Düsseldorf (ots) - Fünf junge Frauen im Alter zwischen vier und 27 Jahren sterben in den Flammen ihres Hauses. An dem Ort, der ihnen Heimat geworden war. Entfacht hatte das Feuer ein rechtsradikaler Mob. Mörder mit rassistischen Motiven. Auch 25 Jahre danach steht Solingen für eines der schwersten und brutalsten Verbrechen von Neonazis im Nachkriegs-Deutschland. Nur ein halbes Jahr zuvor waren in Mölln drei Türkinnen bei einem Brandanschlag ums Leben gekommen. Ebenfalls waren Rechtsradikale die Täter. Solingen und Mölln sind Chiffren für Fremdenhass geworden, auch wenn es diesen Städten natürlich nicht gerecht wird.
Wir wissen, dass die menschenverachtende Haltung von damals auch heute von Flensburg bis Passau und von Aachen bis Rostock in der Gesellschaft verwurzelt ist. Fremdenhass gibt es im kleinen Kaliber. Er äußert sich abfällig über Dunkelhäutige, Türken, Syrer. Er kann brutal sein, wie die Übergriffe auf Flüchtlingsheime zeigen. Und er zeigt sich als systematischer Terror von rechts wie bei den NSU-Morden. Die schmerzliche Wahrheit ist: Deutschland, das den millionenfachen Massenmord im Nazi-Reich aus einer abartigen völkischen Ideologie heraus begründete, ist Ausländerfeindlichkeit nie ganz losgeworden. Gedenktage wie der gestrige mahnen uns, dass der Kampf gegen den Hass auf Fremde ein langwieriger ist. Aber er muss geführt werden. Der "Aufstand der Anständigen", den Gerhard Schröder im Jahr 2000 nach einem Anschlag auf die Düsseldorfer Synagoge einforderte, geht weiter. Und sei es als Widerspruch gegen rassistische Kommentare in sozialen Netzwerken. Treffend, was NRW-Regierungschef Armin Laschet sagte: "Es ist mehr als Solingen - es geht uns alle an."
In der aufgeregten Debatte um Zuwanderung aus muslimischen Kulturkreisen muss die aufgeklärte deutsche Gesellschaft aber beides schaffen. Den Fremdenhass aus den Köpfen holen, mit Leidenschaft und viel Bildung von früh an, aber trotzdem über die Unfreiheiten in fremden Kulturen sprechen, das Kritikfähige am Multikulturalismus herausarbeiten. Vielfalt ist kein Wert an sich, wenn eine falsch verstandene Rücksicht auf kulturelle Eigenarten die Grund- und Menschenrechte in unserer Demokratie überdeckt. Kritik am politischen Islam geht auch ohne rassistische Motive. Was das friedfertige Miteinander von Kulturen ausmachen könnte, hat die unbeugsame Mevlüde Genç gestern eindrucksvoll bewiesen. Die 70-Jährige hat am Morgen des 29. Mai 1993 zwei Töchter, zwei Enkelinnen und eine Nichte verloren. Doch sie lebt weiter in Deutschland. Ohne Hass. "Wir alle sind Kinder eines Gottes", hat sie gestern gesagt. "Was wir brauchen, ist Liebe im Herzen. Ansonsten ist nichts von Wert." Wenn wir alle ein bisschen mehr wie Mevlüde Genç wären, müsste man solche Texte wie diesen wohl nicht mehr schreiben.
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Wir wissen, dass die menschenverachtende Haltung von damals auch heute von Flensburg bis Passau und von Aachen bis Rostock in der Gesellschaft verwurzelt ist. Fremdenhass gibt es im kleinen Kaliber. Er äußert sich abfällig über Dunkelhäutige, Türken, Syrer. Er kann brutal sein, wie die Übergriffe auf Flüchtlingsheime zeigen. Und er zeigt sich als systematischer Terror von rechts wie bei den NSU-Morden. Die schmerzliche Wahrheit ist: Deutschland, das den millionenfachen Massenmord im Nazi-Reich aus einer abartigen völkischen Ideologie heraus begründete, ist Ausländerfeindlichkeit nie ganz losgeworden. Gedenktage wie der gestrige mahnen uns, dass der Kampf gegen den Hass auf Fremde ein langwieriger ist. Aber er muss geführt werden. Der "Aufstand der Anständigen", den Gerhard Schröder im Jahr 2000 nach einem Anschlag auf die Düsseldorfer Synagoge einforderte, geht weiter. Und sei es als Widerspruch gegen rassistische Kommentare in sozialen Netzwerken. Treffend, was NRW-Regierungschef Armin Laschet sagte: "Es ist mehr als Solingen - es geht uns alle an."
In der aufgeregten Debatte um Zuwanderung aus muslimischen Kulturkreisen muss die aufgeklärte deutsche Gesellschaft aber beides schaffen. Den Fremdenhass aus den Köpfen holen, mit Leidenschaft und viel Bildung von früh an, aber trotzdem über die Unfreiheiten in fremden Kulturen sprechen, das Kritikfähige am Multikulturalismus herausarbeiten. Vielfalt ist kein Wert an sich, wenn eine falsch verstandene Rücksicht auf kulturelle Eigenarten die Grund- und Menschenrechte in unserer Demokratie überdeckt. Kritik am politischen Islam geht auch ohne rassistische Motive. Was das friedfertige Miteinander von Kulturen ausmachen könnte, hat die unbeugsame Mevlüde Genç gestern eindrucksvoll bewiesen. Die 70-Jährige hat am Morgen des 29. Mai 1993 zwei Töchter, zwei Enkelinnen und eine Nichte verloren. Doch sie lebt weiter in Deutschland. Ohne Hass. "Wir alle sind Kinder eines Gottes", hat sie gestern gesagt. "Was wir brauchen, ist Liebe im Herzen. Ansonsten ist nichts von Wert." Wenn wir alle ein bisschen mehr wie Mevlüde Genç wären, müsste man solche Texte wie diesen wohl nicht mehr schreiben.
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