Produkte und Dienstleistungen werden »intelligenter« - dank der Anreicherung mit künstlicher Intelligenz. Sie wird bald in nahezu all unseren Lebensbereichen Anwendung finden; die Dynamik ist stark. Davon könnten Investoren profitieren.
War es 1997 ein gerechter Kampf, als der Schachcomputer Deep Blue gegen den Weltmeister Kasparow gewann? IBM (WKN: 851399 / ISIN: US4592001014) hatte Hard- und Software nach der ersten Partie aufgerüstet. Ohne diese menschliche Hilfe hätte es Deep Blue nicht geschafft, klagten Kritiker. Die Frage, die sich stellte, war: Kann eine Maschine zu »echtem Denken« überhaupt imstande sein? Heute - zwanzig Jahre nach Kasparows Niederlage - scheinen wir dem ein großes Stück näher gekommen zu sein.
Watson, das Multitalent. Für viele verkörpert KI die Vision einer fernen Zukunft, die uns in Science-Fiction-Filmen begegnet. Dabei bemerken wir oft nicht, wie sie bereits zahlreiche unserer Lebensbereiche dominiert. Zum Beispiel nutzen wir die unsichtbare KI über Smartphones, Suchmaschinen, bei Online-Einkäufen oder in sozialen Medien. Zwar wurden der zeitliche Rahmen und die Verbreitungsgeschwindigkeit in den letzten Jahrzehnten wiederholt unterschätzt, doch häufen sich nun die Anzeichen für den lang ersehnten Durchbruch:
Ein Facebook-Algorithmus erkennt digitale Bilder und kommuniziert Informationen in Audioform. Ein Supercomputer von IBM namens Watson schlägt nicht nur Champions der Fernsehquizshow »Jeopardy!«. Das Multitalent diagnostiziert auch Krebs treffsicherer als Ärzte. Am letzten World Economic Forum (WEF) in Davos erklärte IBM-Chefin Rometty, dass Watson zu 100% identifiziere, was Ärzte diagnostizierten. In 30% der Fälle übertrafen seine Behandlungsempfehlungen sogar die der Mediziner. Ebenfalls ein Indiz für den potenziell positiven Ausblick: Immer mehr Investoren tätigen Finanzierungen und Akquisitionen innerhalb des Segmentes. Laut dem Datendienstleister CB Insights haben 2016 alleine Venture-Capital-Investoren über fünf Milliarden US-Dollar in Unternehmen investiert, die sich in irgendeiner Form mit KI befassen - ein Plus von 61% gegenüber dem Vorjahr.
Nichts von dem ist übernatürlich. Der 2016 verstorbene Marvin Minsky hatte die wissenschaftliche Disziplin «künstliche Intelligenz« (KI) im Jahr 1956 erschaffen. In einem Artikel der »Zeit« wurde das Credo des anerkannten Pioniers in Erinnerung gerufen: »Nichts von dem, was das menschliche Gehirn leistet, ist in irgendeiner Weise übernatürlich. Deshalb muss es möglich sein, diese Leistungen auch Maschinen beizubringen.«
Die Entwicklung des KI-Segmentes zog sich jedoch über mehrere Jahrzehnte hin und durchlief ernüchternde Phasen des Stillstandes. In den 50er-Jahren behauptete der Ökonom Herbert Simon, Computer würden innerhalb von zehn Jahren Menschen beim Schach schlagen; gedauert hat es vierzig Jahre. Drei Wellen der Entwicklung ließen im Zeitablauf hohe Erwartungen aufkeimen - und mündeten wieder in Ernüchterung. Weshalb sollte sich also ausgerechnet jetzt ein »Tsunami« in Bezug auf die Entwicklung des Segments aufbauen? Die Meinung vieler Experten: Weil Computer heute viel stärker dazu imstande seien, Daten zu »verstehen«, und es dank fortschreitender Digitalisierung, Big Data und Co. Auch immer mehr Daten gibt, die es zu verstehen gilt.
Google, der KI-Spezialist schlechthin. Elf der fünfundfünfzig wichtigsten Unternehmenszukäufe entfielen 2016 auf Google (heute: Alphabet (WKN: A14Y6H / ISIN: US02079K1079)), dem Spezialisten in KI-Programmierung schlechthin. Laut einem Artikel der Analyseplattform seekingalpha.com (27.07.2017) positioniert sich der Internetgigant zum Beispiel bei der Bilderkennung, der Suche und bei Videoempfehlungen. Digitale Sprachassistenten seien laut Unternehmensvertretern ebenfalls als potenziell neuer Wachstumsbereich identifiziert. Sie hätten das Potenzial, sich zu einer neuen Computing-Plattform zu entwickeln. Vor allem Millenials zeigen ein großes Interesse am sogenannten Voice-Markt, der gemäß eMarketer 2017 um 130% wachsen dürfte.
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