Bielefeld (ots) - Die jüngste Episode aus der Serie "Hauen und Stechen im Weißen Haus" ist dramatischer und grotesker als die vorherigen. Donald Trump attackiert seinen ehemaligen "Bombenleger" Steve Bannon, einen Bruder im Geiste gegen ein Amerika von Maß und Mitte, rhetorisch so brutal, dass nichts mehr von ihm übrig bleibt. Weil Bannon - warum, weiß man noch nicht so genau - es gewagt hat, in einem Enthüllungsbuch über die selbstsüchtige Familie des Präsidenten sehr wenig nett zu sagen, was sehr wahrscheinlich zu sagen ist. Trump tut dies im Stile eines blindwütigen Ehemannes, der im Augenblick der Scheidung abstreitet, je verheiratet gewesen zu sein. Sein Tenor: Bannon war ein Niemand. Das Gegenteil ist hinreichend dokumentiert. Bannon war in einer zentralen Phase das Herz der Trump-Präsidentschaft, die immer noch nicht weniger anstrebt als das: Amerika aus den Angeln zu heben. Bannon war das Hirn hinter dem immer noch geplanten Mauerbau zu Mexiko und hinter der Aufkündigung des Freihandels, um nur zwei Beispiele zu nennen. Dass Donald Trump den rasputinhaften Strippenzieher nun marginalisiert und ihn mit ehrabschneidenden Charakterisierungen belegt, ist angewandte Wahrheitsverdrängung. Damit riskiert der Populist im Weißen Haus die tiefe Verunsicherung, wenn nicht Spaltung seiner Wählerbasis. Bannons Strahlkraft im Lager der Zukurzgekommenen, die Trump gewählt haben, mag inzwischen geschwunden sein. Aber als Chef des rechten Propaganda-Portals Breitbart News kann der radikale Feuerkopf seinem früheren Verbündeten in den Monaten vor den wichtigen Zwischenwahlen im Kongress im November jeden Tag schmerzhaft Knüppel zwischen die Beine werfen. Vor allem dann, wenn sich der Präsident weiter von seinem wirtschaftsnationalistischen Kern-Versprechen entfernt: der angeblichen Rückeroberung Amerikas von den Eliten zum Frommen des kleinen Mannes. Anzeichen dafür gibt es, siehe Steuer-Reform. Sie wird voraussichtlich die Reichen noch reicher und den schwindsüchtigen Staat (und damit die Hilfebedürftigen) noch ärmer machen. Sollte sich Trump substanziell nun auch noch dem republikanischen Establishment andienen, das er und Bannon bisher gemeinsam als Übeltäter schlechthin ausgemacht haben, startet ein sehr interessantes Experiment. Wer ist am Ende stärker? Dr. Frankenstein (Trump) oder die Kreatur (Bannon), die er erschaffen hat?
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