Düsseldorf (ots) - Von Zeit zu Zeit gelangen Politiker zu der Überzeugung, ein Zeichen setzen zu müssen. Eine ausgesetzte Diätenerhöhung in wirtschaftlich schwierigen Zeiten etwa. Die Teilnahme an einer Mahnwache bei Minusgraden oder Dienst bei der Suppenausgabe einer Obdachlosenunterkunft. Nun also diskutiert die Politik, ob ihre prominentesten Vertreter die Fußball-WM im Juni boykottieren sollten. Das wäre wirklich ein Zeichen. Dafür, dass Russland mit der mutmaßlichen Vergiftung des Doppelagenten Sergej Skripal und dessen Tochter das über Jahre gefüllte Fass an Provokationen, Völkerrechtsverletzungen und politischer Manipulation endgültig zum Überlaufen gebracht hat. Der Fernsehzuschauer hat sich so daran gewöhnt, dass Politiker den Sport zur Eigenwerbung nutzen, dass es Fotos von Angela Merkel aus der Kabine der Nationalelf gibt - es dürfte ihm auffallen, wenn der Westen Wladimir Putin allein auf der Tribüne sitzenlässt. Und so würde ein leerer Platz im Stadion als größeres persönliches Opfer wahrgenommen als Frieren bei der Mahnwache. Traurig, aber wahr.
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