Frankfurt (ots) - Am kommenden Donnerstag wird es auf dem Opec-Treffen in Wien spannend. In der Sitzung, an der auch die Vertreter befreundeter Länder wie Russland teilnehmen, geht es um die Strategie über das Ende der aktuellen Förderkürzungen per Ende März 2018 hinaus.
Hinter den Kulissen wird bereits jetzt hart verhandelt. So berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg, dass sich Saudi-Arabien als das Opec-Schwergewicht und das von der Fördermenge her ebenso bedeutende Nichtmitglied Russland auf einen Deal geeinigt hätten. Danach sollen die Kürzungen, die sich unter Einbeziehung der Nichtmitglieder auf 1,8 Millionen Barrel pro Tag (bpd) belaufen, bis Ende 2018 verlängert werden. Allerdings müssten noch die Details ausgehandelt werden - für die Opec gilt der alte Satz, dass der Teufel im Detail steckt, in besonderem Maß. Dementsprechend war bei den Marktteilnehmern am Freitag auch keine Euphorie zu spüren. Der Brent-Ölpreis reagierte zwar positiv, aber nicht mit Überschwang.
Noch lässt sich nicht sagen, ob damit das Ergebnis des Treffens bereits vorweggenommen ist, denn aus Opec-Kreisen sind auch andere Stimmen zu hören, die nur von einer Verlängerung bis Ende September ausgehen. Dieser Unterschied von drei Monaten ist bedeutsam, denn nach Einschätzung von Jan Edelmann, Rohstoffanalyst der HSH Nordbank, preist der Markt aktuell bereits eine Verlängerung bis Jahresende ein.
Ein Scheitern der Verhandlungen ist auch noch nicht vollständig ausgeschlossen, was die aktuelle Zurückhaltung der Marktakteure ebenfalls erklärt. Bereits vor einem Jahr waren die Verhandlungen der Opec äußerst zäh, da jedes Mitglied Ausnahmen für sich geltend machen wollte. So sperrte sich der Iran lange gegen Kürzungen, weil das Land erst noch die Folgen des Ölembargos überwinden wollte. Am Ende hat dann Saudi-Arabien den größten Teil der Zeche übernommen und sogar dem Iran Zugeständnisse gemacht.
Selbst wenn sich Saudi-Arabien und Russland auf Details einigen, ist damit ein neuer Deal noch nicht unter Dach und Fach. Die politischen Beziehungen zwischen Riad und Teheran haben sich drastisch verschlechtert. Viele Beobachter fürchten sogar einen Krieg zwischen Saudi-Arabien, den USA und Israel auf der einen Seite und dem Iran auf der anderen Seite. Die starken Spannungen dürften auf jeden Fall die Kompromissbereitschaft am Persischen Golf nicht gerade fördern.
Was die zu erwartende Marktreaktion auf das Ergebnis des Treffens betrifft, so sieht es momentan mehr nach Druck auf den Ölpreis aus und weniger nach einem Höhenflug. Sollte sich die Opec nur auf eine Verlängerung um sechs Monate bis Ende September einigen, wären die Marktteilnehmer voraussichtlich sehr enttäuscht. Der Ölpreis würde vermutlich zumindest kurzfristig stark unter Druck geraten. Dasselbe dürfte geschehen, wenn die Opec eine Strategie des graduellen Ausstiegs aus den Kürzungen verkündet - auch wenn, wie Edelmann anmerkt, der von dem Kartell gewünschte Lagerabbau schon weit fortgeschritten und zu rund 85 Prozent abgeschlossen ist. Insofern hält er eine Verlängerung um lediglich sechs Monate für durchaus nachvollziehbar - was aber offensichtlich die Mehrheit der Marktteilnehmer anders sieht.
Ringt sich die Opec zu einer Verlängerung bis Ende 2018 durch, so würde der Markt lediglich das bekommen, was er bereits fest einplant. Auch für diesen Fall ist eine negative Reaktion nicht ausgeschlossen. So rechnet Eugen Weinberg, Rohstoffanalyst der Commerzbank, mit einer Preiskorrektur aufgrund von Gewinnmitnahmen - analog zur Opec-Sitzung von Ende Mai. "Auch damals stiegen die Preise im Vorfeld in Erwartung einer Verlängerung deutlich. Nachdem die Opec genau dies bekannt gab, gaben die Ölpreise in den darauffolgenden dreieinhalb Wochen um knapp 20 Prozent nach", erläutert er.
Es gibt noch einen weiteren Faktor, der einen starken Preisaufstieg deckeln beziehungsweise dafür sorgen dürfte, dass eventuelle Avancen wenig nachhaltig sein werden. Aufgrund der deutlichen Erholung des Ölpreises hat die vom Boom bei Schieferöl getragene amerikanische Rohölproduktion zuletzt mit 9,66 Mill. bpd ein Allzeithoch erreicht. Weinberg rechnet damit, dass die Marke von 10 Mill. bpd in Kürze erreicht wird. Aus fundamentaler Sicht, das heißt unter Ausklammerung aller Opec-Fantasie, ist daher ein Brent-Ölpreis von mehr als 58 Dollar kaum zu rechtfertigen. Es besteht also durchaus Korrekturgefahr am Ölmarkt.
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Hinter den Kulissen wird bereits jetzt hart verhandelt. So berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg, dass sich Saudi-Arabien als das Opec-Schwergewicht und das von der Fördermenge her ebenso bedeutende Nichtmitglied Russland auf einen Deal geeinigt hätten. Danach sollen die Kürzungen, die sich unter Einbeziehung der Nichtmitglieder auf 1,8 Millionen Barrel pro Tag (bpd) belaufen, bis Ende 2018 verlängert werden. Allerdings müssten noch die Details ausgehandelt werden - für die Opec gilt der alte Satz, dass der Teufel im Detail steckt, in besonderem Maß. Dementsprechend war bei den Marktteilnehmern am Freitag auch keine Euphorie zu spüren. Der Brent-Ölpreis reagierte zwar positiv, aber nicht mit Überschwang.
Noch lässt sich nicht sagen, ob damit das Ergebnis des Treffens bereits vorweggenommen ist, denn aus Opec-Kreisen sind auch andere Stimmen zu hören, die nur von einer Verlängerung bis Ende September ausgehen. Dieser Unterschied von drei Monaten ist bedeutsam, denn nach Einschätzung von Jan Edelmann, Rohstoffanalyst der HSH Nordbank, preist der Markt aktuell bereits eine Verlängerung bis Jahresende ein.
Ein Scheitern der Verhandlungen ist auch noch nicht vollständig ausgeschlossen, was die aktuelle Zurückhaltung der Marktakteure ebenfalls erklärt. Bereits vor einem Jahr waren die Verhandlungen der Opec äußerst zäh, da jedes Mitglied Ausnahmen für sich geltend machen wollte. So sperrte sich der Iran lange gegen Kürzungen, weil das Land erst noch die Folgen des Ölembargos überwinden wollte. Am Ende hat dann Saudi-Arabien den größten Teil der Zeche übernommen und sogar dem Iran Zugeständnisse gemacht.
Selbst wenn sich Saudi-Arabien und Russland auf Details einigen, ist damit ein neuer Deal noch nicht unter Dach und Fach. Die politischen Beziehungen zwischen Riad und Teheran haben sich drastisch verschlechtert. Viele Beobachter fürchten sogar einen Krieg zwischen Saudi-Arabien, den USA und Israel auf der einen Seite und dem Iran auf der anderen Seite. Die starken Spannungen dürften auf jeden Fall die Kompromissbereitschaft am Persischen Golf nicht gerade fördern.
Was die zu erwartende Marktreaktion auf das Ergebnis des Treffens betrifft, so sieht es momentan mehr nach Druck auf den Ölpreis aus und weniger nach einem Höhenflug. Sollte sich die Opec nur auf eine Verlängerung um sechs Monate bis Ende September einigen, wären die Marktteilnehmer voraussichtlich sehr enttäuscht. Der Ölpreis würde vermutlich zumindest kurzfristig stark unter Druck geraten. Dasselbe dürfte geschehen, wenn die Opec eine Strategie des graduellen Ausstiegs aus den Kürzungen verkündet - auch wenn, wie Edelmann anmerkt, der von dem Kartell gewünschte Lagerabbau schon weit fortgeschritten und zu rund 85 Prozent abgeschlossen ist. Insofern hält er eine Verlängerung um lediglich sechs Monate für durchaus nachvollziehbar - was aber offensichtlich die Mehrheit der Marktteilnehmer anders sieht.
Ringt sich die Opec zu einer Verlängerung bis Ende 2018 durch, so würde der Markt lediglich das bekommen, was er bereits fest einplant. Auch für diesen Fall ist eine negative Reaktion nicht ausgeschlossen. So rechnet Eugen Weinberg, Rohstoffanalyst der Commerzbank, mit einer Preiskorrektur aufgrund von Gewinnmitnahmen - analog zur Opec-Sitzung von Ende Mai. "Auch damals stiegen die Preise im Vorfeld in Erwartung einer Verlängerung deutlich. Nachdem die Opec genau dies bekannt gab, gaben die Ölpreise in den darauffolgenden dreieinhalb Wochen um knapp 20 Prozent nach", erläutert er.
Es gibt noch einen weiteren Faktor, der einen starken Preisaufstieg deckeln beziehungsweise dafür sorgen dürfte, dass eventuelle Avancen wenig nachhaltig sein werden. Aufgrund der deutlichen Erholung des Ölpreises hat die vom Boom bei Schieferöl getragene amerikanische Rohölproduktion zuletzt mit 9,66 Mill. bpd ein Allzeithoch erreicht. Weinberg rechnet damit, dass die Marke von 10 Mill. bpd in Kürze erreicht wird. Aus fundamentaler Sicht, das heißt unter Ausklammerung aller Opec-Fantasie, ist daher ein Brent-Ölpreis von mehr als 58 Dollar kaum zu rechtfertigen. Es besteht also durchaus Korrekturgefahr am Ölmarkt.
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