Berlin (ots) - Kurzform: Von den acht Weltmeistern, die Bundestrainer Joachim Löw am Sonntag in seine Startelf beorderte, mag ein Anspruch an Qualität ausgehen. Wenn die aber dazu führt, dass aus Erfahrung Nachlässigkeit, aus Status Halbherzigkeit resultiert, ist höchste Alarmbereitschaft angebracht. Mannschaften wie Mexiko zeigen keinen Respekt, nur weil die Gegenspieler mal einen Goldpokal in Händen hatten. Und Löw hatte ja oft genug darauf hingewiesen, dass man von allen gejagt werden würde. Löw hat immer das Leistungsprinzip propagiert und sich am Ende fürs Establishment entschieden: Mesut Özil statt Marco Reus, Khedira statt Goretzka, Jerome Boateng statt Niklas Süle - zu einem vollständigen Generationswechsel fehlte Entschlossenheit. Hoffentlich rächt sich nicht, dass Leroy Sané aussortiert wurde. Einer, der den Unterschied ausmacht.
Der vollständige Kommentar: Wo sind nur die Frische und die Freude geblieben, mit der Deutschland vor einem Jahr beim Confed-Cup so einen begeisternden Fußball spielte? Die Blamage zum Weltmeisterschafts-Auftakt gegen Mexiko (0:1) zwölf Monate später ist dagegen eine Offenbarung an Schwerfälligkeit. So viel kann man nach einem Spiel sicher sagen: Mit Reife und Routine allein wird dem Weltmeister von 2014 die angestrebte Titelverteidigung in Russland kaum gelingen. Man konnte es schon beim Gegentor sehen. Sami Khedira hatte vorn seinen Zweikampf verloren und bettelte - mit beiden Armen rudernd am Boden - um den Pfiff des Schiedsrichters, als Mexikos Spieler längst im Gegenangriff zur Führung eilten. So passierte das ständig: Die deutschen Spieler widersetzten sich dem Gesetz der Gravitation nicht, sondern reklamierten Majestätsbeleidigung. Von den acht Weltmeistern, die Bundestrainer Joachim Löw am Sonntag in seine Startelf beorderte, mag ein Anspruch an Qualität ausgehen. Wenn die aber dazu führt, dass aus Erfahrung Nachlässigkeit, aus Status Halbherzigkeit resultiert, ist höchste Alarmbereitschaft angebracht. Mannschaften wie Mexiko zeigen keinen Respekt, nur weil die Gegenspieler mal einen Goldpokal in Händen hatten. Und Löw hatte ja oft genug darauf hingewiesen, dass man von allen gejagt werden würde. Das junge DFB-Team um Leon Goretzka zeigte vorigen Sommer mehr Hunger, schärferen Biss, als Chile ähnlich wie am Sonntag Mexiko die deutsche Abwehr zu düpieren versuchte. Da wurde nicht auf Halten gespielt, sondern auf Risiko. Eine solche Körpersprache beeindruckt den Gegner. Nicht allein die Erfolge aus der Vergangenheit. Die sind vergänglich. Löw hat immer das Leistungsprinzip propagiert und sich am Ende fürs Establishment entschieden: Mesut Özil statt Marco Reus, Khedira statt Goretzka, Jerome Boateng statt Niklas Süle - zu einem vollständigen Generationswechsel fehlte Entschlossenheit. Hoffentlich rächt sich nicht, dass Leroy Sané aussortiert wurde. Einer, der den Unterschied ausmacht. Noch ist die WM nicht verloren. Aber die nächsten Gegner Schweden und Südkorea haben auch Unkalkulierbares, das Punkte kosten kann. Der damalige Weltmeister Spanien hat 2014 trotz Gewinn der Europameisterschaft erlebt, wie aus dem Betriebsunfall zu WM-Beginn (1:5 gegen Niederlande) das Vorrunden-Aus entstand.
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