(Wiederholung)
Von Florian Faust
NEW YORK (Dow Jones)--Nach dem höchsten Tagesgewinn seit 2015 am Vortag hat die Wall Street am Dienstag wieder den Rückwärtsgang eingelegt. Die entscheidende Frage, ob die Vortagesrally eine technisch bedingte Gegenreaktion auf die vorangegangene Talfahrt war oder doch Ausdruck der Erleichterung über die jüngsten Zeichen der Entspannung im globalen Handelskonflikt, blieb unbeantwortet. Die Meinungen gingen hier auseinander. Nachdem sich sowohl US-Finanzminister Steven Mnuchin als auch der chinesische Premier Le Keqiang optimistisch geäußert hatten, dass eine Einigung im Handelskonflikt möglich sei, ließ die Angst vor einem Handelskrieg zunächst etwas nach, nur um im späten Geschäft zurückzukehren. Vor allem Technologiewerte erlebten einen Ausverkauf - belastet von Berichten, das Weiße Haus könnte gegen chinesische Investitionen in US-Technologieunternehmen vorgehen.
Volkswirte hatten bereits zuvor vor übertriebenem Optimismus gewarnt. Denn die von Washington angestrebten Handelsvereinbarungen seien letztlich nichts anderes als eine Form des akzeptierten Protektionismus, der langfristig Wachstum und Unternehmensgewinne bremse. In diesem Gemengelage verlor der Dow-Jones-Index 1,4 Prozent auf 23.858 Punkte, S&P-500 und Nasdaq-Composite zeigten sich 1,7 bzw. 2,9 Prozent schwächer. Umgesetzt wurden 933 (Montag: 897) Millionen Aktien. Auf 957 (2.317) Kursgewinner kamen an der Nyse 2.030 (689) -verlierer. Unverändert gingen 92 (72) Titel aus dem Handel.
"Wir erleben eine Rotation aus gut gelaufenen Technologieaktien, die überfällig war, aber es ist nicht klar, wohin sich das Geld verlagert", sagte Investmentstratege James Meyer von Tower Bridge Advisors. Allerdings floss ein Teil des Geldes erkennbar in den Rentenmarkt.
Während defensive Branchen mit einem blauen Auge davonkamen, zählten Technologiewerte zu den klaren Verlierern. Die Sektoren Halbleiter und Software büßten 4,0 bzw. 3,7 Prozent ein und drückten auch die technologielastige Nasdaq. Am Vortag hatten Technikwerte noch zu den klaren Favoriten gehört. Laut Berichten geht Facebook-CEO Mark Zuckerberg davon aus, dass er nach dem jüngsten Datenskandal vor einen Kongressausschuss geladen wird. Dort dürften auch Vertreter von Google und Twitter erscheinen. Facebook stürzten um 4,9 Prozent ab, die Titel der Google-Mutter Alphabet verloren 4,5 Prozent, Twitter brachen um 12 Prozent ein. Der Softwarekonzern Oracle hatte in einem milliardenschweren Urheberrechtsstreit gegen Google einen Sieg errungen, doch auch Oracle büßten 2,4 Prozent ein. Nach dem tödlichen Unfall mit einem selbstfahrenden Auto von Uber stellte Nvidia ihre Tests bis auf Weiteres ein. Das Papier sank um 7,8 Prozent. Microsoft verloren 4,6 Prozent.
Wenig Kaufargumente lieferte die Stimmung unter den US-Verbrauchern. Diese hatte sich im März unerwartet eingetrübt. Allerdings lag der entsprechende Index noch immer auf einem sehr hohen Niveau. Der Case-Shiller-Hauspreisindex für 20 US-Städte fiel indes besser als erwartet aus.
Dollar gewinnt wieder an Stärke
Der Dollar berappelte sich wieder nach dem schwachen Vortag. Der ICE-Dollarindex gewann 0,3 Prozent. Der Euro fielt zwischenzeitlich unter die Marke von 1,24 Dollar zurück, nach einem Tageshoch bei 1,2477. Zuletzt "kämpfte" die Gemeinschaftswährung wieder mit der 1,24-Marke. Teilnehmer sahen im Wesentlichen eine Gegenbewegung nach dem jüngsten Euro-Anstieg, zumal sich die Gemeinschaftswährung dem oberen Rand ihrer aktuellen Spanne genähert hatte. Allerdings hatte sich Wirtschaftsstimmung im Euroraum merklich eingetrübt. Der Yen erholte sich im späten Handel mit den wieder aufkeimenden Handelssorgen.
Der Goldpreis kam mit den gestiegenen Dollar-Wechselkursen zurück. Die Feinunze verlor 0,7 Prozent auf 1.344 Dollar. Erstmals seit fünf Sitzungen verbilligte sich das Edelmetall. Die Ölpreis gaben nach, bewegten sich aber zunächst in der Nähe ihrer jüngsten Hochs - gestützt von der Aussicht auf neue Iran-Sanktionen. Der Preis für US-Leichtöl der Sorte WTI fiel um 0,5 Prozent auf 65,25 Dollar, die global gehandelte Sorte Brent verharrte bei 70,11 Dollar. Nach dem Settlement folgten die Ölpreise im elektronischen Handel den Aktienkursen gen Süden. Händler sprachen von der Erwartung gestiegener US-Lagerbestände am Mittwoch. China hatte derweil am Vortag einen Terminmarkt für Erdöl gestartet, der in Renminbi gehandelt wird. Das Handelsvolumen wurde als hoch beschrieben.
Am Rentenmarkt setzte im späten Geschäft eine regelrechte Rally ein, die Renditen gingen auf Talfahrt und folgten dem Aktienmarkt. Die Zehnjahresrendite sank um 8 Basispunkte auf 2,78 Prozent und damit auf den tiefsten Stand seit sieben Wochen. Rentenhändler betonten die Widerstandsfähigkeit des Marktes angesichts des massiven Neuangebots am Primärmarkt. In der laufenden Woche wird das US-Schatzamt Schuldpapiere im Gesamtvolumen von fast 300 Milliarden Dollar platzieren. Am Dienstag wurden fünfjährige Papiere im Umfang von 35 Milliarden Dollar emittiert. Der Rentenmarkt offenbarte klar und deutlich, dass die Sorgen über einen Handelskrieg keineswegs ausgestanden seien, hieß es.
GE von Gerüchten getrieben
Gegen den Trend legten am Aktienmarkt General Electric (GE) um 4,3 Prozent zu. Am Markt machten Spekulationen die Runde, Großinvestor Warren Buffett könnte bei dem Mischkonzern groß einsteigen. Apple präsentierte einige Neuheiten, die Titel litten aber unter der Schwäche der Technologiewerte und gaben 2,6 Prozent ab.
Die Aktien von Red Hat lagen nach Quartalsausweis 0,9 Prozent im Plus. Erlöse und Gewinn übertrafen die Markterwartungen. McCormick profitierten von Erstquartalszahlen. Der Hersteller von Gewürzen und Soßen hatte beim bereinigten Ergebnis je Aktie die Erwartungen übertroffen. Die Aktie zog um 0,4 Prozent an.
=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 23.857,71 -1,43 -344,89 -3,49 S&P-500 2.612,62 -1,73 -45,93 -2,28 Nasdaq-Comp. 7.008,81 -2,93 -211,74 1,53 Nasdaq-100 6.529,84 -3,32 -223,99 2,09 US-Anleihen Laufzeit Akt. Rendite Bp zu Vortag Rendite Vortag +/-Bp YTD 2 Jahre 2,27 -0,5 2,27 106,8 5 Jahre 2,58 -5,9 2,64 65,5 7 Jahre 2,70 -7,3 2,78 45,6 10 Jahre 2,78 -7,7 2,86 33,4 30 Jahre 3,03 -5,8 3,09 -3,9 DEVISEN zuletzt +/- % Di, 7.35 Uhr Mo, 17.29 Uhr % YTD EUR/USD 1,2404 -0,36% 1,2446 1,2445 +3,2% EUR/JPY 130,74 -0,39% 131,52 130,60 -3,4% EUR/CHF 1,1744 -0,17% 1,1765 1,1742 +0,3% EUR/GBP 0,8760 +0,14% 0,8749 1,1439 -1,5% USD/JPY 105,39 -0,07% 105,67 104,94 -6,4% GBP/USD 1,4159 -0,50% 1,4227 1,4242 +4,8% Bitcoin BTC/USD 7.940,38 -0,1% 8.530,08 8.132,52 -41,9% ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 64,86 65,55 -1,1% -0,69 +7,6% Brent/ICE 69,66 70,12 -0,7% -0,46 +5,8% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.344,31 1.353,36 -0,7% -9,06 +3,2% Silber (Spot) 16,52 16,70 -1,1% -0,18 -2,5% Platin (Spot) 943,45 953,50 -1,1% -10,05 +1,5% Kupfer-Future 2,98 2,96 +0,5% +0,01 -10,1% ===
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March 27, 2018 17:07 ET (21:07 GMT)
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