Bielefeld (ots) - Bis zum Ende am Sonntag dürfte die Zahl der Besucher beim 101. Katholikentag in Münster die Grenze von 100.000 überschritten haben - eine erstaunliche Zahl, wenn man sie mit den Besucherzahlen der vergangenen Katholikentage vergleicht. Selbst die Veranstalter zeigten sich ein wenig überrascht über den großen Zuspruch. Dass es den Besuchern dabei nicht nur ums Feiern und Beten ging, zeigt die enorme Zahl der Teilnehmer an den Diskussionsveranstaltungen über Kirche, Gesellschaft und Politik. Es gibt in der katholischen Kirche offenbar massiv Gesprächsbedarf. Gesprächsbedarf über einen Reformstau, der auch mit einer großen Diskrepanz zwischen dem, was die Laien inzwischen für überfällig halten, und dem, an dem manche Bischöfe und andere Würdenträger immer noch festhalten. Wie anders wäre der fast jubelnde Applausorkan zu erklären, den beispielsweise TV-Mediziner Eckhard von Hirschhausen in einer Diskussion mit Kardinal Woelki erhält, als er sich über die Nichtzulassung von Frauen zum Priesteramt mokiert. Oder die Beifallsstürme im Publikum, wenn sich der Bundespräsident, ein Bischof oder ein Laie, für den gemeinsamen Empfang der Kommunion von verschiedenkonfessionellen Ehepartnern ausspricht. Der Streit um die ökumenische Kommunion, über den Nicht-Katholiken den Kopf schütteln mögen, ist zu einem Kristallisationspunkt im Ringen um die Zukunftsfähigkeit der katholischen Kirche in Deutschland geworden. Immer mehr Katholiken bringen immer weniger Verständnis für die Halsstarrigkeit mancher Bischöfe in dieser Frage auf, wo doch der wirkliche Unterschied zwischen protestantischen und katholischen Christen in einer sich stetig weiter vom christlichen Glauben entfernenden Gesellschaft immer geringer wird. Der Katholikentag hat den Streit um die ökumenische Kommunion allerdings eher verschärft. Gesprächsbedarf gibt es aber auch wegen der politischen und gesellschaftlichen Entwicklung. In einer Zeit, in der unchristliche Fremdenfeindlichkeit und egoistischer Nationalismus auch bei früheren Weltmächten wie den USA immer beherrschender wird, brauchen die Gläubigen offenbar Selbstvergewisserung. Und erwarten von ihrer Kirche klare Worte gegen Rassismus und Ausgrenzung Andersgläubiger, egal ob sie sich zu Allah oder Jahwe bekennen. Das Thema zieht sich wie ein roter Faden durch die Podiumsdebatten. Schon jetzt ist deshalb klar: Münster erlebt einen Katholikentag, der am Puls der Zeit ist.
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