Liebe Leserin, lieber Leser,
bei der Geely-Aktie war es zuletzt charttechnisch interessant - eine Verschnaufpause nach dem Erreichen neuer Jahreshochs sah so aus, als ob sie sich zu einem "top out" entwickeln könnte:
Chart Geely Aktie
Dargestellt ist der Kursverlauf in Euro. Quelle: tradingview.com
Vorigen Freitag konnte die Aktie in Hongkong allerdings wieder steigen. Also weiter eher offene Situation in Bezug auf "Break auf neue Jahreshochs" oder "top out"! Ich hatte bei Geely zuletzt darauf hingewiesen, dass zahlreiche neue Aktien durch Ausübung von Aktienoptionen auf den Markt gekommen sind. Und das ging zuletzt weiter. Beispiel Freitag, 20.10.: An dem Tag wurden laut Geely Aktienoptionen ausgeübt und 280.000 neue Geely Aktien bezogen.
Nun höre ich Sie möglicherweise sagen: "Schön und gut Vaupel, aber dafür floss dem Unternehmen doch auch kräftig Geld zu (Bezugspreis), oder?" Mit dem "Geld zufließen" haben Sie natürlich völlig Recht, mit dem "kräftig" ist das aber so eine Sache. Denn die Ausübungspreise entsprachen den Angaben zufolge einem Abschlag von 83,62% bzw. 88,77% auf den aktuellen Aktienkurs. Wie das? Nun, die Aktienoptionen wurden wohl zu einem Zeitpunkt begeben, als der Geely-Aktienkurs deutlich niedriger stand. Um das einzuordnen: Noch Ende 2016 notierte die Aktie bei umgerechnet unter 1,00 Euro.
Geely: Aktienoptionen ausgeübt
Wer die Aktienoptionen eingelöst hat, erzielt also deutliche Gewinne. Und vielleicht ist es auch kein Zufall, dass die Aktie vorige Woche unter Druck geriet. Denn vielleicht haben diejenigen, die ihre Aktienoptionen eingelöst haben, dann umgehend verkauft und die schönen Gewinne mitgenommen. Natürlich, es gibt insgesamt rund 9 Mrd. Geely-Aktien. Doch wenn mehrere Tage lang Hunderttausende neue Geely-Aktien umgehend verkauft wurden, dann kann sich das schon im Kurs bemerkbar gemacht haben, je nach den Handelsumsätzen in Hongkong. Als Geely-Aktionär (der ich nicht bin) würde ich das durchaus im Blick behalten.
Dann der Blick auf Air Berlin:
Im Handelsblatt konnte ich diese Zeilen lesen: "Air-Berlin-Chef Winkelmann bleibt von der Insolvenz verschont. Sein Millionen-Gehalt wurde mit einer Bankgarantie abgesichert." Da war man erstmal baff. Kunden haben Tickets gekauft, die sie nicht einlösen können, Air Berlin Mitarbeiter(innen) verlieren ihren Job - doch der Chef erleidet keinerlei Einbußen? Direkt im Geschäftsbericht von Air Berlin nachgeschaut. Und in der Tat, dort fand ich diese Angabe: "Um die Zahlungsverpflichtungen der Gesellschaft aus dem Dienstvertrag bis zum 31. Januar 2021 abzusichern, wurde eine unwiderrufliche Bankgarantie in Höhe von bis zu 4.500.000 EUR zugunsten von Herrn Winkelmann ausgestellt."
Air Berlin: Bankgarantie von bis zu 4,5 Mio. Euro
Für das Kalenderjahr 2017 habe er Anspruch auf einen "einmaligen, festen Mindestbonus von 400.000 EUR, der im Januar 2018 fällig wird". Quelle: Geschäftsbericht Air Berlin 2016, Seite 76. Kompliment an das Handelsblatt, dies gesehen zu haben! Da hat jemand gut verhandelt, würde ich mal sagen. Im kleineren Kreis würde ich es auch anders ausdrücken. Nun, Vertrag ist Vertrag (obwohl ich nicht weiß, ob diese genannten Ansprüche auch in einem Insolvenzverfahren vollständig durchgesetzt werden können). Wann hat der CEO eigentlich seinen Job angetreten? Laut Geschäftsbericht von Air Berlin am 1. Februar 2017.
Und dann noch das Zitat zum Tag: "Es wäre dumm, sich über die Welt zu ärgern - sie kümmert sich nicht drum." - Marc Aurel
Ich wünsche Ihnen einen erfolgreichen Wochenstart!
Ihr
Michael Vaupel