Am gestrigen Donnerstag fand in Köln die diesjährige Hauptversammlung der Splendid Medien AG statt. Ich bin vor Ort gewesen und möchte Ihnen deshalb von dieser Veranstaltung berichten:
Start war pünktlich um 11:00 Uhr. Neben den üblichen Formalia zu Beginn einer Hauptversammlung wartete ich natürlich besonders auf die Rede des Vorstandsvorsitzenden.
Kurz zur Einordnung: Die Splendid Medien AG ist laut eigenen Angaben ein „mittelständischer, integrierter Medienkonzern, der seit mehr als 40 Jahren vorwiegend im deutschsprachigen Europa und den Benelux-Ländern agiert.“
Die vorigen beiden Geschäftsjahre wurden auf Konzernebene rote Zahlen geschrieben. Die Prognose für das Geschäftsjahr 2017 wurde in Bezug auf den Umsatz nicht erreicht. Da wurden 55-60 Mio. Euro Umsatz prognostiziert – letztlich wurden es dann rund 53,0 Mio. Euro Umsatz. Und auch das Minus unter dem Strich (Ergebnis pro Aktie -0,40 Euro) war enttäuschend.
So weit, so eher schlecht. Andererseits: Das Unternehmen hat eine Marktkapitalisierung von „nur“ rund 15 Mio. Euro. Wenn hier mal wieder schwarze Zahlen auf Konzern-Ebene geschrieben werden, könnte sich entsprechendes deutliches Aufwärtspotenzial bieten.
Nun zur Rede des Vorstandsvorsitzenden. Da fiel mir zunächst auf, dass dieser weitgehend frei sprach – und auch durchaus Klartext. Da kenne ich ganz andere Vorstandsvorsitzende, die in juristisch zurückhaltenden Worthülsen kommunizieren. Hier ging der Vorstandsvorsitzende hingegen durchaus direkt in die Vollen und erläuterte anschaulich die Gründe für das schlechte Abschneiden im vorigen Geschäftsjahr.
Dafür seien „allgemeine Gründe“ und „spezifische Gründe“ verantwortlich.
1. Zu den allgemeinen Gründen: Da verwies der Vorstandsvorsitzende auf den allgemeinen Rückgang des physischen Geschäfts mit DVDs und Blu-ray. Wenn ich mich richtig erinnere, nannte er für den deutschen Gesamtmarkt diesbezüglich ein Schrumpfen von 11%. Ist klar: Die Leute schauen verstärkt Netflix & Co. und kaufen dafür weniger DVDs und Blu-ray. Entsprechend ist es auch nicht verwunderlich, dass da auch die Umsätze von Splendid Medien im Bereich „Home Entertainment“ (wo die entsprechenden Verkäufe zugerechnet werden) von 28,4 Mio. Euro auf 26,2 Mio. Euro im Geschäftsjahr 2017 gesunken sind.
2. Dann gab es spezifische Gründe für den Misserfolg des Vorjahres. Freimütig räumte da der Vorstandsvorsitzende ein, beim Einkauf bei der Filmauswahl einige Male daneben gelegen zu haben. 6-7 Filme seien da zu Verlustbringern geworden. Die dadurch verursachten Sonderabschreibungen in Höhe von insgesamt 3,3 Mio. Euro drückten das Ebit für den Konzern ins Minus (2017: -2,9 Mio. Euro Ebit).
Von der Darstellung der Fehler des vorigen Geschäftsjahres hin zur Vision bzw. Prognose für das laufende Geschäftsjahr. Beim Bereich „Home Entertainment“ dürften die Umsätze beim physischen Geschäft (DVDs und Blue-ray) weiter sinken. Dies soll aber gewissermaßen aufgefangen werden durch neue Bereiche.
Kauf von "Joker": Theoretisch gut, praktisch schlecht
Dazu wurde z.B. auf die Investition in den TV-Produktionsbereich verwiesen. Der Kauf der Firma „Joker“ war aber wohl eher ein Griff in die Toilette, denn es gab da offenbar diverse Probleme, die auch zum Austausch des Managements dieser Firma (die rote Zahlen lieferte) führten. In diesem Geschäftsjahr soll es aber besser aussehen, und diese Produktionsfirma soll u.a. für RTL II drehen, hier wurde dem Publikum ein entsprechender schnittiger Trailer gezeigt.
Dann setzt Splendid Medien große Hoffnung auf ein neues Projekt mit Freenet. Nach harten Verhandlungen (der Vorstandsvorsitzende sprach von 9 Monaten Dauer) wurde sich den Angaben zufolge darauf geeinigt, dass für die Video-on-demand-Plattform „freenet Video“ mehr als 1.000 Filme von Splendid Medien bereitgestellt werden. Splendid soll zudem die technische Bereitstellung des Portals leisten, was entsprechende Service-Einnahmen generiert.
Prognose für 2018: 53-57 Mio. Euro Umsatz, 1-3 Mio. Euro Ebit
Diese in Wort und Bild dargestellte Perspektive wurde dann vom Finanz-Vorstand noch in Form einer konkreten Prognose für das laufende Geschäftsjahr untermauert: Der Umsatz soll insgesamt tendenziell steigen, als Zielkorridor wurden 53-57 Mio. Euro genannt (2017: 53,0 Mio. Euro). Auf Ebit-Basis soll der Sprung in die schwarzen Zahlen geschafft werden. Die prognostizierte Bandbreite lag bei 1-3 Mio. Euro – Plus, wohlgemerkt (2017: -2,9 Mio. Euro).
Es folgte die obligatorische Frage-und-Antwort-Runde, bei der mir die fachkundigen und teilweise eloquent und mit feinem Humor vorgetragenen Fragen von Seiten zweier Kleinaktionäre sowie von Vertretern von DSW und SdK auffielen. Meinem Eindruck zufolge konnten die anwesenden Mitglieder des Vorstands zufriedenstellende Antworten liefern.
Einen guten Eindruck machte auf mich auch der Versammlungsleiter = der Aufsichtsratsvorsitzende. In Bezug auf ihn finde ich es allerdings nicht gut, dass dieser laut Geschäftsbericht 2017 195.000 Euro für Beratungsdienstleistungen ("Abrechnung nach Stunden") an Splendid Medien berechnet hat – unabhängig von seinem Posten als Aufsichtsratsvorsitzender. Diese Verquickung der Funktionen finde ich nicht besonders sauber – das wurde auch von einem Kleinaktionär moniert.
Bei den Abstimmungen zu den 6 Tagesordnungspunkten gab es dann aber erwartungsgemäß sehr hohe Zustimmungsquoten von mindestens 99,66%. Die Präsenzquote lag zum Zeitpunkt der Abstimmung demnach bei 72,53%. Nun, alleine der Vorstandsvorsitzende hielt dem Jahresbericht 2017 zufolge per 31.12.2017 53,21% der Aktien.
Was das kulinarische Angebot betrifft: Dieses war mit Spargelcreme-Suppe, Brot und Kräuterbutter sowie Früchten dem Sommertag entsprechend leicht, wenn auch nicht gerade lukullisch zu nennen. Angesichts der Zahlen für 2017 ist das aber wohl auch angemessen. Offizielles Ende der Veranstaltung war um 15:02 Uhr.
Ihr Michael Vaupel Diplom-Volkswirt
Start war pünktlich um 11:00 Uhr. Neben den üblichen Formalia zu Beginn einer Hauptversammlung wartete ich natürlich besonders auf die Rede des Vorstandsvorsitzenden.
Kurz zur Einordnung: Die Splendid Medien AG ist laut eigenen Angaben ein „mittelständischer, integrierter Medienkonzern, der seit mehr als 40 Jahren vorwiegend im deutschsprachigen Europa und den Benelux-Ländern agiert.“
Die vorigen beiden Geschäftsjahre wurden auf Konzernebene rote Zahlen geschrieben. Die Prognose für das Geschäftsjahr 2017 wurde in Bezug auf den Umsatz nicht erreicht. Da wurden 55-60 Mio. Euro Umsatz prognostiziert – letztlich wurden es dann rund 53,0 Mio. Euro Umsatz. Und auch das Minus unter dem Strich (Ergebnis pro Aktie -0,40 Euro) war enttäuschend.
So weit, so eher schlecht. Andererseits: Das Unternehmen hat eine Marktkapitalisierung von „nur“ rund 15 Mio. Euro. Wenn hier mal wieder schwarze Zahlen auf Konzern-Ebene geschrieben werden, könnte sich entsprechendes deutliches Aufwärtspotenzial bieten.
Nun zur Rede des Vorstandsvorsitzenden. Da fiel mir zunächst auf, dass dieser weitgehend frei sprach – und auch durchaus Klartext. Da kenne ich ganz andere Vorstandsvorsitzende, die in juristisch zurückhaltenden Worthülsen kommunizieren. Hier ging der Vorstandsvorsitzende hingegen durchaus direkt in die Vollen und erläuterte anschaulich die Gründe für das schlechte Abschneiden im vorigen Geschäftsjahr.
Dafür seien „allgemeine Gründe“ und „spezifische Gründe“ verantwortlich.
1. Zu den allgemeinen Gründen: Da verwies der Vorstandsvorsitzende auf den allgemeinen Rückgang des physischen Geschäfts mit DVDs und Blu-ray. Wenn ich mich richtig erinnere, nannte er für den deutschen Gesamtmarkt diesbezüglich ein Schrumpfen von 11%. Ist klar: Die Leute schauen verstärkt Netflix & Co. und kaufen dafür weniger DVDs und Blu-ray. Entsprechend ist es auch nicht verwunderlich, dass da auch die Umsätze von Splendid Medien im Bereich „Home Entertainment“ (wo die entsprechenden Verkäufe zugerechnet werden) von 28,4 Mio. Euro auf 26,2 Mio. Euro im Geschäftsjahr 2017 gesunken sind.
2. Dann gab es spezifische Gründe für den Misserfolg des Vorjahres. Freimütig räumte da der Vorstandsvorsitzende ein, beim Einkauf bei der Filmauswahl einige Male daneben gelegen zu haben. 6-7 Filme seien da zu Verlustbringern geworden. Die dadurch verursachten Sonderabschreibungen in Höhe von insgesamt 3,3 Mio. Euro drückten das Ebit für den Konzern ins Minus (2017: -2,9 Mio. Euro Ebit).
Von der Darstellung der Fehler des vorigen Geschäftsjahres hin zur Vision bzw. Prognose für das laufende Geschäftsjahr. Beim Bereich „Home Entertainment“ dürften die Umsätze beim physischen Geschäft (DVDs und Blue-ray) weiter sinken. Dies soll aber gewissermaßen aufgefangen werden durch neue Bereiche.
Kauf von "Joker": Theoretisch gut, praktisch schlecht
Dazu wurde z.B. auf die Investition in den TV-Produktionsbereich verwiesen. Der Kauf der Firma „Joker“ war aber wohl eher ein Griff in die Toilette, denn es gab da offenbar diverse Probleme, die auch zum Austausch des Managements dieser Firma (die rote Zahlen lieferte) führten. In diesem Geschäftsjahr soll es aber besser aussehen, und diese Produktionsfirma soll u.a. für RTL II drehen, hier wurde dem Publikum ein entsprechender schnittiger Trailer gezeigt.
Dann setzt Splendid Medien große Hoffnung auf ein neues Projekt mit Freenet. Nach harten Verhandlungen (der Vorstandsvorsitzende sprach von 9 Monaten Dauer) wurde sich den Angaben zufolge darauf geeinigt, dass für die Video-on-demand-Plattform „freenet Video“ mehr als 1.000 Filme von Splendid Medien bereitgestellt werden. Splendid soll zudem die technische Bereitstellung des Portals leisten, was entsprechende Service-Einnahmen generiert.
Prognose für 2018: 53-57 Mio. Euro Umsatz, 1-3 Mio. Euro Ebit
Diese in Wort und Bild dargestellte Perspektive wurde dann vom Finanz-Vorstand noch in Form einer konkreten Prognose für das laufende Geschäftsjahr untermauert: Der Umsatz soll insgesamt tendenziell steigen, als Zielkorridor wurden 53-57 Mio. Euro genannt (2017: 53,0 Mio. Euro). Auf Ebit-Basis soll der Sprung in die schwarzen Zahlen geschafft werden. Die prognostizierte Bandbreite lag bei 1-3 Mio. Euro – Plus, wohlgemerkt (2017: -2,9 Mio. Euro).
Es folgte die obligatorische Frage-und-Antwort-Runde, bei der mir die fachkundigen und teilweise eloquent und mit feinem Humor vorgetragenen Fragen von Seiten zweier Kleinaktionäre sowie von Vertretern von DSW und SdK auffielen. Meinem Eindruck zufolge konnten die anwesenden Mitglieder des Vorstands zufriedenstellende Antworten liefern.
Einen guten Eindruck machte auf mich auch der Versammlungsleiter = der Aufsichtsratsvorsitzende. In Bezug auf ihn finde ich es allerdings nicht gut, dass dieser laut Geschäftsbericht 2017 195.000 Euro für Beratungsdienstleistungen ("Abrechnung nach Stunden") an Splendid Medien berechnet hat – unabhängig von seinem Posten als Aufsichtsratsvorsitzender. Diese Verquickung der Funktionen finde ich nicht besonders sauber – das wurde auch von einem Kleinaktionär moniert.
Bei den Abstimmungen zu den 6 Tagesordnungspunkten gab es dann aber erwartungsgemäß sehr hohe Zustimmungsquoten von mindestens 99,66%. Die Präsenzquote lag zum Zeitpunkt der Abstimmung demnach bei 72,53%. Nun, alleine der Vorstandsvorsitzende hielt dem Jahresbericht 2017 zufolge per 31.12.2017 53,21% der Aktien.
Was das kulinarische Angebot betrifft: Dieses war mit Spargelcreme-Suppe, Brot und Kräuterbutter sowie Früchten dem Sommertag entsprechend leicht, wenn auch nicht gerade lukullisch zu nennen. Angesichts der Zahlen für 2017 ist das aber wohl auch angemessen. Offizielles Ende der Veranstaltung war um 15:02 Uhr.
Ihr Michael Vaupel Diplom-Volkswirt
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