel kostete ein Euro rund 1,2030 Dollar.
Gold kam nach seinem Höhenflug leicht zurück, wurde aber gestützt vom schwachen Dollar, denn für Anleger aus anderen Währungsräumen stieg damit die Attraktivität des Edelmetalls. Auch die sinkenden Erwartungen an Zinsverschärfungen in den großen Währungsräumen ließen das zinslose Gold glänzen. Dazu kamen noch politische Krisen wie der aktuelle Nordkorea-Konflikt. Für die Feinunze wurden im späten Geschäft 1.348 Dollar bezahlt, das waren 0,1 Prozent weniger als am Vorabend. Im Verlauf war jedoch ein neues Jahreshoch bei 1.357,64 Dollar erreicht worden.
Das Interesse an Treasurys ließ ebenfalls nach. Die Rendite der zehnjährigen US-Anleihen stieg um 1 Basispunkt auf 2,06 Prozent. Beobachter vermuteten, dass Anleger sich wegen bevorstehender Neuemissionen von US-Anleihen trennten. Das US-Finanzministerium wird in der Woche vom 11. September drei-, zehn- und 30-jährige Anleihen im Gesamtvolumen von 56 Milliarden Dollar anbieten. Übergeordnet habe aber die Aussicht auf noch längere Zeit niedrige US-Zinsen die Notierungen gestützt, hieß es.
Am Ölmarkt fielen die Preise. Der Preis für die US-Sorte WTI gab deutlicher nach, weil der Sturm Harvey Raffinerien zerstört hat, deren Nachfrage nun ausfällt. Nun füchteten die Akteure, dass Hurrikan Irma die Nachfrage der Verbraucher nach Kraftstoffen mindern wird. In dieser Gemengelage ging völlig unter, dass Baker Hughes für diese Woche einen Rückgang der in Betrieb befindlichen Anlagen um drei auf 756 meldete. WTI ermäßigte sich um 3,3 Prozent auf 47,48 Dollar. Weniger stark verlor die international gehandelte Sorte Brent, die nur um 1,3 Prozent auf 53,78 Dollar nachgab. Sie profitierte etwas von höherer Nachfrage in Europa und Asien, angetrieben durch die Ausfälle in den USA.
Wundenlecken nach Harvey
Die Naturkatastrophen rund um die Wirbelstürme hinterlassen ihre Opfer auch am US-Aktienmarkt. In der laufenden Woche hatten die Aktien von Fluglinien und Versicherern darunter zu leiden. Als letzte Fluglinie hat nun Southwest Airlines ihre Prognose in punkto verkaufter Stückzahl nach Hurrikan Harvey zurückgenommen. Die Aktie stieg gleichwohl um 1,3 Prozent. Die Prognosesenkung dürfte niemanden mehr überrascht haben, nachdem zuvor schon die Wettbewerber ihre Erwartungen zurückgeschraubt hatten.
Es gibt aber auch Unternehmen, die als Folge der Stürme voraussichtlich mehr verkaufen werden. Dazu gehören etwa Home Depot und Lowe's, die Baumaterial für die von den Zerstörungen betroffenen Gebäuden und Einrichtungen liefern können. So schätzen die Analysten von UBS, dass der Umsatz der entsprechenden Anbieter über einige Quartale hin um 50 bis 100 Basispunkte zulegen wird. Home Depot und Lowe's rückten um je 1,1 Prozent vor.
Andere Einzelhandelsaktien wurden jedoch verkauft, nachdem der Discounter Target die Preise für "Tausende Artikel" gesenkt hatte, wie es auf der Webseite des Unternehmens hieß. Anleger fürchteten einen Preiskampf und schickten die Target-Aktie um 2 Prozent nach unten. Wal-Mart gaben um 1,5 Prozent nach, Kohl*s um 0,9 Prozent und J.C. Penney um 2,4 Prozent. Kroger brachen gar um 7,5 Prozent ein, nachdem die größte Lebensmittelkette der USA einen Gewinnrückgang gemeldet hatte.
Der Spezialist für Glasfaser-Komponenten Finisar hatte mit Quartalsumsatz und -ergebnis die Erwartungen zwar erreicht, enttäuschte aber mit dem Ausblick. Finisar gaben 4,7 Prozent nach. American Outdoor Brands sausten um fast 18 Prozent nach unten. Der Waffenhersteller, vielen noch bekannter unter dem Namen Smith & Wesson, hatte mit seinen Geschäftszahlen ebenfalls die Erwartungen der Analysten verfehlt.
Nachdem der US-Finanzdienstleister Equifax Ziel einer groß angelegten Hackerattacke geworden war, sackte der Kurs um 13,7 Prozent ab. Möglicherweise seien bis zu 143 Millionen Kunden in den USA betroffen, teilte das Unternehmen mit. Die Hacker sollen Namen, Sozialversicherungsnummern, Geburtsdaten, Adressen und in einigen Fällen die Nummern der Führerscheine gestohlen haben. Auch die Kreditkartennummern von rund 290.000 Kunden seien gehackt worden.
=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 21.797,79 0,06 13,01 10,30 S&P-500 2.461,43 -0,15 -3,67 9,94 Nasdaq-Comp. 6.360,19 -0,59 -37,68 18,15 Nasdaq-100 5.913,37 -0,85 -50,94 21,58 US-Anleihen Laufzeit Akt. Rendite Bp zu Vortag Rendite Vortag +/-Bp YTD 2 Jahre 1,25 -0,8 1,26 5,2 5 Jahre 1,64 1,6 1,62 -28,8 7 Jahre 1,89 1,9 1,87 -36,2 10 Jahre 2,06 1,9 2,04 -38,8 30 Jahre 2,67 1,5 2,66 -39,5 DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8:24 Uhr Do, 17.22 Uhr % YTD EUR/USD 1,2033 -0,25% 1,2064 1,2022 +14,4% EUR/JPY 129,67 -0,32% 130,09 130,05 +5,5% EUR/CHF 1,1370 -0,32% 1,1407 1,1424 +6,2% EUR/GBP 0,9116 -0,79% 0,9188 1,0905 +6,9% USD/JPY 107,77 -0,08% 107,85 108,17 -7,8% GBP/USD 1,3200 +0,55% 1,3128 1,3111 +7,0% ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 47,58 49,09 -3,1% -1,51 -16,6% Brent/ICE 53,68 54,49 -1,5% -0,81 -8,6% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.346,75 1.349,80 -0,2% -3,05 +17,0% Silber (Spot) 18,00 18,09 -0,5% -0,09 +13,0% Platin (Spot) 1.008,15 1.018,50 -1,0% -10,35 +11,6% Kupfer-Future 3,02 3,12 -3,3% -0,10 +19,7% ===
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September 08, 2017 16:11 ET (20:11 GMT)
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