Kurz vor der geplanten Veröffentlichung eines Weißbuches zum Austritt Großbritanniens aus der EU hat der Brüsseler Chefunterhändler Michel Barnier vor den Folgen eines Scheiterns der Verhandlungen gewarnt. "Beide Seiten müssen sich darauf vorbereiten", sagte er am Mittwoch in Washington. "Das Worst-Case-Szenario ist, dass wir keinen Deal zustande bringen."
Zwar bestehe in 80 Prozent der zu klärenden Punkte Einigkeit und es habe deutliche Fortschritte in den zurückliegenden Wochen und Monaten gegeben, sagte Barnier. "Es muss aber in den vor uns liegenden Monaten noch viel erreicht werden", fügte er hinzu. "Mein Ziel ist es, einen geordneten Deal zu erreichen."
Großbritannien müsse jedoch klar sein, dass die für das Königreich so wichtigen Finanzdienstleistungen außerhalb der EU nicht die gleiche Rechte beim Zugang zum Binnenmarkt genießen könnten. Bisher erlaubt die EU etwa in der Londoner City gegründeten Finanzorganisationen, darunter Töchter von US-Firmen, den Zugang zum gesamteuropäischen Markt. "Außerhalb des gemeinsamen Ökosystems von Regulierung, Überwachung und Strafverfolgung ist das sogenannte Passporting nicht möglich", sagte Barnier.
"Großbritannien muss verstehen, dass die EU gemeinsamen Marktzugang ohne entsprechende Sicherheiten nicht akzeptieren kann." Dennoch müsse die Zusammenarbeit auch auf dem Finanzdienstleistungssektor auch künftig gewährleistet werden. "Wir haben einen Regulierungs-Dialog mit den Vereinigten Staaten, wir können davon für Großbritannien lernen", sagte Barnier./dm/DP/he
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