Bielefeld (ots) - Die Szene, als ein junger Krankenpfleger in einer TV-Debatte auf dem Höhepunkt des Bundestagswahlkampfs Klartext über den Pflegenotstand in Deutschlands Kliniken mit einer verdutzten Kanzlerin Merkel redete, ist unvergessen. Überraschend war dabei weniger, was der junge Mann mit beredten Worten beschrieb, als die Reaktion der Kanzlerin. Die nämlich schien von der realen Dramatik der Situation auf den Stationen von Kliniken und Alteneinrichtungen überwältigt. Und genau das ist die Krux. Seit Jahren ist der sich zuspitzende Pflegenotstand bekannt. Gewerkschaften und Krankenhausträger machen immer wieder darauf aufmerksam. Und immer wieder versprechen die Politiker, dass sie sich darum kümmern. Doch passiert ist nichts. Private Konzerne können in einem Bereich, in dem eigentlich Menschlichkeit als oberste Richtschnur gelten sollte, renditeorientiert schalten und walten, wie sie wollen. Und die sozialer orientierten öffentlichen und kirchlichen Träger hecheln diesen Konzernen hinterher, weil sie sonst im Wettbewerb nicht bestehen können. Es mag sein, dass die Gesundheitsminister gestern in Düsseldorf von der Härte und Massivität des Protests vor den Türen ihrer Konferenz überrascht waren. Wundern sollten sie sich darüber nicht. Vor allem wegen der Untätigkeit der Politik nämlich sind die Pfleger und Pflegerinnen, die in ihren Schichten Tag für Tag und Nacht für Nacht bis an die Grenzen ihrer Belastbarkeit und manchmal auch darüber hinaus gehen müssen, wütend. Die Politik hat in den vergangenen Jahren bei den hart arbeitenden Pflegekräften viel Vertrauen verspielt. "Geben Sie uns die Chance, dieses Vertrauen wieder zurückzugewinnen", sagte Bundesgesundheitsminister Spahn vor den Demonstranten. Die Chance soll er haben. Aber er sollte sich beeilen. Denn die Populisten warten schon auf ihre nächste Beute.
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