Die Renditen der zehnjährigen T-Notes sind in den vergangenen Tagen trotz des Anstiegs der US-Kerninflation auf 2 % wieder unter die 3%-Marke gefallen. Auch die Fed-Sitzung, bei der die Notenbank im Wesentlichen ein Festhalten an dem bisherigen Kurs moderater Leitzinserhöhungen signalisiert hat, gab keine Impulse. Die Tatsache, dass in dem Fed-Statement gleich zweimal von einem symmetrischen Inflationsziel die Rede war, kann man in der Nuance auch so interpretieren, dass die Fed nicht beabsichtigt, überzureagieren, falls die Inflation das Inflationsziel von 2 % überschreitet. Im Übrigen war die Vorsicht am Rentenmarkt begleitet von einem deutlich stärkeren Dollar und einem leicht schwächeren US-Aktienmarkt. Die Bund-Renditen verhielten sich ähnlich wie die US-Pendants und sanken unter die 0,6 %-Marke. Hier spielte sicherlich auch die Wachstumsverlangsamung in der Eurozone eine Rolle (Q1: 0,4 % QoQ), während die europäischen Aktienmärkte u.a. aufgrund des schwächeren Euros freundlich tendierten.
Derweil beschäftigen die neuen handelspolitischen Schritte der USA die Finanzmärkte. So hat sich für die EU die Zeit der Unsicherheit über mögliche Zölle auf Aluminium und Stahl verlängert, nachdem die ursprünglich bis zum 1. Mai laufende Frist für die Implementierung dieser Maßnahmen auf den 1. Juni verschoben wurde. Gleichzeitig ist eine hochrangige US-Delegation nach China gereist, woraus sich Hoffnungen ergeben, dass der Handelsstreit nicht weiter eskaliert (siehe dazu auch der Kommentar auf Seite 1). Und schließlich hat Lighthizer angemahnt, in den nächsten Wochen die Nafta-Verhandlungen zu einem Abschluss zu bringen, um den parlamentarischen Prozess im Lande rechtzeitig vor den Wahlen im November anstoßen zu können. Insgesamt sind dies für uns Signale, dass die Gefahr eines Handelskrieges sinkt. Damit könnten Aktien und Renditen im Laufe des Mai einen Aufwärtsimpuls bekommen.
Wichtig sind darüber hinaus die US-Arbeitsmarktdaten. Der Beschäftigungszuwachs von 204.000 Personen, der laut ADP-Statistik stattgefunden hat, deutet auf ordentliche Payroll-Zahlen hin (04.05.) und lässt erwarten, dass die Arbeitslosenrate auf 4,0% gesunken ist. In der kommenden Woche ist der Datenkalender darüber hinaus mit nur wenigen spannenden Veröffentlichungen bestückt. Hervorhebenswert sind die US-Inflationszahlen (CPI im April) sowie das Verbrauchervertrauen der Universität Michigan für Mai. Außerdem werden zahlreiche EZB-Redner in der kommenden Woche auftreten, darunter Draghi, Weidmann und Cœuré.
Insbesondere die US-Arbeitsmarktdaten könnten dazu beitragen, dass die langfristigen US-Renditen wieder über die 3 %-Marke und die entsprechenden Bunds über die 0,6 %-Marke steigen.
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