Regensburg (ots) - Wir sind ganz nah dran. Näher als uns allen lieb sein kann. Die weltweiten Auseinandersetzungen auf den Handelsmärkten steuern auf einen Handelskrieg zu, der nur wenigen nutzt. Mit dem von US-Präsident Trump ausgesprochenen Strafzöllen auf Stahl und Aluminium ist nur für alle sichtbar geworden, was sich schon länger andeutet und weit mehr umfasst als den Handel. Die Ära des freien Welthandels, so wie er sich nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelt hat, könnte enden. Wenn wir nicht schleunigst gute Argumente dafür finden, dass Freiheit und Offenheit etwas Gutes für alle sind - solange sich die Mitspieler an einige grundsätzliche Regeln halten -, dann gehen sie dahin. Nicht nur im Handel. Abschottung ist heute sehr trendy. Sie gab es auch schon in den vergangenen Jahren. Aber neuerdings gewinnt sie mächtig an Schwung. Sichtbarer als in der Warenökonomie ist sie im Umgang mit Menschen. Die Abschottung vor Zuwanderern folgt im Prinzip dem gleichen Denken: Wir als Nation kommen besser ohne den Rest der Welt klar als mit ihm. Immer mehr Gesellschaften bewegen sich rückwärts in eine vermeintlich bessere Vergangenheit - getragen von der Sehnsucht nach einer überschaubaren, homogenen Einheit. Das zeigt sich gut erkennbar in unmittelbarer Nähe, zum Beispiel in Polen, Ungarn, Österreich, Italien. Der Brexit ist ein Paradebeispiel dieser Entwicklung. Man kann das abtun als verbohrte Rückwärtsgewandtheit und provinzielle Dummheit. Das würde aber nur jene in ihrer Meinung bestärken, die im Kleinen die große Zukunft sehen. Der Welthandel krankt ja durchaus an Ungleichgewichten, die nicht aus unterschiedlicher Leistungsfähigkeit, sondern aus unfairen Verhaltensweisen von Mitspielern resultieren. China, das sich neuerdings als oberster Fürsprecher einer freien Warenwelt kapriziert, geriert sich ganz und gar nicht fair. Es agiert weniger mit Zöllen, sondern mit anderen Hindernissen: dem Zwang zu Gemeinschaftsunternehmen, dem Zwang, sein Know-how offenzulegen, der Subvention von Stahlherstellern und vieles mehr. So ziemlich jede wirtschaftlich agierende Einheit, ob USA, EU oder China, hat ihre Gemeinheiten auf Lager. China fährt damit ganz gut: Der Wohlstand wächst, es holt technologisch auf und die Bürger, die davon profitieren, bleiben trotz politischer Unterdrückung ruhig. Ein großes Problem ist aber auch, dass die größten Befürworter des freien Handels bisweilen die Frage übergangen haben, wem das Ganze denn nützen soll. Wer sich informiert, weiß ja ganz schnell, dass Freihandel in Summe ein Mehr ergibt: mehr Waren und Dienstleistungen, mehr Wohlstand. Aber auch mehr Verkehr und häufig auch mehr Umweltschäden. Nur hat sich das Empfinden festgesetzt, dass die Gewinne der Globalisierung falsch verteilt worden sind. Das stimmt in vielen Bereichen auch. Aber anstatt die falsche Verteilung anzuprangern, denken die Menschen, die Globalisierung an sich würde ihnen schaden. Wer also den freien Handel schützen und fördern will, muss auch dafür sorgen, dass seine Früchte überall ankommen. Das bedeutet, dass die Gewinne in gute Bezahlung, in Bildung, in Forschung und Entwicklung, in Umweltschutz, in soziale Absicherung auf breiter Basis fließen müssen. Das bedeutet auch, dass die globalen Akteure endlich ihren Steueroasen den Garaus machen und jenen Halodris des Wirtschaftslebens in die Parade fahren, die die Welt als Casino betrachten, in dem sie die Gewinnzahlen immer schon vorher kennen. Nur so können die Bürger nachempfinden, wie schön es sich in einer - für alle - freien Welt leben lässt.
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