Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Die Hans-Böckler-Stiftung hat vor den Gefahren eines steigenden Engagements von Vermögensverwaltern bei deutschen Unternehmen gewarnt. Damit seien "Risiken für Beschäftigteninteressen und Wettbewerb" verbunden, erklärte die gewerkschaftsnahe Stiftung in einer Studie ihres Instituts für Mitbestimmung und Unternehmensführung.
Die Vermögensverwalter versuchten, "eine neue Kultur der Unternehmensführung durchzusetzen, bei der Anteilseigner wie sie noch zusätzliche Einflussmöglichkeiten bekommen." Die längerfristigen Interessen von Unternehmen, von Verbrauchern, aber vor allem die der Beschäftigten könnten dadurch an den Rand gedrängt werden.
An Einfluss gewonnen hätten vor allem internationale Vermögensverwalter, die "häufig ein angelsächsisch geprägtes Verständnis von Unternehmensführung mitbringen", konstatierte Studienautor Alexander Sekanina. Allein der Marktführer Blackrock habe Ende 2016 Anteile im Wert von 6,1 Prozent der Marktkapitalisierung aller DAX-Konzerne gehalten. Während die Banken nach der Finanzkrise stärker reguliert worden seien, seien Blackrock und andere in frei werdende Geschäftsfelder vorgestoßen.
Initiativen wie eine Verlagerung von Entscheidungen vom Aufsichtsrat in die Hauptversammlung, zum Beispiel in Fragen der Vorstandsvergütung, oder die Forderung nach "Investorengesprächen" mit dem Management dienten dazu, die Unternehmensführung nach Aktionärsinteressen auszurichten, während der Aufsichtsrat als Mitspracheorgan der Anteilseigner und speziell der Beschäftigten geschwächt werde.
Sekanina forderte deshalb, das deutsche System der Unternehmensführung müsse "wetterfest gegen einen zunehmenden Import interessenmonistischer Ansätze gemacht werden". Zentraler Pfeiler eines Gegenmodells müsse eine institutionell gestärkte Mitbestimmung sein.
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May 24, 2018 05:29 ET (09:29 GMT)
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