Berlin (ots) - Kurzform: Wer vor Trump die Hacken zusammenschlägt, wird nur noch stärker gedemütigt. Der Mann kennt nur ein Prinzip: Unterwerfung. Auf der anderen Seite ist gerade die deutsche Export-Wirtschaft auf Amerika angewiesen. Blindes Zurückschlagen verbietet sich darum. Es hilft nichts: Wenn sich der Gipfel-Rauch verzogen hat, muss weiter verhandelt werden. Als Richtschnur taugt Trudeaus Linie, die Trump zum Ausrasten gebracht hat. Abgewandelt lautet sie: "Auch wir Europäer lassen uns nicht herumschubsen."
Der komplette Leitartikel: Es ist ein Akt der Sabotage, wie es ihn auf der weltpolitischen Bühne so noch nicht gab. Aus buchstäblich heiterem Himmel hat Donald Trump die G7, das Bündnis der führenden Industrienationen des Westens, vor die Wand gefahren. Mit herabwürdigenden Twitter-Beiträgen, hat Amerikas Präsident einmal mehr bewiesen, welche Rolle er sich zugedacht hat: die des Zuchtmeisters, der mit der Abrissbirne blind alles einreißt, was ihm gegen den Strich geht. Ohne einen Plan zu haben, was aus der Trümmerlandschaft neu entstehen soll. Trumps Begründung für die nachgeschobene Blockade der Abschlusserklärung im kanadischen La Malbaie ist fadenscheinig. Gastgeber Justin Trudeau hatte für sein Land nur wiederholt, was die Europäische Union seit Wochen sagt: Wer uns mit Strafzöllen kommt, kriegt sie postwendend retour. Man muss deshalb davon ausgehen, dass Trump nur einen Vorwand gesucht hat, um auf seinem Feldzug gegen internationale Institutionen der Streitschlichtung einmal mehr die Axt anzulegen. Diesmal war eben die G7 dran. Dazu passt sein widersprüchliches Auftreten. Mal redete er von der Abschaffung sämtlicher Zölle, was in einem Abkommen namens TTIP mit der EU längst hätte gelingen können. Aber schon im nächsten Atemzug droht er mit totaler Handelsblockade, falls der Rest der Welt nicht nach Amerikas Pfeife tanzt. Mal nannte er sein Verhältnis zu den anderen Staats- und Regierungschefs der westlichen Welt tipptopp. Zwei Twitter-Tiraden weiter werden die gleichen Leute zu "unehrlichen" und "schwachen" Geistern. Was denn nun? Trump, der bauchgesteuerte Hütchenspieler, weiß es offenbar selber nicht. Erst kam er in Kanada demonstrativ zu spät und zeigte Desinteresse für die Agenda von Trudeau, der durch das Gipfel-Fiasko beschädigt ist. Dann reiste er ohne Not früher als alle anderen Richtung Singapur ab, wo er sich erst am Dienstag mit Nordkoreas Diktator Kim Jong-un treffen will. Geringschätzung pur. Dazwischen zündete Trump eine politische Stinkbombe nach der anderen. Argumenten unzugänglich, schob er Amerika erneut zum Wohlgefallen seiner desinformierten, leichtgläubigen Kern-Wählerschaft in die Rolle des Opfers, das in der Arena der Staaten schamlos ausgebeutet werde. Seine Metapher vom "Sparschwein" Amerika, "das jeder plündert", hat mit der Wirklichkeit nichts gemein. Noch grotesker wirkte sein ohne Vorabstimmung demonstriertes Eintreten für Russland, das nach der illegalen Aneignung der Krim zu Recht aus der G7-Runde ausgeschlossen wurde. Während Trump Wladimir Putin die Tür aufhielt, warnte zeitgleich der oberste amerikanische Geheimdienstler, Dan Coats, vehement davor, das Verhältnis zu Russland zu normalisieren. Moskau unternehme alles, um den Westen zu spalten und demokratische Normen zu unterlaufen. Mit diesen Widersprüchen umzugehen, verpflichtet die bisher eher auf Deeskalation geeichte Europäische Union zu einer neuen Standortbestimmung. Wer vor Trump die Hacken zusammenschlägt, wird nur noch stärker gedemütigt. Der Mann kennt nur ein Prinzip: Unterwerfung. Auf der anderen Seite ist gerade die deutsche Export-Wirtschaft auf Amerika angewiesen. Blindes Zurückschlagen verbietet sich darum. Es hilft nichts: Wenn sich der Gipfel-Rauch verzogen hat, muss weiter verhandelt werden. Als Richtschnur taugt Trudeaus Linie, die Trump zum Ausrasten gebracht hat. Abgewandelt lautet sie: "Auch wir Europäer lassen uns nicht herumschubsen."
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Der komplette Leitartikel: Es ist ein Akt der Sabotage, wie es ihn auf der weltpolitischen Bühne so noch nicht gab. Aus buchstäblich heiterem Himmel hat Donald Trump die G7, das Bündnis der führenden Industrienationen des Westens, vor die Wand gefahren. Mit herabwürdigenden Twitter-Beiträgen, hat Amerikas Präsident einmal mehr bewiesen, welche Rolle er sich zugedacht hat: die des Zuchtmeisters, der mit der Abrissbirne blind alles einreißt, was ihm gegen den Strich geht. Ohne einen Plan zu haben, was aus der Trümmerlandschaft neu entstehen soll. Trumps Begründung für die nachgeschobene Blockade der Abschlusserklärung im kanadischen La Malbaie ist fadenscheinig. Gastgeber Justin Trudeau hatte für sein Land nur wiederholt, was die Europäische Union seit Wochen sagt: Wer uns mit Strafzöllen kommt, kriegt sie postwendend retour. Man muss deshalb davon ausgehen, dass Trump nur einen Vorwand gesucht hat, um auf seinem Feldzug gegen internationale Institutionen der Streitschlichtung einmal mehr die Axt anzulegen. Diesmal war eben die G7 dran. Dazu passt sein widersprüchliches Auftreten. Mal redete er von der Abschaffung sämtlicher Zölle, was in einem Abkommen namens TTIP mit der EU längst hätte gelingen können. Aber schon im nächsten Atemzug droht er mit totaler Handelsblockade, falls der Rest der Welt nicht nach Amerikas Pfeife tanzt. Mal nannte er sein Verhältnis zu den anderen Staats- und Regierungschefs der westlichen Welt tipptopp. Zwei Twitter-Tiraden weiter werden die gleichen Leute zu "unehrlichen" und "schwachen" Geistern. Was denn nun? Trump, der bauchgesteuerte Hütchenspieler, weiß es offenbar selber nicht. Erst kam er in Kanada demonstrativ zu spät und zeigte Desinteresse für die Agenda von Trudeau, der durch das Gipfel-Fiasko beschädigt ist. Dann reiste er ohne Not früher als alle anderen Richtung Singapur ab, wo er sich erst am Dienstag mit Nordkoreas Diktator Kim Jong-un treffen will. Geringschätzung pur. Dazwischen zündete Trump eine politische Stinkbombe nach der anderen. Argumenten unzugänglich, schob er Amerika erneut zum Wohlgefallen seiner desinformierten, leichtgläubigen Kern-Wählerschaft in die Rolle des Opfers, das in der Arena der Staaten schamlos ausgebeutet werde. Seine Metapher vom "Sparschwein" Amerika, "das jeder plündert", hat mit der Wirklichkeit nichts gemein. Noch grotesker wirkte sein ohne Vorabstimmung demonstriertes Eintreten für Russland, das nach der illegalen Aneignung der Krim zu Recht aus der G7-Runde ausgeschlossen wurde. Während Trump Wladimir Putin die Tür aufhielt, warnte zeitgleich der oberste amerikanische Geheimdienstler, Dan Coats, vehement davor, das Verhältnis zu Russland zu normalisieren. Moskau unternehme alles, um den Westen zu spalten und demokratische Normen zu unterlaufen. Mit diesen Widersprüchen umzugehen, verpflichtet die bisher eher auf Deeskalation geeichte Europäische Union zu einer neuen Standortbestimmung. Wer vor Trump die Hacken zusammenschlägt, wird nur noch stärker gedemütigt. Der Mann kennt nur ein Prinzip: Unterwerfung. Auf der anderen Seite ist gerade die deutsche Export-Wirtschaft auf Amerika angewiesen. Blindes Zurückschlagen verbietet sich darum. Es hilft nichts: Wenn sich der Gipfel-Rauch verzogen hat, muss weiter verhandelt werden. Als Richtschnur taugt Trudeaus Linie, die Trump zum Ausrasten gebracht hat. Abgewandelt lautet sie: "Auch wir Europäer lassen uns nicht herumschubsen."
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