Liebe Leserin, lieber Leser,
nun sind sie also da, die neuen Zahlen von Apple. Diese beziehen sich auf das Quartal, das am 30.12.2017 endete. Bei Apple war dies das "erste Quartal" des neuen Geschäftsjahrs, da bei Apple bildlich gesprochen die Uhren eben anders ticken = das Geschäftsjahr vom Kalenderjahr abweicht.
Chart Apple Aktie
Dargestellt ist der Kursverlauf in US-Dollar. Quelle: tradingview.com
Hier der Blick auf die Eckdaten der neuen Zahlen: Die Umsätze erreichten 88,3 Mrd. Dollar - ein Plus von 13% gegenüber dem Vorjahresquartal und ein Allzeithoch. Der Gewinn pro Aktie kletterte sogar noch etwas mehr, und zwar um 16% gegenüber dem Vorjahresquartal auf 3,89 Dollar. Auch das ein neues Allzeithoch, wie Apple betonte.
Apple: Die Quartalszahlen im Blick der Investoren
Der im operativen Geschäft generierte Cash Flow war mit 28,3 Mrd. Dollar mal wieder sehr hoch. 28,3 Mrd. Dollar Cash Flow bei 88,3 Mrd. Dollar Umsätzen - da kann ich nur "wow" sagen! Die hohen Margen kann Apple offensichtlich weiter halten. Das sieht soweit doch gut aus. Natürlich gibt es auch Schönheitsfehler. So ist der Verkauf der iPhones im Vergleich zum Vorjahresquartal etwas gesunken (von ca. 78,29 Mio. auf ca. 77,316 Mio. Stück). Das mögen einige Analysten kritisieren.
Ich persönlich finde es aber eher gut, wenn es Apple schafft, trotz leicht zurückgehender Verkäufe seines Flaggschiff-Produktes neue Allzeithochs bei Umsätzen und Gewinn pro Aktie zu markieren. Und wo gibt es schon "ewiges Wachstum" bei Konsumprodukten, die physischer Natur sind? Übrigens trenne ich durchaus zwischen meiner Einschätzung der Qualität des Unternehmens und der Bewertung der Aktie. Denn auch wenn ich die Zahlen recht gut finde - zum aktuellen Kurs von rund 167 Dollar möchte ich nicht einsteigen.
In dem Zusammenhang vielleicht für den einen oder die andere von Ihnen interessant: Die interessante Neuerscheinung "the four" (deutschsprachige Version) über "die geheime DNA von Amazon, Apple, Facebook und Google". Dieses Buch des Silicon Valley Experten Scott Galloway habe ich gerade gelesen und dabei interessantes Hintergrundwissen zu den genannten vier Unternehmen - und damit auch Apple - erhalten.
Beispiel Apple: Dieses Unternehmen sieht Galloway als "Luxus-Konzern" und nicht als Technologie-Unternehmen. Er verweist auf die im Branchenvergleich extrem hohen Margen. So hatte Apple im Jahr 2016 bei Smartphones weltweit einen Marktanteil von 14,5% - aber von den mit Smartphones insgesamt erzielten Gewinnen erhielt Apple rund 79%. Oder der Vergleich mit anderen größeren Unternehmen. So "kann man 2015 als Nikes bestes Jahr bezeichnen. Die Firma steigerte ihren Umsatz um 2,8 Mrd. Dollar", so Galloway. Im gleichen Jahr steigerte Apple den eigenen Umsatz aber um 51 Mrd. Dollar. Genau, Steigerung um diesen Betrag!
Zitat Galloway: "Der Cocktail aus Billigprodukt und Spitzenpreisen hat Apple einen größeren Geldhaufen als das BIP Dänemarks, die russische Börse und die Marktkapitalisierung von Boeing, Airbus und Nike zusammengenommen beschert". Diese Relationen muss man sich mal klarmachen.
Das gilt auch für Facebook und Google. Dazu nur eine Zahl, die Galloway bringt: "Im Jahr 2016 standen die beiden Firmen für 103% des gesamten Wachstums der Medieneinnahmen." Auch hier gilt es kurz innezuhalten und darüber nachzudenken, was dies bedeutet.
Und dann ist da Amazon, das sich über Dinge wie "Alexa" immer mehr Daten über seine Kunden sammelt. Doch kein Problem für viele Kunden - bereitwillig liefern sie ihre Daten und Wünsche etc. pp.
Meine Einschätzung zu diesem Buch:
Ich finde das neue Buch von Scott Galloway "the four" höchst kurzweilig und unterhaltsam zu lesen - und oft genug erfriert gewissermaßen das Lächeln bei der Schilderung bestimmter Dinge. Man merkt, dass Galloway für ein US-Publikum geschrieben hat. So sagen mir z.B. bestimmte Baseball-Analogien nichts, oder der Verweis auf in den 1990ern untergegangene US-Einzelhändler, der nostalgische Gefühle bei US-Amerikanern wecken mag, bringt mir nichts - da ich deren Marken nicht kannte. Auch irritierte mich manchmal der manchmal flapsige Ton von Galloway, der aber jedenfalls klare Positionen bezieht ("Die Menschheit braucht mehr engagierte Eltern und kein besseres scheiß Telefon!").
Insgesamt hat mir die Lektüre des Buchs einige Denkanstöße gegeben. Als Investor, als Staatsbürger, als Internet-Nutzer, als Konsument...und das mit dem Gefühl, als ob mir ein Silicon Valley Insider in authentischer Sprache seine Ansichten persönlich darstellt. Natürlich muss man mit ihm nicht übereinstimmen (so ziehe ich vor der Leistung von Steve Jobs weiterhin den Hut, er ruhe in Frieden), aber das ist ja gar nicht notwendig. Wenn ein Autor mich zum selber Denken und Hinterfragen eigener Positionen anregt, ist mir das ein Gewinn:
Scott Galloway: "the four" - Die geheime DNA von Amazon, Apple, Facebook und Google
Und hier noch das Zitat zum Tag:"Nach der gängigen Meinung hat Steve Jobs eine Delle ins Universum geschlagen. (...) Nein, das hat er nicht. Menschen, die jeden Morgen aufstehen, die dafür sorgen, dass ihre Kinder sich fertigmachen für die Schule, Menschen, die sich irrational leidenschaftlich um das Wohlergehen ihrer Kinder sorgen, das sind die, die eine Delle ins Universum schlagen." - Scott Galloway
Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie ein angenehmes Wochenende!
Ihr
Michael Vaupel