Von Florian Faust
NEW YORK (Dow Jones)--Die Wall Street ist am Montag gefangen gewesen zwischen Handelskonflikt und Berichtssaison. Dazu gesellte sich die Irankrise, die neue geopolitische Sorgen hochkochen ließ. Die Finanzminister der G20 hatten zum Abschluss ihres Treffens in Buenos Aires dazu passend vor Risiken für die Weltwirtschaft durch Handelsstreitigkeiten und wachsende geopolitische Spannungen gewarnt. Die Warnungen fielen deutlicher als noch im März aus. Als Einladung zum Kauf von Aktien verstanden Anleger die jüngsten Schlagzeilen nicht, allerdings hielt die positiv verlaufende Berichtssaison die Stimmung hoch. 87 Prozent der Unternehmen haben bislang die Gewinnschätzungen übertroffen, 77 Prozent schnitten beim Umsatz besser als erwartet ab.
Der Dow-Jones-Index fiel um 0,1 Prozent auf 25.044 Punkte, S&P-500 und Nasdaq-Composite stiegen indes dank Aufschlägen im Finanzsektor um 0,2 bzw. 0,3 Prozent. Umgesetzt wurden 668 (Freitag: 815) Millionen Aktien. Dabei standen den 1.258 (1.368) Kursgewinnern an der Nyse 1.682 (1.546) -verlierer gegenüber. Unverändert schlossen 140 (143) Titel. Letztlich verhinderte eine Rally des Finanzsektors angesichts deutlich gestiegener Marktzinsen einen Rutsch des Aktienmarktes ins Minus. Mit einem Aufschlag von 2,0 Prozent stellte der Bankensektor die festeste Branche. JP Morgan zogen um 1,9 Prozent an, Wells Fargo um 2,8 Prozent. "Bankenwerte haben geholfen, den Markt in einer ansonsten lustlosen Sitzung zu stützen", sagte Marktstratege Jack Ablin von Cresset Wealth Advisors. Die Entwicklung am Zinsmarkt habe für eine etwas positivere Gewinndynamik bei Banken gesorgt.
Anleger hielten ihre Ohren gespitzt auf erste mögliche Anzeichen, dass die Strafzölle Auswirkung auf die Entscheidungen der Unternehmen haben. In der laufenden Woche werden über ein Drittel der Unternehmen aus dem S&P-500 Quartalsausweise vorlegen. Die Konjunkturdaten spielten kaum eine Rolle, zumal sie auch kein einheitliches Bild lieferten. Laut Chicago Fed National Activity hat sich die US-Wirtschaftsaktivität im Juni spürbar verstärkt, sie expandiert oberhalb des historischen Trendniveaus. Egalisiert wurden die Daten durch schwache Immobilienwerte, die Verkäufe bestehender Häuser waren im Juni gesunken und nicht wie erwartet gestiegen.
Tesla unter Druck
Die Tesla-Aktie gab 3,3 Prozent nach. Der Elektroautobauer forderte laut einem Bericht in einem ungewöhnlichen Schritt von einigen Zulieferern Geld für bereits vergangene Aufträge zurück, um profitabel werden zu können. Das Unternehmen dementierte dies jedoch am Abend und sprach von Verhandlungen über Preissenkungen künftiger Lieferungen.
Die Titel des Online-Handelsriesens Amazon sanken um 0,6 Prozent. US-Präsident Donald Trump hatte erneut gegen die "Washington Post" und Amazon per Tweet geschossen. Beide Unternehmen gehören dem von Trump ungeliebten Amazon-CEO Jeff Bezos. Zudem regte Trump erneut ein Kartellverfahren gegen Amazon an.
Der Spielzeugkonzern Hasbro hatte im zweiten Quartal sowohl bei Umsatz als auch Gewinn die Erwartungen klar übertroffen. Die Aktie sprang um 12,9 Prozent nach oben. Dagegen gab die Aktie des Ölfeldausrüsters Halliburton 8,1 Prozent nach. Das Ergebnis erreichte exakt die Marktprognosen. Analysten bemängelten jedoch die Margenentwicklung.
Lifepoint Health haussierten um 35,5 Prozent. Laut einem Bericht will die Beteiligungsgesellschaft Apollo Global Management den Klinikbetreiber übernehmen. Nach einer Abstufung auf "Verkaufen" durch Stifel Nicolaus büßten die Papiere des Restaurantkettenbetreibers Papa John's 9,8 Prozent ein.
Öpreis-Aufschwung ausgelaufen
Der Ölpreis setzte seine Rally zunächst fort, die er vergangene Woche begonnen hatte, drehte aber anschließend ins Minus. Ein neuer Tweet des US-Präsidenten hatte die Preise zunächst befeuert. Trump hatte in scharfen Worten auf Warnungen des Iran geantwortet und drohte mit Konsequenzen "wie selten in der Geschichte". Zuvor hatte der iranische Präsident Hassan Ruhani unter anderem damit gedroht, die Seestraße von Hormus zu schließen. Die strategische Meerenge ist eine zentrale Schifffahrtsroute für internationale Öltransporte.
Andererseits riefen sich Anleger die steigenden Fördermengen in Saudi-Arabien, Libyen und Russland in Erinnerung. Zu nennen waren auch die Sorge vor einer Eskalation des globalen Handelskonflikts mit möglichen negativen Auswirkungen auf die Ölnachfrage. Der Preis für ein Barrel US-Leichtöl der Sorte WTI verlor 0,5 Prozent auf 67,89 Dollar, Europäisches Referenzöl der Sorte Brent verbilligte sich um einen Cent auf 73,06 Dollar. "Es gibt eine Menge Verunsicherung im Markt, daher kann es schnell nach oben oder unten gehen. Dies gilt insbesondere, nachdem der Iran Trumps Zorn erregt hat", sagte Ölanalyst Patrick DeHaan von GasBuddy.
Der Goldpreis schwächelte wie bereits in der Vorwoche. Teilnehmer sagten, dass das Edelmetall aktuell nicht als sicherer Hafen gesehen werde. Vor allem das Umfeld steigender Zinsen setzt dem zinslos gehaltenen Gold zu. Für die Feinunze wurden im späten Geschäft 1.225 Dollar bezahlt, das war ein Rückgang um 0,6 Prozent.
Der Euro sank auf 1,1695 Dollar nach Wechselkursen um 1,1730 am Freitagabend. Der ICE-Dollarindex kletterte um 0,2 Prozent. Der festere Greenback wurde mit Aussagen von US-Finanzminister Steven Mnuchin begründet, wonach Trump die Unabhängigkeit der Fed unterstütze. Nach Trumps Forderungen nach einer weniger straffen Geldpolitik waren daran zuletzt Zweifel aufgekommen.
Die Anleihenotierungen gerieten indes gehörig unter Druck - belastet von den Neuemissionen in der laufenden Woche. Insbesondere die Auslandsnachfrage könnte schwach ausfallen, so die Befürchtung im Handel mit Blick auf die politischen Spannungen. Zudem reduziere die US-Notenbank die Summe ihrer wieder angelegten Gelder, weil sie ihr Portfolio verkleinere, hieß es weiter. Die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen stieg im Gegenzug um knapp 7 Basispunkte auf 2,96 Prozent. Im Rentenhandel wurde aber auch auf einen Bericht verwiesen, wonach die japanischen Notenbank Änderungen ihrer Geldpolitik vornehmen könnte. Dies befeuerte Spekulationen auf eine weniger akkommodierende Geldpolitik in Japan. In der Folge sanken die Rentennotierungen in Japan, Anleger verkauften daraufhin auch US-Titel.
=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 25.044,29 -0,06 -13,83 1,32 S&P-500 2.806,98 0,18 5,15 4,99 Nasdaq-Comp. 7.841,87 0,28 21,68 13,59 Nasdaq-100 7.371,78 0,29 21,55 15,25 US-Anleihen Laufzeit Akt. Rendite Bp zu Vortag Rendite Vortag +/-Bp YTD 2 Jahre 2,62 3,4 2,59 142,2 5 Jahre 2,82 6,0 2,76 89,9 7 Jahre 2,91 6,3 2,85 66,4 10 Jahre 2,96 6,5 2,90 51,7 30 Jahre 3,09 6,8 3,03 2,7 DEVISEN zuletzt +/- % Mo, 8:30 Fr, 18:16 % YTD EUR/USD 1,1695 -0,26% 1,1729 1,1708 -2,7% EUR/JPY 130,28 -0,23% 130,09 130,83 -3,7% EUR/CHF 1,1611 -0,21% 1,1623 1,1642 -0,9% EUR/GBP 0,8925 -0,08% 0,8924 0,8929 +0,4% USD/JPY 111,41 +0,04% 110,92 111,76 -1,1% GBP/USD 1,3104 -0,19% 1,3142 1,3113 -3,0% Bitcoin BTC/USD 7.749,09 +4,4% 7.661,29 7.483,68 -43,3% ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 67,79 70,46 -0,7% -0,47 +18,6% Brent/ICE 73,02 73,07 -0,1% -0,05 +13,1% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.224,50 1.231,94 -0,6% -7,44 -6,0% Silber (Spot) 15,39 15,52 -0,9% -0,14 -9,1% Platin (Spot) 831,05 826,75 +0,5% +4,30 -10,6% Kupfer-Future 2,74 2,75 -0,4% -0,01 -17,8% ===
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July 23, 2018 16:17 ET (20:17 GMT)
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