Von Thomas Rossmann
NEW YORK (Dow Jones)--Niedrige Inflationsdaten aus den USA sorgen am Donnerstag an der Wall Street für weiter steigende Kurse. Damit hat die US-Notenbank keinen Handlungsdruck, bei Zinserhöhungen noch stärker aufs Tempo zu drücken. Der Dow-Jones-Index gewinnt am Mittag (Ortszeit) 0,9 Prozent auf 24.756 Punkte. Der S&P-500 steigt um 0,9 Prozent und der Nasdaq-Composite klettert um 0,8 Prozent nach oben. Es könnte für die Indizes der sechste Handelstag in Folge mit Aufschlägen werden - es wäre damit längste Gewinnstrecke seit Februar.
Die US-Verbraucherpreise sind im März schwächer als erwartet gestiegen - auch die Kerndaten. Daneben sind die Realeinkommen im April gegenüber dem Vormonat gefallen. Die Daten sprechen für einen nur verhaltenen Inflationsdruck in den USA. Vor den Daten wurde die Wahrscheinlichkeit von insgesamt vier Leitzinserhöhungen im laufenden Jahr mit 37 Prozent eingepreist. Diese dürfte nun sinken. Die Jahresteuerung in der Kernrate lag bei 2,1 Prozent und damit über dem Jahresinflationsziel der Federal Reserve. Die wöchentlichen Arbeitsmarktdaten fielen indes geringfügig besser als erwartet aus, treten jedoch angesichts der Inflationsdaten in den Hintergrund.
Ausstieg aus Iran-Abkommen tritt in den Hintergrund
Die zuletzt stark thematisierten geopolitischen Spannungen rund um das von US-Präsident Donald Trump aufgekündigte Atomabkommen mit dem Iran treten etwas in den Hintergrund, heißt es. Derzeit profitieren die Kurse an der Wall Street sogar vom Wiederinkrafttreten der US-Sanktionen gegen das Mullahregime. Denn die ausgelöste Ölpreisrally beflügelt die entsprechenden Sektorwerte. Weil die USA über eine eigene große Ölindustrie verfügen, deren Förderung von einem Rekord zum nächsten eilt, stützen hohe Ölpreise die Wall Street derzeit.
Die Ölpreise zeigen sich aktuell wenig verändert und können sich damit knapp unter den zuletzt erreichten Dreieinhalbjahreshochs behaupten. Marktteilnehmer sprechen von einer leicht überverkauften Situation nach den jüngsten deutlichen Gewinnen. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI liegt wenig verändert bei 71,11 Dollar, Brent gibt um 0,2 Prozent auf 77,08 Dollar nach. Dass Dollar und Erdöl übergeordnet parallel zulegten, sei in den vergangenen 35 Jahren erst elfmal vorgekommen, so Experten. "Es ist sehr interessant zu sehen, dass es bislang keine signifikante Flucht in vermeintliche Sicherheit gegeben hat. Stattdessen scheint der Risikoappetit ungebrochen zu sein", resümiert Marktanalyst Richard Perry von Hantec.
Dollar kommt nach Inflationsdaten etwas zurück
Am Devisenmarkt gibt der Dollar nach den mauen Inflationsdaten und nach seinem jüngsten Höhenflug etwas nach. Damit entfernt sich der Greenback wieder etwas vom Viermonatshoch, welches die US-Devise am Dienstag markiert hatte. Der Euro steigt nach den US-Daten bis an die Marke von 1,1950 Dollar, kann dieses Niveau allerdings nicht ganz behaupten. Aktuell notiert er bei 1,1901 Dollar nach Ständen um 1,1850 am Vorabend.
Das britische Pfund gerät nach der geldpolitischen Entscheidung der Bank of England (BoE) unter Druck. Sterling geht bei 1,3491 Dollar um nach knapp 1,36 vor der Entscheidung. Die britische Zentralbank hat den Reposatz bestätigt - und das mit einer Mehrheit von 7 zu 2 Stimmen. Im Handel sei eine Bestätigung keine ausgemachte Sache gewesen, die Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung habe bei knapp 30 Prozent gelegen, heißt es. Daneben hatte das Pfund unmittelbar vor der Entscheidung etwas zugelegt, was ebenfalls ein Grund für den stärkeren Rücksetzer sein dürfte.
Der Goldpreis erholt sich nach einer dreitägigen Durststrecke gestützt von der Aussicht eines weiterhin nur gemächlichen Anziehens der geldpolitischen Zügel in den USA nach den Preisdaten. Zudem stützt der leicht nachgebende Dollar. Die Feinunze verteuert sich um 0,5 Prozent auf 1.319 Dollar.
Die US-Anleihen profitieren ebenfalls vom mäßigen Preisauftrieb in den USA, die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen sinkt um 3 Basispunkte auf 2,97 Prozent. Zudem wird der Rentenmarkt von den steigenden geopolitischen Spannungen im Nahen Osten gestützt, wo Israel und der Iran immer offener einen militärischen Schlagabtausch vollziehen.
Qualcomm legen zu - Armo Biosciences schießen nach oben
Unter den Einzelaktien ziehen Qualcomm um 3,1 Prozent an, nachdem der Halbleiterspezialist einen Aktienrückkauf über 10 Milliarden Dollar vorgestellt hat. Das neue Programm ersetzt eines aus dem Jahr 2015 über 15 Milliarden Dollar, bei dem allerdings nur noch 1,2 Milliarden Dollar ausstehen. Die Geschäftszahlen von 21st Century Fox lassen die Titel um 1,1 Prozent klettern. Der Medienkonzern verfehlte die Markterwartungen zum Gewinn, schlug aber selbige zum Umsatz.
Der US-Pharmakonzern Eli Lilly stärkt sein Immunonkologiegeschäft mit einem milliardenschweren Zukauf. Er übernimmt das Biotech-Unternehmen Armo Biosciences Inc für rund 1,6 Milliarden US-Dollar oder 50 Dollar je Aktie in bar. Die Armo-Aktie schießt um 66,9 Prozent auf 49,77 Dollar in die Höhe. Die Aktien von Eli Lilly gewinnen 2,1 Prozent.
Booking Holdings, früher unter dem Namen Priceline bekannt, fallen um 5,3 Prozent. Zwar schlug der Reisedienstleister die Markterwartungen im ersten Quartal und wartete auch sonst mit soliden Buchungszahlen auf, doch der Umsatzausblick auf die laufende Periode verschreckte, denn Analysten hatten mit einem stärkeren Wachstum geliebäugelt. Allerdings wird im Handel auch darauf verwiesen, dass der Kurs im laufenden Jahr bereits um 26 Prozent zugelegt hat.
Ganz anders die Kursentwicklung bei Turtle Beach: Die Titel des Kopfhörerherstellers schnellen um 60,2 Prozent in die Höhe. Das Unternehmen profitierte im ersten Quartal massiv vom jüngsten Boom bei Gruppendigitalspielen im Netz - so zum Beispiel "Fortnite."
=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 24.755,91 0,87 213,37 0,15 S&P-500 2.720,77 0,85 22,98 1,76 Nasdaq-Comp. 7.400,07 0,82 60,16 7,19 Nasdaq-100 6.951,72 0,85 58,51 8,68 US-Anleihen Laufzeit Akt. Rendite Bp zu Vortag Rendite Vortag +/-Bp YTD 2 Jahre 2,51 -2,0 2,53 130,8 5 Jahre 2,82 -1,9 2,84 89,7 7 Jahre 2,94 -2,0 2,96 69,0 10 Jahre 2,97 -3,2 3,00 52,8 30 Jahre 3,14 -2,0 3,16 7,4 DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8:30 Mi, 17:20 % YTD EUR/USD 1,1901 +0,41% 1,1867 1,1861 -1,0% EUR/JPY 130,34 +0,22% 130,30 130,14 -3,7% EUR/CHF 1,1942 +0,26% 1,1916 1,1905 +2,0% EUR/GBP 0,8822 +0,86% 0,8744 1,1450 -0,8% USD/JPY 109,53 -0,18% 109,80 109,73 -2,8% GBP/USD 1,3491 -0,44% 1,3573 1,3579 -0,2% Bitcoin BTC/USD 9.343,42 +0,9% 9.330,69 9.311,58 -31,6% ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 71,11 71,14 -0,0% -0,03 +18,4% Brent/ICE 77,08 77,21 -0,2% -0,13 +18,1% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.319,15 1.312,65 +0,5% +6,50 +1,3% Silber (Spot) 16,71 16,51 +1,2% +0,20 -1,3% Platin (Spot) 922,55 915,00 +0,8% +7,55 -0,8% Kupfer-Future 3,10 3,05 +1,6% +0,05 -6,8% ===
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May 10, 2018 12:26 ET (16:26 GMT)
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