Von Jonathan D. Rockoff
NEW YORK (Dow Jones)--Novartis hat Geschäfte mit dem Beratungsunternehmen von Michael Cohen, dem persönlichen Anwalt von US-Präsident Donald Trump, gemacht. Der Schweizer Pharmakonzern zahlte Cohens Unternehmen insgesamt 1,2 Millionen Dollar für Beratungsleistungen, wie eine Sprecherin des Baseler Konzerns einräumte. Pikant daran ist, dass Cohen sein Unternehmen dazu nutze, um Schweigegeld an eine Pornodarstellerin zu zahlen, die eine Affäre mit Trump gehabt haben soll.
Die Novartis AG sei wegen der Zahlungen vom Büro des US-Sonderermittlers Robert Mueller kontaktiert worden und habe "alle gewünschten Informationen geliefert", sagte eine Sprecherin des Konzerns. "Novartis betrachtet diese Angelegenheit als abgeschlossen", fügte sie hinzu.
Novartis habe der Essential Consultants LLC zwölf Monate lang bis Februar dieses Jahres jeweils 100.000 Dollar pro Monat gezahlt. Das sei in einer Vereinbarung mit einjähriger Laufzeit festgelegt worden. Der Konzern sei davon ausgegangen, dass Cohen ihn beraten könne, "wie die Trump-Administration die US-Gesundheitspolitik angehen könnte", wie etwa den als "Obamacare" bekannten Affordable Care Act.
Novartis habe sich erstmals im März 2017 mit Cohen getroffen, dann aber festgestellt, dass Essential Consultants nicht in der Lage sein würde, die Beratungsleistungen zu erbringen, die der Konzern erwartet habe. Da der Vertrag aber nur aus einem wichtigen Grund gekündigt werden konnte, sei Novartis verpflichtet gewesen, die Zahlungen bis zum Auslaufen des Vertrags im Februar 2018 fortzusetzen.
Die Sprecherin betonte, dass Novartis die Vereinbarung mit Essential Consultants eingegangen sei, bevor Vas Narasimhan im Februar seinen Posten als CEO des Pharmakonzerns antrat. "Er war in keiner Weise an dieser Vereinbarung beteiligt", sagte sie.
Narasimhan, der im September 2017 zum CEO berufen wurde, hatte im Januar mit Trump und 15 weiteren Lenkern europäischer Unternehmen beim Weltwirtschaftsforum in Davos zu Abend gegessen. Es bestehe "keinerlei Verbindung" zwischen dem Abendessen und der Vereinbarung von Novartis mit Essential Consultants, sagte die Sprecherin weiter.
Es ist üblich, dass Unternehmen Berater in Washington für strategische Beratung und Zugang zu politischen Fragen bezahlen. Auch wenn diese Praxis an sich nicht zu beanstanden ist, ist die Sache in diesem Fall komplizierter, weil Cohen sowohl als strategischer Berater als auch persönlicher Rechtsanwalt von Trump agierte.
Bundesermittler überprüfen die Zahlungen, die er vor und nach der Wahl über sein privates Unternehmen erhalten und ausgegeben hat, um festzustellen, ob Cohen gegen Gesetze verstoßen hat. Bundesagenten durchsuchten sein Büro, sein Haus und sein Hotelzimmer und sammelten Dokumente und andere Korrespondenzen, die er mit Kunden hatte.
Novartis teilte auf seiner Webseite mit, der Konzern betreibe Lobbyarbeit bei politischen Entscheidungsträgern weltweit. Der Konzern strebe einen "konstruktiven Dialog" an, um seine Sichtweise darzustellen und "Daten und Erkenntnisse" zu liefern, die bei der Entscheidungsfindung hilfreich sein können.
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May 09, 2018 14:20 ET (18:20 GMT)
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