Ich war bis gerade bei der Bayer-Hauptversammlung und möchte Ihnen hier meine Eindrücke schildern (keine Fotos, denn das war am Veranstaltungsort nicht erlaubt).
Zunächst einmal fielen mir die Demonstranten vor dem Veranstaltungsort – World Conference Center in Bonn – auf. Bunt gemischt, über Imker bis Umweltaktivisten, recht interessant.
Die Hauptversammlung selbst natürlich eine Massenveranstaltung, kein Wunder: Per Ende 2017 waren laut Bayer "ca. 343.000 Aktionäre in unserem Aktienregister eingetragen".
Die Mehrheit der anwesenden Aktionäre meinem Eindruck zufolge im Rentenalter, ist ja auch nachvollziehbar (wer will sonst schon einen Urlaubstag aufwenden). Als Verpflegung gab es vormittags Bananen und Brezeln per Bon (ich glaube es gab zwei Bons pro Aktionär für Vormittagsverpflegung).
Erfreulicherweise traf ich einige alte Bekannte und unterhielt mich ansonsten wie üblich gerne mit älteren Kleinaktionären. Da war der Tenor breit gemischt – vom "ich will mir das nur mal anschauen, habe die Aktien geerbt und kenne mich gar nicht aus" bis hin zu "will mal hören was das Management zum Monsanto-Deal sagt".
Die Rede des Vorstandsvorsitzenden Werner Baumann fand ich in Ordnung. Was recht anschaulich war – den Geschäftsbereich Pharmaceuticals anhand eines kurzen Films mit persönlicher Geschichte eines älteren Patienten vorzustellen. Der Vorstandsvorsitzende dazu: "Es sind persönliche Geschichten wie diese, die uns anstreben, bessere Möglichkeiten zu finden, um Krankheiten wie den Krebs zu behandeln und vielleicht eines Tages auch zu besiegen."
Feine Sache und natürlich wünsche ich diesbezüglich Bayer viel Erfolg und wenn sich das wirtschaftlich positiv auswirkt, umso besser.
Vielleicht möchten Sie schon die ganze Zeit etwas einwenden, der Art: Gut und schön, lieber Herr Vaupel, aber bedenken Sie doch die Monsanto-Übernahme!
Gute Anmerkung Ihrerseits und danke für den Hinweis. Davon wollte ich gerade reden ... Denn "Pharmaceuticals" und "Consumer Health" sind eben nur die eine Seite von Bayer.
Die andere ist eben die Übernahme von Monsanto. Da wurden von Bayer viele Worthülsen verwendet, und Bayer stehe laut dem Vorstandsvorsitzenden "für höchste ethische, ökologische und soziale Standards". Nun, Monsanto wohl kaum.
Ich lauschte der Rede des Bayer-Vorstandsvorsitzenden und fragte mich, ob er sich eigentlich bewusst ist, was für ein mieses Image Monsanto gerade in den Emerging Markets hat. In diversen Regionen Afrikas gilt Monsanto als geradezu dämonisch böse, und am Vortag war ich bei einer Diskussionsrunde zu dem Thema, bei dem auch die indische Trägerin des alternativen Nobelpreises Dr. Vandana Shiva gesprochen hatte. Diese stellte die These auf, dass von 1995 bis heute ca. 300.000 indische Bauern durch Syngenta und Monsanto in den Selbstmord getrieben worden sind. Denn deren Saatgut muss Jahr für Jahr neu gekauft werden und hat viele indische Bauern in die Schuldenfalle getrieben. Ich kenne da die Details nicht, doch die eingespielten Filmausschnitte von Demonstrationen zeigten, dass dort durchaus Massen von Menschen eine unglaubliche Wut auf Monsanto haben.
Tja, und das könnte sich dann nach der Übernahme von Monsanto durch Bayer auf Bayer übertragen. So kann man sich auch den Ruf verhunzen.
Unabhängig davon – eine profitable Tochter wie Covestro aufgeben um sich dafür Monsanto zu kaufen, das finde ich persönlich alles andere als klasse. Und dann noch dieser Aspekt:
Ich fand es eine klasse Leistung vom Finanzvorstand von Bayer, die Schuldenlast (Nettofinanzverschuldung) von 11,78 Mrd. Euro Ende 2016 auf ca. 3,6 Mrd. Euro Ende 2017 zu drücken. Prima!
Doch wenn nun Monsanto übernommen wird, kostet "der Spaß" über 60 Mrd. Dollar. Ein Teil davon konnte durch den Verkauf von Covestro reingeholt werden. Doch es werden auch massiv neue Schulden hinzukommen.
Das könnte auch das Rating von Bayer verschlechtern. Mal abwarten. Ich persönlich schaue mir da gerne das Verhältnis von Schuldenlast zu Ebitda (= Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) an. Per Ende 2017 war das kein Problem, da lag dieses Verhältnis bei unter 1, da das Ebitda für 2017 bei ca. 8,56 Mrd. Euro lag (nach Sondereinflüssen). Die Schuldenlast wie gesagt bei ca. 3,6 Mrd. Euro.
Mein Fazit:
Zwiegespalten. Dass die Dividende das achte Jahr in Folge erhöht wird, ist beachtlich. Erfolge in den Bereichen Pharmaceuticals und Consumer Health gönne ich Bayer und Kranken, denen das Hoffnung geben kann, von Herzen.
Doch ich sehe die Gefahr, dass Bayer mit dem Kauf von Monsanto auf die dunkle Seite der Macht wechselt. Von Seiten der Aktivisten habe ich auch noch ganz andere Vorwürfe gehört, die ich aber nicht verifizieren kann als Nicht-Naturwissenschaftlicher. Bayer jedenfalls sagt: "Glyphosat ist weniger giftig als Backpulver oder Kochsalz". Nun, ich würde dennoch lieber Kochsalz in der Suppe verwenden.
Soviel für heute.
Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie ein angenehmes Wochenende!
Ihr
Michael Vaupel
Diplom-Volkswirt
Zunächst einmal fielen mir die Demonstranten vor dem Veranstaltungsort – World Conference Center in Bonn – auf. Bunt gemischt, über Imker bis Umweltaktivisten, recht interessant.
Die Hauptversammlung selbst natürlich eine Massenveranstaltung, kein Wunder: Per Ende 2017 waren laut Bayer "ca. 343.000 Aktionäre in unserem Aktienregister eingetragen".
Die Mehrheit der anwesenden Aktionäre meinem Eindruck zufolge im Rentenalter, ist ja auch nachvollziehbar (wer will sonst schon einen Urlaubstag aufwenden). Als Verpflegung gab es vormittags Bananen und Brezeln per Bon (ich glaube es gab zwei Bons pro Aktionär für Vormittagsverpflegung).
Erfreulicherweise traf ich einige alte Bekannte und unterhielt mich ansonsten wie üblich gerne mit älteren Kleinaktionären. Da war der Tenor breit gemischt – vom "ich will mir das nur mal anschauen, habe die Aktien geerbt und kenne mich gar nicht aus" bis hin zu "will mal hören was das Management zum Monsanto-Deal sagt".
Die Rede des Vorstandsvorsitzenden Werner Baumann fand ich in Ordnung. Was recht anschaulich war – den Geschäftsbereich Pharmaceuticals anhand eines kurzen Films mit persönlicher Geschichte eines älteren Patienten vorzustellen. Der Vorstandsvorsitzende dazu: "Es sind persönliche Geschichten wie diese, die uns anstreben, bessere Möglichkeiten zu finden, um Krankheiten wie den Krebs zu behandeln und vielleicht eines Tages auch zu besiegen."
Feine Sache und natürlich wünsche ich diesbezüglich Bayer viel Erfolg und wenn sich das wirtschaftlich positiv auswirkt, umso besser.
Vielleicht möchten Sie schon die ganze Zeit etwas einwenden, der Art: Gut und schön, lieber Herr Vaupel, aber bedenken Sie doch die Monsanto-Übernahme!
Gute Anmerkung Ihrerseits und danke für den Hinweis. Davon wollte ich gerade reden ... Denn "Pharmaceuticals" und "Consumer Health" sind eben nur die eine Seite von Bayer.
Die andere ist eben die Übernahme von Monsanto. Da wurden von Bayer viele Worthülsen verwendet, und Bayer stehe laut dem Vorstandsvorsitzenden "für höchste ethische, ökologische und soziale Standards". Nun, Monsanto wohl kaum.
Ich lauschte der Rede des Bayer-Vorstandsvorsitzenden und fragte mich, ob er sich eigentlich bewusst ist, was für ein mieses Image Monsanto gerade in den Emerging Markets hat. In diversen Regionen Afrikas gilt Monsanto als geradezu dämonisch böse, und am Vortag war ich bei einer Diskussionsrunde zu dem Thema, bei dem auch die indische Trägerin des alternativen Nobelpreises Dr. Vandana Shiva gesprochen hatte. Diese stellte die These auf, dass von 1995 bis heute ca. 300.000 indische Bauern durch Syngenta und Monsanto in den Selbstmord getrieben worden sind. Denn deren Saatgut muss Jahr für Jahr neu gekauft werden und hat viele indische Bauern in die Schuldenfalle getrieben. Ich kenne da die Details nicht, doch die eingespielten Filmausschnitte von Demonstrationen zeigten, dass dort durchaus Massen von Menschen eine unglaubliche Wut auf Monsanto haben.
Tja, und das könnte sich dann nach der Übernahme von Monsanto durch Bayer auf Bayer übertragen. So kann man sich auch den Ruf verhunzen.
Unabhängig davon – eine profitable Tochter wie Covestro aufgeben um sich dafür Monsanto zu kaufen, das finde ich persönlich alles andere als klasse. Und dann noch dieser Aspekt:
Ich fand es eine klasse Leistung vom Finanzvorstand von Bayer, die Schuldenlast (Nettofinanzverschuldung) von 11,78 Mrd. Euro Ende 2016 auf ca. 3,6 Mrd. Euro Ende 2017 zu drücken. Prima!
Doch wenn nun Monsanto übernommen wird, kostet "der Spaß" über 60 Mrd. Dollar. Ein Teil davon konnte durch den Verkauf von Covestro reingeholt werden. Doch es werden auch massiv neue Schulden hinzukommen.
Das könnte auch das Rating von Bayer verschlechtern. Mal abwarten. Ich persönlich schaue mir da gerne das Verhältnis von Schuldenlast zu Ebitda (= Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) an. Per Ende 2017 war das kein Problem, da lag dieses Verhältnis bei unter 1, da das Ebitda für 2017 bei ca. 8,56 Mrd. Euro lag (nach Sondereinflüssen). Die Schuldenlast wie gesagt bei ca. 3,6 Mrd. Euro.
Mein Fazit:
Zwiegespalten. Dass die Dividende das achte Jahr in Folge erhöht wird, ist beachtlich. Erfolge in den Bereichen Pharmaceuticals und Consumer Health gönne ich Bayer und Kranken, denen das Hoffnung geben kann, von Herzen.
Doch ich sehe die Gefahr, dass Bayer mit dem Kauf von Monsanto auf die dunkle Seite der Macht wechselt. Von Seiten der Aktivisten habe ich auch noch ganz andere Vorwürfe gehört, die ich aber nicht verifizieren kann als Nicht-Naturwissenschaftlicher. Bayer jedenfalls sagt: "Glyphosat ist weniger giftig als Backpulver oder Kochsalz". Nun, ich würde dennoch lieber Kochsalz in der Suppe verwenden.
Soviel für heute.
Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie ein angenehmes Wochenende!
Ihr
Michael Vaupel
Diplom-Volkswirt
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