FRANKFURT (Dow Jones)--Der vor der Zerschlagung stehende Energieversorger Innogy sieht sich nicht in der Lage, seinen Aktionären eine Empfehlung in Bezug auf die Übernahmeofferte des Konkurrenten Eon auszusprechen. Die von Eon angebotene Gegenleistung sei der absoluten Höhe nach zwar angemessen, erklärten die Essener nach einer Prüfung des Angebots durch Vorstand und Aufsichtsrat. Eine abschließende Beurteilung der relativen Höhe des Angebots sei aber aufgrund von nicht-öffentlichen Vereinbarungen zwischen Eon und RWE nicht möglich.
Eon hatte das öffentliche Angebot Ende April vorgelegt. Es richtet sich an die Innogy-Minderheitenaktionäre, die zusammen 23 Prozent an dem Unternehmen kontrollieren. Die restlichen 77 Prozent befinden sich im Besitz der Konzernmutter RWE, die mit Eon die Zerlegung im Geheimen beschlossen hatte.
Der Stromriese bietet 38,40 Euro je Papier. Der Preis setzt sich aus einer Barzahlung von 36,76 Euro und einer für 2018 angenommenen Innogy-Dividende von 1,64 Euro zusammen. Aktionärsschützer hatten Anlegern geraten, Ruhe zu bewahren und das Angebot zu ignorieren. Eon-Finanzvorstand Marc Spieker hatte mehrfach betont, dass er nicht aufstocken werde.
"Aufgrund von nicht-öffentlichen Vereinbarungen zwischen Eon und RWE können wir nicht beurteilen, ob der Angebotspreis insgesamt angemessen ist", sagte Innogy-Vorstandschef Uwe Tigges. "Unabhängig von der Höhe des Angebotspreises haben wir die große Sorge, dass der von Eon geplante Stellenabbau einseitig zu Lasten der Mitarbeiter von Innogy erfolgen wird."
Von der Aufteilung betroffen sind rund 40.000 Beschäftigte. Das oberste Ziel von Innogy-Chef Tigges ist der Erhalt der Stellen, für die der frühere Betriebsrat kämpft. Am Freitag kommt er erneut mit den Vorstandsvorsitzenden von Eon und RWE, Gewerkschaften und Betriebsräten zusammen. Ein erstes Gespräch war nach Einschätzung aller Parteien positiv verlaufen. RWE hatte die Ökostromtochter erst 2016 abgespalten und an die Börse gebracht.
Während Eon Netzgeschäft und Vertrieb und damit den Löwenanteil der Mitarbeiter übernehmen soll, würde RWE die Erneuerbaren wieder eingliedern und bekäme das Grünstromsegment der Eon hinzu. Zu guter Letzt würde RWE mit knapp 17 Prozent am einstigen Erzrivalen beteiligt sein. Ende 2019 soll der Deal im Volumen von 20 Milliarden Euro unter Dach und Fach sein.
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May 10, 2018 09:22 ET (13:22 GMT)
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