Bielefeld (ots) - Wenn an diesem Sonntag in der Paderborner Südstadt die 1,8 Tonnen schwere Fliegerbombe vom Typ HC 4000 entschärft wird, die vor Ostern bei Gartenarbeiten gefunden wurde, hält die Stadt für einen Moment den Atem an. Schließlich birgt dieser Blockbuster genannte Bombentyp eine gewaltige Menge Sprengstoff. Der Optimismus der Experten vom Kampfmittelbeseitigungsdienst, dass das Vorhaben gelingen wird, trägt aber ebenso zur Entspannung bei wie die vorbildliche erscheinende Organisation der Evakuierung. Um diese größte Herausforderung der Paderborner Nachkriegszeit zu bewältigen arbeiten Behörden, Rettungsdienste und Hilfsorganisationen, aber auch Vereine, Organisationen und Privatleute Hand in Hand. Ein wichtiges Signal hat Bürgermeister Michael Dreier (CDU) zudem an die Familie gesandt, in deren Garten die Fliegerbombe gefunden wurde. Sie soll nicht mit den Evakuierungskosten belastet werden. Ein solcher Einsatz kostet schnell eine sechsstellige Summe. Dafür geht die Stadt in Vorleistung und versucht, sich einen Teil des Geldes von Land und Bund zurückzuholen. Diese Aussage ist nicht nur wichtig für die Familie, die in diesen aufregenden Tagen ohnehin bereits genug Sorgen hat. Denn wie Hausbesitzer Stefan Werth sagt, lagen auf der Bombe, die in 80 Zentimeter Tiefe entdeckt wurde, Bauschutt und Glassplitter. Das heißt, dass sie womöglich schon vor etlichen Jahren entdeckt worden war und hätte entschärft werden können. Es ist müßig darüber zu spekulieren, warum das nicht geschah. Klar ist aber, dass die Aussicht, im Anschluss an eine Entschärfung eine dicke Rechnung zu erhalten, manchen Grundstückseigentümer auf eine ebenso verwegene wie gefährliche Idee kommen lassen könnte: einen derart brisanten Fund, der dort schließlich seit mehr als 70 Jahren liegt, nicht zu melden. Das darf im Sinne der Sicherheit aller auf gar keinen Fall passieren. Schließlich ist dieser Bombenfund zwar der bislang größte in Paderborn, aber sicher nicht der letzte. Die wichtige Aussage von Dreier fügt sich nahtlos in das Klima der Solidarität ein, das in diesen Tagen in Paderborn gelebt wird, aber auch darüber hinaus in der Region herrscht. Die geplante Evakuierung hat die Menschen zusammenrücken lassen. Sowohl bei dieser Zeitung als auch auf der Internetseite der Stadt und in einer eigens gegründeten Facebookgruppe sind derart viele kreative und großherzige Hilfsangebote für Betroffene eingegangen, dass am Sonntag voraussichtlich gar nicht alle genutzt werden können. Dabei wurde an die Bedürfnisse von älteren und kranken Menschen ebenso gedacht wie an Familien mit Kindern, aber auch an Haustierbesitzer. Jeder, der sein Zuhause am Sonntag verlassen muss, sollte ein passendes Angebot finden, um den Tag so unbeschwert wie möglich verleben und hoffentlich schnell in sein unversehrtes Heim zurückkehren zu können.
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