Liebe Leserin, lieber Leser,
die Aktie der Steinhoff International Holdings (kurz "Steinhoff") bricht gerade regelrecht ein. Während ich diese Zeilen schreibe, steht die Notierung im Xetra-Handel gerade bei rund 1,405 Euro - ein Minus von rund 53,9 Prozent gegenüber dem Vortag.
Chart Aktie Steinhoff
Quelle: tradingview.com
Und es handelt sich hier um keine keine Klitsche, sondern immerhin um einen MDAX-Titel mit Milliardenumsätzen und Zehntausenden Mitarbeiter(inne)n. Was ist da los? Das: Bei der Buchführung wurden Unregelmäßigkeiten entdeckt - die weitere Untersuchungen ("further investigation") erfordern. Und es sieht nicht so aus, als ob da nur vergessen wurde, ein paar Briefmarken korrekt zu verbuchen. Denn laut Unternehmensmitteilung trat man an PWC heran, um eine unabhängige Untersuchung durchzuführen. Es wurde auch die Formulierung verwendet, dass neue Informationen ans Licht gekommen seien ("new information has come to light").
Steinhoff: Nichts Genaues weiß man nicht
Und was ist das? Der CEO von Steinhoff ist zurückgetreten, mit sofortiger Wirkung. Da läuten die Alarmglocken! Was hat es also mit diesne Unregelmäßigkeiten auf sich? Steinhoff selbst teilt mit, man werde die Erkenntnisse veröffentlichen, wenn es Fortschritte bei der Aufklärung gebe. Dann werde auch entschieden, ob Finanzberichte de Vorjahre korrigiert werden müssen. Und dann noch eins: Man rate Aktionären, beim Handel mit Steinhoff-Aktien Vorsicht walten zu lassen ("exercise caution"). Wenn man Aktionäre mehr verunsichern möchte, ist das kaum möglich!
Warnungen, CEO tritt zurück, und noch offen, welches Ausmaß die genannten Unregelmäßigkeiten haben. Kein Wunder, dass der Kurs durchsackt. Ich selbst habe die Aktie gerade ohnehin im Blick, da ich im südlichen Afrika deren Expansionsstrategie im Hinblick auf Supermärkte äußerst interessant finde. So konnte Steinhoff erst vor kurzem da eine neue Beteiligung eingehen. Doch wenn es bei der Mutter so große Fragezeichen gibt, bleibe ich in einer Abwarte-Haltung. Wer weiß, wenn die Unregelmäßigkeiten gar nicht so groß sind, dann ist das vielleicht eine Chance, günstig einzusteigen, ich schaue mal ob ich aus Südafrika Infos dazu bekomme. Doch wenn die Unregelmäßigkeiten groß sind, wer weiß, was dann kommt - es sind schließlich auch große Unternehmen wie Enron bereits über die Wupper gegangen.
Dann der Blick auf Dialog Semi:
Nachdem der Kurs der Aktie von Dialog Semiconductor (kurz "Dialog Semi") in den vergangenen Handelstagen wegen Sorgen um einen künftigen Verlust des Großkunden Apple eingebrochen war, hat sich die Notierung nun halbwegs gefangen. Das gestrige Tief von rund 23,32 Euro im Xetra-Handel wurde heute bisher nicht unterschritten, aktuell sind es im Xetra-Handel rund 24,27 Euro. Interessant im Hinblick auf den jüngsten Kurseinbruch ist das Verhalten der Großaktionäre. Zur Erinnerung: Am 4.12. hatte Dialog Semi mitgeteilt, dass Apple möglicherweise in Zukunft selber entsprechende Technik die jetzt von Dialog Semi kommt selber entwickeln könnte. Das Thema ist aber nicht neu, bereits einige Tage zuvor kursierte es. Und jetzt der Blick auf einige Großaktionäre:
Dialog Semi: Blick auf einige Großaktionäre
Der Aktionär BlackRock, Inc. hat per 1.12.2017 die Beteiligung an Dialog Semi von 5,17 Prozent auf 4,58 Prozent verringert (Quelle: meldepflichtige Mitteilungen, veröffentlicht von Dialog Semi). Die Tshinghua University hingegen überschritt am 30.12. die Grenze von 7 Prozent. Die Norges Bank hingegen verringerte ihren Anteil per 4.12. von 3,04 auf 2,80 Prozent. Hier zeigt sich also durchaus kein klarer Trend im Sinne von "raus aus Dialog Semi!" - aber auch kein Trend im Sinne von "günstige Kurse zum Einstieg nutzen".
Und hier noch das Zitat zum Tag: "Baue den Brunnen, wenn du Kraft hast, nicht, wenn du Durst hast." - Chinesisches Sprichwort
Mit herzlichem Gruß!
Ihr
Michael Vaupel