Düsseldorf (ots) - von Matthias Beermann
Es gibt wohl kein Land der Welt, das so stark von der katholischen Kirche geprägt ist wie Irland. Das hat historische Gründe, die bis in die Gegenwart mächtig sind. Aber diese enge Bindung lockert sich. Vor drei Jahren führte Irland als erstes Land der Welt die von der Kirche strikt abgelehnte Homo-Ehe ein. Nun haben die Iren auch noch das Abtreibungsverbot gekippt - ebenfalls gegen den Widerstand der Kirche. Dass deren Einfluss gerade bei der jüngeren Generation rapide schwindet, hat freilich auch mit eigenen Verfehlungen zu tun. Enthüllungen über jahrzehntelangen Missbrauch und Gewalt in ihren Institutionen sowie der wenig demütige Umgang damit haben die moralische Autorität der irischen Kirche schwer beschädigt. Nun sind die Politiker wieder am Zug, und Irland wird wohl eine Fristenlösung für Abtreibungen einführen. Ganz egal, ob man dies nun gut oder schlecht findet (ein Drittel der Iren war immerhin dagegen), beeindruckt die demokratische Reife und das breite Engagement, mit der diese Volksabstimmung abgehalten wurde. Da war das kleine Irland ganz groß.
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