Regensburg (ots) - Der sechsjährige A3-Ausbau wird eine Zerreißprobe für die Pendler und die überlasteten Straßen der Boomregion. Arbeitnehmer fürchten zu Recht den Dauerstau. Pendler, die von ländlichen Neumarkter Ortsteilen nach Neutraubling oder von Wörth nach Regensburg fahren, können kaum ausweichen. Mit Bahn und Bus wären sie ewig unterwegs. Nicht nur auf der A3 zwischen Rosenhof und dem Kreuz Regensburg wird nach Unfällen ein noch größeres Chaos herrschen als bisher. Auch die zweite Stadtautobahn, die A93, und die Innenstadt werden leiden, weil die Verkehre sich beeinflussen und die ortskundigen Fahrer Schleichwege einschlagen. So zynisch es klingt: Dass die Region im Stau stecken wird, eröffnet Chancen. Wir werden gezwungen, jetzt neue Mobilitäts-Lösungen zu finden. Natürlich ist das Autofahren bequem, individuell und macht Spaß. Doch wir müssen es einschränken. Bis zu 30 000 der insgesamt 70 000 täglichen Fahrten auf der A3-Ausbaustrecke zwischen dem Kreuz Regensburg und Rosenhof gehen aufs Konto der Regensburger und der Umlandbewohner, also nahezu die Hälfte. Viele dieser Kurztrips der Städter zu Ikea und Hiendl oder der Berufspendler aus den Vororten könnten vermieden werden. Eine Reihe von Arbeitnehmern macht es heute schon vor. Der Journalisten-Kollege, der seinen Wagen auf dem Pendlerparkplatz außerhalb der Stadtgrenze abstellt, das Klapprad herausholt und das letzte Stück strampelt, um Stau und Parkplatzsuche zu vermeiden. Die Sportfreundin, die bei jedem Wetter von Sinzing ins Regensburger Pathologie-Labor radelt, obwohl sie zweimal von unaufmerksamen Autofahrern "heruntergeholt" wurde. Der Stadtbeamte, der im Bus aus Bad Abbach kommt. Wir alle können zur Entschärfung der Situation beitragen, ob mit dem E-Bike oder dem ÖPNV. Wenn auch die Politiker ihre Hausaufgaben erledigen, schafft der Großraum Regensburg die Mobilitätswende. 355 000 Menschen leben in Stadt und Landkreis, zumindest für den Speckgürtel sind die Wege ins Zentrum nicht weit - und die Region sitzt auf dem nötigen Finanzpolster für den Umstieg. Auch wenn viele Bürger immer noch am liebsten zu Hause ins Auto steigen und am Firmenparkplatz wieder aus, wissen sie, dass sich etwas ändern muss. Auf der Facebookseite der Mittelbayerischen schreibt Leserin Josefine S. am Samstag: "Wo sind die Konzepte für die Zukunft? Es muss weniger Auto heißen, nicht mehr." Leser Mario T. vermutet, der Stau werde dahin verlagert, wo die ausgebauten Spuren enden. Er glaubt, dass der Verkehr so rasant zunimmt, dass auch die sechsspurige Autobahn überfüllt sein wird. Den A3-Ausbau haben sich Wirtschaft, Anwohner und Pendler gewünscht. Niemand hat dagegen geklagt, wie es etwa bei der Sallerner Regenbrücke der Fall ist. Aber was kommt danach? Soll immer weiter betoniert werden? Darauf reagieren die Bürger sensibel. Mehr als 48 000 Bayern unterstützen das Volksbegehren der Grünen gegen den Flächenfraß. Außerdem wandelt sich die Mobilität. Wir leben in einer Umbruchphase. Die wichtigsten Schritte der nächsten Jahre: Im Großraum Regensburg sollte schnell die Stadtbahn rollen. Das Radwegenetz muss engmaschig geknüpft werden, mit Schnelltrassen ohne Ampel. In den ÖPNV müsste viel mehr Geld fließen, damit er auch im Landkreis eine echte Alternative für Pendler wird. In Regensburg sind noch bessere Busverbindungen und weitere innerstädtische ÖPNV-Überholspuren gefragt, damit der Fahrgast am Autostau vorbeifährt. Politiker müssen sich dafür starkmachen, dass Deutsche Bahn und Bayerische Eisenbahngesellschaft höhere Kapazitäten schaffen. Dann ist die Region gerüstet. Und bis dahin rollen die ersten umweltfreundlichen, selbstfahrenden Autos über die Ausbaustrecke.
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