Die ehemalige Präsidentin des Zentralrates der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, hat vor zunehmenden antisemitischen Tendenzen in der AfD gewarnt. Hintergrund ist, dass der umstrittene Stuttgarter AfD-Landtagsabgeordnete Wolfgang Gedeon, dessen Bücher von manchen Gutachtern als antisemitische Machwerke beurteilt wurden, auf dem AfD-Bundesparteitag Anfang Dezember in Hannover für seine Theorien werben will.
Das geht aus dem Antragsbuch für das Delegiertentreffen hervor. Knobloch sprach von einer "zu befürchtenden Entwicklung". "Die AfD ist spätestens seit ihrer Radikalisierung eine rechtsextreme Partei. Revisionismus, Geschichtsklitterei und auch Antisemitismus gehören neben dem völkischen Nationalismus zu ihrem Wesenskern", sagte die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern dem "Handelsblatt".
Das belegten etwa die Äußerungen Gedeons. "Er ist kein Einzelfall, sondern steht stellvertretend für eine in der AfD vorherrschende Ideologie", sagte Knobloch. "Kein Wunder, dass sich weder Parteispitze noch -basis zu irgendeiner Zeit glaubhaft von Gedeon und seinen zutiefst antisemitischen Thesen distanziert haben." Seine Fraktion stehe bis heute weitgehend hinter ihm, und seine Rehabilitierung sei nur eine Frage der Zeit.
"Dass er nun auch bundesweit Zuspruch sucht und findet war leider vorhersehbar".