Euwax Trends an der Börse Stuttgart
Handelsstreit: Trump empfängt Juncker - ifo-Index etwas leichter
DAX im Minus
- Von Holger Scholze, Börse Stuttgart TV News Redaktion -
EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker will offenbar selbstbewusst in das Treffen mit Donald Trump gehen und hofft auf ein Angebot des US-Präsidenten zum Handelsstreit. ?Wir sitzen hier nicht auf der Anklagebank. Insofern brauchen wir uns auch nicht zu verteidigen?, sagte Juncker in einem Interview des ZDF vor dem Besuch im Weißen Haus am Mittwoch. ?Es kann ja auch sein, dass Herr Trump uns auch etwas anzubieten hat.? Die Bundesregierung hat Juncker und dessen Delegation unterdessen zu einer harten Haltung im Handelsstreit aufgefordert.
Vor seinem Treffen mit der EU-Führung zum Handelsstreit hat US-Präsident Donald Trump tatsächlich bereits einen Deal vorgeschlagen, an dessen Umsetzung er aber offenkundig selbst nicht glaubt. Sowohl die USA als auch die Europäische Union könnten sämtliche Zölle, Handelsbarrieren und Subventionen aufheben, schrieb Trump am Dienstagabend (Ortszeit) auf Twitter. ?Das wäre dann endlich das, was man Freien Markt und fairen Handel nennt! Ich hoffe, sie tun es. Wir sind dazu bereit - aber sie sind es nicht!?
Deutschland und Japan wollen die bestehende internationale Ordnung gemeinsam gegen zunehmende nationale Alleingänge verteidigen. Die Außenminister Heiko Maas und Taro Kono vereinbarten heute bei einem Treffen in Tokio eine engere Zusammenarbeit für Freihandel, Klimaschutz und Menschenrechte. Beide großen Wirtschaftsmächte wollen in den Staatengruppen G7 und G20 sowie in den Vereinten Nationen enger kooperieren.
Die Staats- und Regierungschefs der aufstrebenden Wirtschaftsnationen Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika kommen heute in Johannesburg zu einem Gipfeltreffen zusammen. Bei den dreitägigen Beratungen der sogenannten BRICS-Staaten soll es unter anderem um Wirtschaftsthemen, UN-Friedensmissionen und die Gründung eines gemeinsamen Zentrums zur Impfstoffforschung gehen. Es wird erwartet, dass bei den Gesprächen der Schwellenländer auch der jüngst von US-Präsident Donald Trump begonnene Handelskonflikt eine Rolle spielen könnte.
Nach seiner scharfen Drohung gegen den Iran hat US-Präsident Donald Trump signalisiert, dass er womöglich zu einem neuen Atomabkommen mit der Islamischen Republik bereit wäre. ?Wir werden sehen, was passiert, aber wir sind bereit, einen richtigen Deal zu machen, nicht so einen Deal, wie ihn die Vorgängerregierung gemacht hat, was eine Katastrophe war?, sagte Trump am Dienstag bei einer Rede vor Veteranen in Kansas City.
Der DAX startete heute schon mit leichten Abschlägen in den Tag. Aktuell notiert das deutsche Börsenbarometer bei 12.603 Punkten mit 0,7 Prozent im Minus.
Ifo-Geschäftsklima etwas eingetrübt
Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im Juli etwas weniger als erwartet verschlechtert. Wie das ifo-Institut heute in München mitteilte, fiel der von ihm erhobene Geschäftsklimaindex um 0,1 Punkte auf 101,7 Zähler. Analysten hatten im Schnitt mit einem etwas stärkeren Rückgang auf 101,5 Punkte gerechnet.
Die befragten Unternehmen bewerteten zwar ihre aktuelle Geschäftslage etwas besser als zuletzt, die Erwartungen für das nächste halbe Jahr haben sich aber verschlechtert.
Das ifo-Geschäftsklima gilt als der wichtigste Frühindikator für die deutsche Wirtschaft.
Linde profitiert vom Anlagenbau - Praxair-Fusion im Plan
Der vor der Fusion mit Praxair stehende Linde-Konzern hat im zweiten Quartal von besseren Geschäften in der kleineren Sparte Anlagenbau profitiert.
Der Umsatz der Münchner legte von April bis Juni um 1,1 Prozent auf 4,46 Milliarden Euro zu, wie der DAX-Konzern heute in München mitteilte. Bereinigt um Währungseffekte wären die Erlöse sogar um acht Prozent gewachsen.
Das operative Ergebnis (Ebitda) kletterte nicht zuletzt dank Kosteneinsparungen um 3,3 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro.
Unter dem Strich blieb ein Nettogewinn von 429 Millionen Euro übrig. Das waren gut 50 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.
Allerdings rückt die Bilanz derzeit eher in den Hintergrund. Denn bei Linde steht schon seit längerem die geplante Fusion mit dem kleineren US-Konkurrenten Praxair zum weltgrößten Gase-Anbieter im Mittelpunkt. Der Abschluss der Fusion sei weiterhin in der zweiten Jahreshälfte geplant, hieß es.
Um die Kartellbehörden in Europa, den USA und Brasilien zur Genehmigung des Deals zu bewegen, kündigten beide Konzerne milliardenschwere Verkäufe an. Denn während die Aktionäre bereits dem Zusammengehen zugestimmt haben, könnte die Fusion noch an zu hohen Auflagen oder dem Veto der Kartellbehörden scheitern.
Deutsche Bank arbeitet sich langsam aus dem Tief heraus
Die in einer schweren Krise steckende Deutsche Bank hat unter ihrem neuen Chef Christian Sewing erste Fortschritte verzeichnet. Denn die lange schrumpfenden Einnahmen stabilisierten sich im zweiten Quartal weitgehend und auch der Gewinn fiel besser aus als befürchtet. Allerdings sind die Kosten im Branchenvergleich immer noch hoch. Das einst so lukrative Geschäft rund um den Kapitalmarkt bereitet weiter Probleme.
?Im zweiten Quartal haben wir den Umbau unserer Bank erheblich beschleunigt?, erklärte der seit April amtierende Bankchef Sewing heute laut einer Mitteilung in Frankfurt. So sei der Zusammenschluss des Privat- und Firmenkundengeschäfts mit der Tochter Postbank im Mai planmäßig abgeschlossen worden. Auch der Umbau der Unternehmens- und Investmentbank gehe voran.
Im zweiten Quartal musste die Bank dennoch einen Gewinnrückgang auf unterm Strich 401 Millionen Euro hinnehmen - das sind 14 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Gegenüber dem ersten Quartal 2018, in dem nur 120 Millionen Euro hängengeblieben waren, ist dies aber ein Fortschritt.
Auch der Gewinn fiel besser aus als Analysten vorhergesagt hatten. Die Deutsche Bank hatte bereits vor gut einer Woche Eckdaten zum zweiten Quartal veröffentlicht, die nun weitgehend bestätigt wurden. Die Aktie hatte daraufhin kräftig angezogen, nachdem der Kurs Ende Juni bei einem Rekordtief von 8,75 Euro festgestellt worden war.
Aktien von Siltronic und Wirecard nach guten Zahlen leichter
Der Boom der Chipindustrie stimmt den Zulieferer Siltronic für das laufende Jahr optimistischer.
?Da wir eine ungebrochen hohe Nachfrage nach Wafern sehen, heben wir unsere Prognose leicht an?, sagte Konzernchef Christoph von Plotho laut einer Mitteilung von heute in München. Er erwartet nun einen Umsatz von knapp 1,4 Milliarden Euro und eine Ebitda-Marge von circa 40 Prozent.
Bisher hatte der TecDax-Konzern einen Umsatz von deutlich über 1,3 Milliarden Euro sowie eine Gewinnmarge vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) nahe vierzig Prozent angepeilt.
Aus den Wafern von Siltronic - das sind dünne Siliziumscheiben - werden Computerchips hergestellt. Die Branche profitiert von der Digitalisierung der Industrie, dem Wachstum der Internet-Cloud und der Elektromobilität. ?Die Nachfrage nach Wafern wurde von einer Vielzahl an Anwendungen, insbesondere aus dem Speicher- und Logikbereich aber auch von Automobil- und Industrieanwendungen, getrieben?, sagte von Plotho.
Siltronic konnte dank der ungebrochen hohen Nachfrage die Verkaufspreise weiter erhöhen und rechnet auch für den Rest des Jahres mit einem positiven Trend.
Zudem war die Wechselkursbelastung im zweiten Quartal geringer als zum Jahresstart. Da hatte der schwache US-Dollar ein Stück weit Schwung gekostet. Die Geschäfte in der Chipindustrie werden vor allem in Dollar abgewickelt. Schwächelt dieser, bleibt nach der Umrechnung in Euro bei Unternehmen wie Siltronic weniger hängen. Der Umsatz legte im zweiten Quartal zum Vorjahreszeitraum um mehr als ein Viertel auf 361,3 Millionen Euro zu. Im Vergleich zum Vorquartal war es ein Plus von mehr als zehn Prozent. In der Chipbranche wird wegen der üblichen größeren Schwankungen stärker als in anderen Sektoren auf die Quartalsvergleiche geschaut.
Das Ebitda der Wacker-Chemie-Beteiligung verdoppelte sich infolge der gestiegenen Verkaufspreise im Jahresvergleich auf 146 Millionen Euro. Unter dem Strich verdienten die Münchener 98 Millionen Euro nach gut 35 Millionen vor einem Jahr und 82 Millionen Euro im ersten Jahresviertel.
Der Aktienkurs gab nach anfänglichen Gewinnen wieder nach und liegt aktuell bei 138,20 Euro mit 1,3 Prozent im Minus.
Anfang Juli waren die Anteilsscheine mit dem Gesamtmarkt wegen der Furcht vor einem globalen Handelskrieg noch bis auf 113,45 Euro abgerutscht. Das war ein Minus von fast 30 Prozent im Vergleich zum Rekordhoch von 160,55 Euro aus dem März. Allerdings hatte sich der Wert der Papiere zuvor auch binnen zwei Jahren vervielfacht.
Der Zahlungsdienstleister Wirecard hat auch im zweiten Quartal bei Umsatz und Ergebnis deutlich zugelegt. Der Erlös kletterte im Vorjahresvergleich um 40 Prozent auf 476,9 Millionen Euro, wie das TecDax-Schwergewicht am Mittwoch in Aschheim bei München mitteilte. Der Dax-Kandidat wuchs dank Zukäufen in Nordamerika und Asien - und dank des weiter anhaltenden Shopping-Booms im Internet, von dem Wirecard profitiert, indem das Unternehmen Händlern die Abwicklung von Zahlungen anbietet. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen stieg um 39,9 Prozent auf 133,2 Millionen Euro und lag damit etwas über den Erwartungen von Experten.
Die Jahresprognose bestätigte das Management. Allerdings rechnen Analysten im Schnitt bereits mit etwas mehr operativem Ergebnis als das obere Ende der Prognosespanne bei 545 Millionen Euro. Die vollständigen Zahlen zum abgelaufenen Quartal legt Wirecard am 16. August vor.
Börse Stuttgart TV
Der Handelskonflikt geht in die nächste Runde und Donald Trump möchte alle China-Importe mit Strafzöllen belegen. Was steckt dahinter und hat der US-Präsident mit seinen Vorwürfen vielleicht doch recht? Einschätzungen von Fondsmanagerin Yanjun Gast von der LBBW Asset Management bei Börse Stuttgart TV.
Video unter folgendem Link anschauen: https://www.boerse-stuttgart.de/de/boersenportal/nachrichten-und-vid eos/boerse-stuttgart-tv/?video=15412
Euwax Sentiment Index
Der Euwax-Sentiment-Index lag am Nachmittag im positiven Bereich. In dieser Phase setzte die Mehrheit der kurzfristig orientierten Anleger mit Knock-out-Calls und Call-Optionsscheinen auf steigende Kurse des DAX.
Trends im Handel
An der Euwax waren heute vor allem auch Knock-out-Calls auf die Vorzugsaktie von Volkswagen gesucht.
Rege gehandelt wurde auch mit Knock-out-Calls auf die Deutsche Bank, ohne dass sich hierbei ein klarer Mehrheitstrend herausbildete.
Knock-out-Calls auf Aixtron waren vor der Veröffentlichung der Quartalszahlen überwiegend auf der Verkaufsseite zu finden.
Darüber hinaus kauften Investoren heute Call-Optionsscheine auf Adidas und Fresenius.
Zudem waren Puts auf den NASDAQ 100 gefragt.
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Quelle: Boerse Stuttgart GmbH
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