Regensburg (ots) - Die neueste Wendung im an Kurven bereits reichen Diesel-Skandal führt zurück an den Ausgangspunkt: Es wird getrickst und getäuscht. Eine Forschungsvereinigung der Auto-Lobby soll Schadstofftests mit Affen und Menschen unternommen haben. Das geschah aber nicht, um die gesundheitsschädlichen Folgen von Stickstoffdioxid zu erforschen. Das Gas ist giftig. Das ist belegt. Es macht krank und kann töten. Darum ging es den Wissenschaftlern der von VW, Daimler und BMW gegründeten Europäischen Forschungsvereinigung für Umwelt und Gesundheit im Transportsektor (EUGT) aber wohl nicht. Der Verdacht liegt nahe, dass sie Stoff für eine Marketing-Kampagne liefern sollten, um zu zeigen, wie ungefährlich "saubere" Diesel angeblich sind. Die Autohersteller geben sich überaus empört. Daimler erklärte, man sei "entsetzt, was da im Namen der deutschen Autoindustrie geschehen ist", man distanziere sich - und es seien auch gewiss keine Autos des Konzerns für die Studie eingesetzt worden. BMW distanzierte sich ebenfalls, selbstverständlich. Und gegen Tierversuche sei man sowieso. Und ja, man hätte das Projekt anhalten müssen. Mit etwas Verzögerung reagierte schließlich auch Volkswagen und entschuldigte sich - für das "Fehlverhalten Einzelner". Alle drei wollen nun untersuchen lassen, wie es eigentlich dazu kommen konnte. Zweifel sind angebracht, dass dahinter nur eine Vernebelungstaktik steckt. Denn schon die bisherigen Enthüllungen um den Diesel-Skandal haben gezeigt, dass sich Autohersteller nicht scheuen, ihre Welt zu schönen: mit Abgastests im Labor, mit Thermofenstern, die mehr Ausstoß im Winter zuließen, mit Bezeichnungen wie "Blue Efficiency". Ein Vertreter des Verbands der Automobilindustrie behauptete gar, "dass ein moderner Diesel in vielen Situationen sozusagen die Luft reinigt". So dürfte nun, auch wenn im Vorstand der - mittlerweile aufgelösten - EUGT hochrangige Manager der Autokonzerne saßen, die Argumentation wie schon beim Diesel-Skandal lauten: Da ist leider gar nichts bis in die Vorstandsetage vorgedrungen, damit war nur ein bestimmter Kreis von Personen befasst. Womöglich ist es auch naiv zu erwarten, dass Autobauer, die ihre Käufer über Jahre geblendet haben und Heerscharen an Lobbyisten beschäftigen, auf einmal einsichtig sind. Man kann durchaus der Meinung sein, dass die Elektromobilität nicht der richtige Ansatz ist, um die Klimaprobleme unseres massenhaften Straßenverkehrs zu lösen. Wenn Autos mit Strom aus Braunkohle fahren, können sie umweltschädlicher sein als der dreckigste Diesel. Die Alternative zu einer Quote für E-Autos müssten dann aber strengere allgemeine Abgasvorschriften sein. Dagegen wehrt sich die Industrie jedoch bislang erfolgreich - und wird von etlichen deutschen Politikern dabei unterstützt. Das war zuletzt bei der Diskussion über Einsparvorgaben der EU-Kommission beim CO2 zu beobachten. Ähnlich war es bei dem monatelangen Ringen um jedes winzige Zugeständnis vor dem Diesel-Gipfel mit der Bundesregierung. Umso wichtiger wäre es, dass die Politik den Einfluss von Autoherstellern und ihren Lobby-Vertretern stark einschränkt. Die Situation stinkt zum Himmel. Die deutsche Politik fördert eine Branche, die Milliarden in die Entwicklung von SUVs steckt, statt wie die japanische Konkurrenz massentaugliche Hybridautos zu bauen. Gleichzeitig wohnen in deutschen Großstädten Menschen an Straßen mit einer Umweltbelastung, der weder Affen noch Menschen in den nun so kritisierten Versuchsreihen ausgesetzt waren.
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