Der iBoxx Corporates zeigte sich in der zurückliegenden Berichtswoche ohne größere Veränderungen. Die Kreditspreads im Index europäischer Unternehmensanleihen aus dem Investment-Grade blieben im Bereich 60-70 Basispunkte. Der Index wartet auf neue Impulse. Diese könnten eindeutig von handelspolitischer Seite erfolgen, war der Anstieg der Kreditspreads in den vergangenen Wochen doch maßgeblich zwei zyklischen und konjunkturabhängigen Branchen zuzuschreiben. Die Spreads der iBoxx-Sektoren Automobil (+16 bp), Grundstoffe (+18 bp) legten seit Anfang Juni eine bemerkenswerte Rallye hin. Die Gründe liegen auf der Hand: US-Zölle auf Automobilimporte aus der EU (eine Erhöhung auf 25 % wurde diskutiert) sowie deutlich nachgebende Rohstoffpreise (u.a. Kupfer, siehe Kommentar) lassen unternehmensspezifische Risiken und folglich ihre Risikoprämien perspektivisch ansteigen. Der Handelskonflikt zog auch die Kreditspreads weiterer konjunktursensibler Branchen wie Medien oder Einzelhandel mit nach oben. Angesichts der handelspolitischen Einigung zwischen der USA und EU (25.07.) erscheint eine Erholung in den betreffenden Branchen möglich.
Auf die Ratingaktivitäten der Agenturen hat sich das veränderte handelspolitische Klima und die konjunkturelle Delle im zweiten Quartal 2018 noch nicht beunruhigend ausgewirkt. Im zurückliegenden Quartal hob die Ratingagentur S&P über alle Branchen und sämtliche Ratingklassen in Westeuropa hinweg häufiger den Daumen nach oben als nach unten. 143 Upgrades standen 97 Downgrades gegenüber. Das Verhältnis von Up- zu Downgrades konnte sich zum Vorquartal insgesamt sogar leicht verbessern. Allerdings ist der Überschuss von Up- zu Downgrades besonders im Vergleich zu 2017 weniger herausragend.
In den Ratingklassen zeigte sich jedoch ein differenziertes Bild. Im Investmentgrade-Bereich (IG) kamen im zweiten Quartal auf ein Downgrade rund zwei Upgrades. Allerdings ist dies das niedrigste Verhältnis von Up- zu Downgrades seit viertem Quartal 2016. Im High Yield Segment (HY) überwogen im ersten Quartal 2018 sogar noch die Upgrades. Hier hat sich die Euphorie jedoch insoweit eingetrübt, denn das zurückliegende Quartal sah das niedrigste Up-/Downgrade-Ratio seit dem ersten Quartal 2016.
Die Ratingtrends halten insgesamt Schritt mit der konjunkturellen Entwicklung in Westeuropa. Unternehmens- und Branchenspezifika dürfen jedoch nicht außer Acht gelassen werden. Zudem sollte dem High Yield Segment im dritten Quartal besondere Aufmerksamkeit zukommen. Eine Rückkehr des Handelskonflikts wird hier zu allererst zu spüren sein.Hier können Sie das "Wochenbarometer" mit aktuellen News zu den Kapitalmärkten und weitere Publikationen herunterladen.