Bielefeld (ots) - Der einstige CSU-Chef Franz Josef Strauß hatte eine ganz besondere Strategie für die politische Durchschlagskraft der Union von CDU und CSU: Getrennt marschieren, vereint schlagen. So konnte der bayerische Landesvater eine ausreichende Distanz zu seinem damaligen Erzrivalen Helmut Kohl aufrechterhalten - ohne die grundsätzlichen Leitlinien ihrer gemeinsamen Politik zu verraten. Für Strauß stand sein Freistaat Bayern immer im Vordergrund und bestimmte dementsprechend sein Handeln auf Bundesebene. Dies gilt aktuell auch für seinen Nachfolger Horst Seehofer. Doch der hat sich in die Bredouille manövriert. Wenige Wochen vor dem CSU-Parteitag - auf dem sich der 68-Jährige erneut zur Wahl stellen will - und rund ein Jahr vor den Landtagswahlen muss sich der wendige Oberbayer gleich einer ganzen Heerschar von politischen Gegnern erwehren. Die mächtigste Frontlinie verläuft dabei entlang der Schwesterpartei CDU unter der Führung von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Die kühl kalkulierende Machtpolitikerin - durch das schlechte Abschneiden ihrer Partei bei der jüngsten Bundestagswahl selbst innerparteilich angeschlagen - hat längst erkannt, wie geschwächt Seehofer aus seinem Bergrefugium im Süden der Republik agiert. Und sie setzt ihn weiter unter Druck. Noch vor den Gesprächen mit der CSU über einen gemeinsamen Unionskurs für mögliche Koalitionsverhandlungen öffnete Merkel FDP und Grünen einladend die Tür. Ein Affront für Seehofer, der nicht zuletzt eine Einigung über eine Flüchtlings-Obergrenze zur Bedingung einer Sondierung gemacht hatte. Und auch innerhalb der CSU isoliert sich Seehofer zunehmend. Längst rücken Weggefährten ab, einige wenige, wie der neue Landesgruppenchef Alexander Dobrindt, versuchen zumindest noch Brücken zu bauen, die verhindern sollen, dass die Christsozialen nicht vollständig von Merkels Berliner Machtapparat zerrieben werden. Wie immer auch ein möglicher Kompromiss mit Merkel aussehen mag - die Tatsache, dass Seehofer im eigenen Unionslager hart ums politische Überleben kämpfen muss, zeigt seinen enormen Machtverfall auf. Getrennt marschieren, vereint schlagen - nie war Horst Seehofer weiter von dieser Maxime der CSU entfernt.
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