Von Florian Faust
NEW YORK (Dow Jones)--Anleger an der Wall Street haben sich am Freitag ziemlich unentschlossen gezeigt. Die Aktienindizes pendelten um die Schlusskurse des Vortages. Angesichts der Problemfelder wollten Investoren nicht mit zuviel Risiko ins Wochenende gehen. Dieses Verhalten sei für einen Freitag nicht untypisch, hieß es im Handel mit Verweis auf die Regierungsbildung in Italien, die Zweifel an der Lösung der Koreakrise und den Handelsgesprächen zwischen den USA und China. Der Dow-Jones-Index legte um einen Zähler auf 24.715 Punkte zu, S&P-500 und Nasdaq-Composite verloren dagegen 0,3 bzw. 0,4 Prozent. Alle drei Indizes gingen mit leichten Wochenverlusten in Wochenende - anders der Kleinwerteindex Russell-2000, der auf Rekordkurs blieb.
Das Handelsvolumen an der Nyse betrug 869 (Donnerstag: 740) Millionen Aktien. Dabei standen den 1.506 (1.592) Kursgewinnern 1.425 (1.346) -verlierer gegenüber, unverändert schlossen 135 (138) Titel. "Im Moment gibt es einige Brände, die Investoren in Kauf nehmen müssen. Wir denken immer noch nicht, dass es für den Moment wesentlich sein wird, aber es bleibt ein starker Gegenwind für die Aktienmärkte, solange das Risiko der aufschlagenden Schlagzeilen so hoch bleibt", sagte Portfolioverwalter Olivier Marciot von Unigestion. Ein Vertreter Chinas hatte zurückgewiesen, dass sein Land ein Angebot gemacht habe, den chinesischen Überschuss der Handelsbilanz mit den USA um 200 Milliarden Dollar zu senken. Stattdessen setzten sich zunehmend Skepsis und Zweifel durch, ob es zu einer Einigung kommen würde. Denn in beiden Kammern des Kongresses wurde ein Gesetzt vorbereitet, welches den US-Behörden mehr Möglichkeiten im Rahmen der nationalen Sicherheit einräumen soll, Geschäfte zwischen US-Unternehmen und solchen aus China zu verhindern.
"All die Schlagzeilen von den Handelsgesprächen und die steigenden Rentenrenditen überlagern derzeit die guten Nachrichten wie zum Beispiel den positiven Philly-Fed-Index vom Donnerstag" sagte Portfolioverwalterin Kim Caughey Forrest von Fort Pitt Capital Group. Die weiterhin hohen Marktzinsen hielten sich bei den zehnjährigen Staatstiteln zwar hartnäckig über 3 Prozent, allerdings fiel die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen um 5 Basispunkte auf 3,06 Prozent. Die 3er-Marke gilt als Warnsignal für Aktieninvestments. Die gestiegene Nachfrage nach der vermeintlichen Sicherheit des Anleihemarktes wurde mit den geopolitischen Risiken erklärt - allen voran das Dementi aus China und das Ausbleiben einer Einigung bei der Neuverhandlung des nordamerikanischen Freihandelabkommens Nafta.
Dollar hält sich oben
Der Dollar zeigte weiter Stärke. Nachdem er im Verlauf gegen den Euro etwas nachgegeben hatte, war er bereits wieder auf dem Vormarsch, und die Gemeinschaftswährung fiel erneut unter die Marke von 1,18 Dollar. Im späten Geschäft stand sie bei 1,1767 Dollar nach Wechselkursen um 1,18 am Vorabend. Zur Zeit spricht vieles für die US-Devise: starke Konjunkturdaten, eine straffe Geldpolitik und hohe Anleiherenditen. Zudem wurde der Euro wegen der Bedenken rund um die sich abzeichnende italienische Regierung am Boden gehalten. Der ICE-Dollarindex kletterte um 0,1 Prozent und hielt sich damit weiter auf Jahreshoch. Auf Wochensicht legte der Währungskorb um 1,2 Prozent zu - der höchste Zuwachs seit Ende April.
Etwas Ruhe kehrte am Ölmarkt ein. Saudi-Arabien hatte angedeutet, dass die Preise zu schnell stiegen. Nachdem der Preis für Brentöl am Vortag im Hoch über 80 Dollar notiert hatte, schloss nun wieder klar darunter. Gegenüber dem Vortagesschluss verlor der Fasspreis 1,0 Prozent auf 78,51 Dollar. US-Leichtöl der Sorte WTI büßte 0,3 Prozent auf 71,28 Dollar ein. Teilnehmer sprachen von Gewinnmitnahmen nach der jüngsten Rally, rechneten aber mit weiterer Stärke des Ölpreises - gestützt durch den Streit zwischen Amerika und Iran sowie die Produktionsprobleme in Venezuela. Gerade die international als Farce angesehene Wahl am Sonntag dürfte unmittelbare US-Sanktionen gegen das Land provozieren. Auf Wochensicht legten die Erdölpreise das dritte Mal in Folge zu.
Der Goldpreis verharrte weiter klar unter der 1.300-Dollarmarke und damit in der Nähe des Jahrestiefs. Die Feinunze verteuerte sich um 0,1 Prozent auf 1.292 Dollar im späten Handel. Der starke Dollar und das Umfeld steigender Zinsen verhinderten eine echte Erholung des Edelmetallpreises. Die aktuellen politischen Problemfelder hätten etwas gestützt, hieß es.
Paypal mit Übernahme gesucht
Am Aktienmarkt richtete sich der Blick auf Paypal. Das Unternehmen expandiert in den stationären Einzelhandel. Der Zahlungsdienstleister übernahm das schwedische Fintech-Startup iZettle für 2,2 Milliarden Dollar. Bei den Anlegern kam das gut an: Die Paypal-Aktie stieg um 2,0 Prozent. Applied Materials brachen um 8,2 Prozent ein, nachdem der Chipausrüster bei der Vorlage von Zweitquartalszahlen einen enttäuschenden Ausblick auf die laufende Periode geliefert hatte. Umsatz und Gewinn im abgelaufenen Quartal hatten indes positiv überrascht.
Der Einzelhändler Nordstrom verzeichnete im ersten Geschäftsquartal ein im Vergleich zu Wettbewerbern wie Macy's und Walmart eher mäßiges flächenbereinigtes Umsatzwachstum, das überdies von einer Rabattaktion getrieben war. Die Aktie sackte um 10,9 Prozent ab. Deere zogen dagegen um 5,7 Prozent an. Der Landmaschinenhersteller hatte seinen Umsatz im zweiten Geschäftsquartal stärker als erwartet gesteigert. Zudem hatte das Unternehmen seine Prognose für das Gesamtjahr angehoben.
Die Aktien der Halbleiterkonzerne Qualcomm und NXP Semiconductors zogen deutlich an. Im Handel war von steigendem Optimismus die Rede, dass die geplante und zäh verlaufende Fusion endlich zustande komme. Die Perspektiven hellten sich auf, nachdem China die Übernahme der Toshiba-Chipsparte durch Bain Capital gestattet hatte. Qualcomm kletterten um 1,0 Prozent, NXP um 4,0 Prozent.
Amgen stiegen um 0,9 Prozent. Der Biotechnologiekonzern hatte mit seinem Partner Novartis die US-Zulassung für das Migränepräparat "Aimovig" erhalten. Aus Sicht der Credit Suisse handelte es sich um eine "historische" Entscheidung. Campbell Soup stürzten um 12,4 Prozent ab, der Konservenhersteller senkte seinen Ausblick. Zudem musste CEO Denise Morrison unverzüglich ihren Hut nehmen.
=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 24.715,09 0,00 1,11 -0,02 S&P-500 2.712,97 -0,26 -7,16 1,47 Nasdaq-Comp. 7.354,34 -0,38 -28,13 6,53 Nasdaq-100 6.866,25 -0,51 -35,38 7,35 US-Anleihen Laufzeit Akt. Rendite Bp zu Vortag Rendite Vortag +/-Bp YTD 2 Jahre 2,54 -2,0 2,56 134,2 5 Jahre 2,89 -4,1 2,93 96,9 7 Jahre 3,01 -4,9 3,06 76,7 10 Jahre 3,06 -5,2 3,11 61,6 30 Jahre 3,20 -4,8 3,25 13,2 DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8:23 Uhr Do, 17.23 Uhr % YTD EUR/USD 1,1766 -0,27% 1,1815 1,1799 -2,1% EUR/JPY 130,28 -0,31% 130,94 130,74 -3,7% EUR/CHF 1,1740 -0,61% 1,1813 1,1819 +0,3% EUR/GBP 0,8729 +0,01% 0,8737 1,1457 -1,8% USD/JPY 110,74 -0,04% 110,84 110,83 -1,7% GBP/USD 1,3478 -0,28% 1,3522 1,3516 -0,3% Bitcoin BTC/USD 8.246,89 +0,5% 8.049,28 8.333,65 -39,6% ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 71,34 71,49 -0,2% -0,15 +18,8% Brent/ICE 78,60 79,30 -0,9% -0,70 +20,5% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.292,09 1.291,55 +0,0% +0,54 -0,8% Silber (Spot) 16,43 16,43 +0,0% +0,00 -3,0% Platin (Spot) 885,20 891,50 -0,7% -6,30 -4,8% Kupfer-Future 3,05 3,08 -0,9% -0,03 -8,1% ===
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May 18, 2018 16:16 ET (20:16 GMT)
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