Hagen (ots) - Auf den ersten Blick klaffen Handeln und Reden auseinander. NRW fordert einerseits politisch mehr Flankenschutz für den heimischen Stahlstandort gegen Dumping-Konkurrenz aus China. Als großer Auftraggeber beim Autobahnbrückenbau kauft das Land andererseits selbst große Mengen Material aus Asien zu. Eben jenen Stahl, der bei fairem Wettbewerb wohl weder qualitativ noch umwelttechnisch, arbeitsrechtlich oder betriebswirtschaftlich mit Duisburger Produkten mithalten könnte. Der Schlüssel zur Lösung des Dilemmas liegt aber nicht in Düsseldorf, sondern in Brüssel. Verkehrsminister Wüst ist an EU-weite Bestimmungen gebunden. Er hat dem wirtschaftlichsten Angebot den Zuschlag zu geben - wohlgemerkt, sofern alle Voraussetzungen erfüllt sind und nicht noch Preistricks oder Import-Schlupflöcher die Chancengleichheit weiter verzerren. Nur ein geeintes Europa könnte entschlossen darauf pochen, dass chinesische Weltmarkt-Produkte unsere hohen Standards einhalten, ohne einem Protektionismus der Marke Trump das Wort zu reden. Für die Landesregierung dürfte das anstehende Ausschreibungsverfahren für die A40-Brücke Neuenkamp dennoch peinlich werden. Wenn auch dort ein Baukonzern Tausende Tonnen China-Stahl ankarren lässt, muss das jeder Duisburger Stahlarbeiter zehn Kilometer entfernt als Hohn empfinden.
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