Bielefeld (ots) - Die Krise gehört bei Arminia Bielefeld fast zum Geschäftsmodell. Skandale, Abstiege und Beinahe-Pleiten haben immer wieder für großes Theater und Emotionen gesorgt. Doch diesmal ist die Krise so tief wie lange nicht - denn die Probleme waren immer nur aufgeschoben, aber nie gelöst worden. So groß ist der Schlamassel, dass er alle Beteiligten inklusive der Wirtschaft in OWL zu einem Bekenntnis zwingt: Sein oder Nichtsein, Arminia? Dass der Ausbau des Stadions teurer war als gedacht und den Verein mit Verzögerung fast in den Ruin getrieben hätte, ist Teil der Wahrheit. Managementfehler dürften hinzugekommen sein. Zehntausende Arminia-Fans werden aufatmen. Denn jetzt heißt es: Schwamm drüber. Die Schüco-Arena, die als "Alm" bundesweit bekannt wurde, soll verkauft werden. Der Verein verliert damit eine enorme Last und kann, wenn alles klappt, befreit aufspielen. Dass die Arminia für ihre Bühne - den Rasen - künftig Miete oder Pacht zahlen muss, ist den Vereinsoberen bewusst. Dass sie ihre Seele verkauft hätten, wird ihnen aber niemand ernsthaft vorwerfen. Viele Vereine können sich kein eigenes Stadion leisten. Wozu auch? Der vom neuen Arminia-Macher Markus Rejek erarbeitete Sanierungsplan entspricht Ideen, die schon vor Jahren in Bielefeld die Runde machten. Der Unterschied: Diesmal scheinen die guten Ideen mit konkreten Zusagen unterfüttert zu sein. Aus Flausen wurden Konzepte. Bevor die Sektkorken knallen, sollten die Feinarbeiten abgewartet werden. Einiges ist noch nicht ganz in trockenen Tüchern, vom Stadionverkauf bis zum Schuldenschnitt. Eine Rolle spielt dabei auch die Frage an die Gläubiger: Dürfen die das? Auf Geld verzichten? Für private Geber ist die Antwort einfach: Sie haben so die Chance, wenigstens einen Teil ihres (oft wohl längst abgeschriebenen) Geldes wiederzusehen. Und als Sponsoren tun sie tatsächlich etwas Werbewirksames für OWL und seine Menschen und können dies steuerlich geltend machen. Daraus und aus der Beteiligung der Stadt Bielefeld und des Landes NRW ergibt sich die Frage, ob auch der Steuerzahler zur Kasse gebeten werden darf. Für Fußballfans ist klar: Natürlich. Wenn städtische Theater, deren Existenzberechtigung hier nicht bezweifelt wird (im Gegenteil), alljährlich mit zweistelligen Millionenbeträgen subventioniert werden, dann scheint ein geringeres einmaliges Scherflein für einen Publikumsmagneten wie Arminia sehr vertretbar. Ansonsten wäre noch mancher Posten in den öffentlichen Haushalten angreifbar.
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