Von Florian Faust
NEW YORK (Dow Jones)--Angeführt von Verlusten im Technologiesektor hat die Wall Street am Freitag mit Verlusten geschlossen. Damit setzte sich die Talfahrt der Technologiewerte den zweiten Tag in Folge fort. War es am Vortag Facebook, sorgten nun Twitter und Intel für Verdruss unter Anlegern. Zu Beginn der Sitzung war das Sentiment im Technologiebereich noch von starken Amazon-Geschäftszahlen gestützt worden. Doch deren Strahlkraft ließ im Verlauf immer mehr nach. "Es gibt wenig Spielraum für Enttäuschungen", sagte Chefaktienstratege Roger Jones von London & Capital mit Blick auf die hohen Bewertungen im Technologiesektor.
Auch sonst fanden Anleger zum Wochenschluss keine überzeugenden Kaufargumente. Denn auf dem breiten Markt lasteten tendenziell die schwachen Geschäftszahlen der Ölgiganten Chevron und Exxon. Zudem lieferten die Konjunkturdaten des Tages Licht und Schatten. Der Dow-Jones-Index sank um 0,3 Prozent auf 25.451 Punkte, S&P-500 und Nasdaq-Composite fielen um 0,7 bzw. 1,5 Prozent. Umgesetzt wurden 754 (Donnerstag: 814) Millionen Aktien. Dabei standen den 953 (1.740) Kursgewinnern an der Nyse 2.005 (1.219) -verlierer gegenüber. Unverändert schlossen 106 (118) Titel. Der Dow verbuchte trotz der Tagesabschläge die längste Gewinnphase auf Wochensicht seit Januar.
Konjunkturdaten überzeugen nicht in Gänze
Auch der deutlichste Anstieg des stark beachteten Bruttoinlandsprodukts seit vier Jahren konnte Anleger nicht zum Kauf von Aktien verleiten. Denn der BIP-Zuwachs im zweiten Quartal lag leicht unter den Erwartungen, die allerdings sehr hoch waren. Ähnlich hin- und hergerissen zeigten sich Händler bei der Verbraucherstimmung. Die hatte sich im Juli gemäß Zweitlesung der Universität Michigan weniger deutlich als befürchtet abgeschwächt. Gleichwohl, so betonten Händler, habe sich die Stimmung eingetrübt.
"Die überzeugenden BIP-Daten - die mit einem Anstieg um 4,1 Prozent noch immer gut ausfallen, auch wenn sie etwas unter der Konsensschätzung liegen - werden der Fed signalisieren, dass sie mit ihrem Plan zur Zinserhöhung fortfahren kann. Das steht bei Investoren heute ganz oben auf der Liste", sagte Investmentstratege Chad Oviatt von Huntington Private Bank.
Amazon Top - Twitter Flop
Amazon überraschte derweil positiv. Der Onlinehändler meldete für das zweite Quartal ein Rekordergebnis, das er ausgerechnet seinem normalerweise eher schwachen Kerngeschäft, dem Einzelhandel, verdankte. Dass der Umsatz leicht unter den Erwartungen lag, störte Anleger etwas. Amazon stiegen um 0,5 Prozent auf 1.817 Dollar und kamen deutlich von Tageshochs zurück. Experten von JP Morgan erhöhten ihr Kursziel auf 2.200 von 1.900 Dollar.
Kritischer zeigten sich die Investoren bei Intel. Der Chiphersteller hatte zwar mit Umsatz und Ergebnis die Erwartungen übertroffen und den Ausblick erhöht, Börsianer bemängelten aber den Umsatz mit Rechenzentren. Analysten hatten hier auf mehr gehofft. Intel brachen als Dow-Schlusslicht um 8,6 Prozent ein.
Die Twitter-Aktie wandelte auf den Spuren von Facebook am Vortag - sie stürzte um 20,5 Prozent ab. Das Vorgehen gegen falsche Nutzerkonten hatte zu einem Rückgang der Nutzerzahlen im zweiten Quartal geführt - eine Entwicklung, die sich im dritten wohl fortsetzen wird. Der Pharmakonzern Merck & Co hatte im zweiten Quartal den Umsatz gesteigert und bereinigt mehr verdient als am Markt erwartet. Die Aktie verlor 0,8 Prozent. Marktbeobachter kritisierten die Abhängigkeit vom Krebsmedikament Keytruda.
Die Ölgiganten Exxon Mobil und Chevron verfehlten die Erwartungen. Die Aktien büßten 2,8 bzw. 1,6 Prozent ein. Electronic Arts verbilligten sich um 5,7 Prozent. Der Anbieter von Videospielen hatte zwar mit seinen Quartalszahlen die Markterwartungen übertroffen, doch enttäuschte der Ausblick.
Ähnlich verhielt es sich bei Juniper Networks. Die Geschäftszahlen fielen überraschend gut aus, der Ausblick auf das dritte Quartal liegt jedoch unter den Konsensschätzungen. Juniper Networks rauschten 7,3 Prozent gen Süden.
Die Restaurantkette Chipotle Mexican Grill überzeugte mit unerwartet guten Quartalszahlen. Überdies steckte sich Chipotle ehrgeizigere Jahresziele. Die Aktien rückten um 5,7 Prozent vor. Mit einem Rückgang von 0,8 Prozent reagierten die Aktien von Amgen auf den Zahlenausweis des Biotechnologie-Unternehmens. Starbucks hatte im Großen und Ganzen die Markterwartungen getroffen, die Titel der Kaffeehauskette zogen um 1,4 Prozent an. Dem Chef des Medienkonzerns CBS, Leslie Moonves, wurde die Belästigung von Frauen vorgeworfen. Das Unternehmen kündigte eine Untersuchung an, die Titel gingen um 6,1 Prozent auf Talfahrt.
Dollar und Renditen schwächeln mit BIP-Daten
Am Devisenmarkt neigte der Dollar mit den BIP-Daten unter Prognose zur Schwäche. Der ICE-Dollarindex ermäßigte sich um 0,1 Prozent. Der Euro ging mit 1,1663 Dollar knapp über den Ständen des Vorabends von 1,1641 um. Auch Wochensicht verbuchte der Greenback aber Gewinne.
Die Ölpreise gaben nach. Die Ölförderaktivitäten in den USA waren auf Wochensicht wieder gestiegen, wie Daten des Öldienstleisters Baker Hughes zeigten. Zuvor war die Anzahl aktiver Ölförderanlagen zurückgegangen. Der Preis für ein Fass US-Leichtöl der Sorte WTI verbilligte sich um 1,3 Prozent auf 69,69 Dollar, während europäisches Referenzöl der Sorte Brent um 0,4 Prozent auf 74,25 Dollar nachgab. Auf Wochenbasis legten die Preise aber kräftig zu - gestützt von geopolitischen Sorgen. So hatte Saudi-Arabien wegen Attacken der Huthi-Rebellen die Zufahrt ins Rote Meer gesperrt. Hinzu kam die Verschärfung der Irankrise mit den im November beginnenden Sanktionen gegen das Land.
Der Goldpreis legte mit der Dollarschwäche leicht zu und notierte wieder über der Unterstützung von 1.220 Dollar. Mit den leicht enttäuschenden BIP-Daten hatte die Feinunze ins Plus gedreht. Sie stieg im späten Handel um 0,1 Prozent auf 1.224 Dollar, blieb damit aber nahe am Jahrestief. Noch im Aprilhoch hatte die Unze über 1.365 Dollar gekostet. Auf Wochensicht war es der dritte Verlust in Folge.
Rentenpapiere stießen mit dem etwas schwächer als erwartet ausgefallenen BIP auf Kaufinteresse. Auch die niedrige Inflation stützte den Rentenmarkt, denn sie zwingt die US-Notenbank nicht zu einem forscheren Vorgehen bei der Straffung der Geldpolitik. Der von der US-Notenbank als Inflationsmaß favorisierte Deflator für die persönlichen Konsumausgaben war um 1,8 Prozent nach einem Plus von 2,5 Prozent im Vorquartal gestiegen. Die Rendite zehnjährige Staatsanleihen sank um 2 Basispunkte auf 2,96 Prozent.
=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 25.451,06 -0,30 -76,01 2,96 S&P-500 2.818,82 -0,66 -18,62 5,43 Nasdaq-Comp. 7.737,42 -1,46 -114,77 12,08 Nasdaq-100 7.296,78 -1,40 -103,97 14,08 US-Anleihen Laufzeit Akt. Rendite Bp zu Vortag Rendite Vortag +/-Bp YTD 2 Jahre 2,67 -0,8 2,68 146,7 5 Jahre 2,85 -0,7 2,85 92,4 7 Jahre 2,91 -2,3 2,94 66,7 10 Jahre 2,96 -2,1 2,98 51,3 30 Jahre 3,08 -1,7 3,10 1,6 DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8:35 Do, 17:17 % YTD EUR/USD 1,1658 +0,15% 1,1640 1,1663 -3,0% EUR/JPY 129,38 -0,09% 129,30 129,58 -4,4% EUR/CHF 1,1592 +0,16% 1,1581 1,1583 -1,0% EUR/GBP 0,8897 +0,18% 0,8890 0,8873 +0,1% USD/JPY 110,99 -0,23% 111,09 111,10 -1,5% GBP/USD 1,3105 -0,02% 1,3093 1,3144 -3,0% Bitcoin BTC/USD 8.222,55 +2,4% 7.913,71 8.214,01 -39,8% ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 68,94 70,46 -1,0% -0,67 +18,6% Brent/ICE 74,36 74,54 -0,2% -0,18 +15,2% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.223,39 1.222,63 +0,1% +0,76 -6,1% Silber (Spot) 15,50 15,38 +0,7% +0,11 -8,5% Platin (Spot) 830,75 828,00 +0,3% +2,75 -10,6% Kupfer-Future 2,79 2,81 -0,8% -0,02 -16,5% ===
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July 27, 2018 17:14 ET (21:14 GMT)
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